Die Ärzte im Altkreis halten sich mit Unterstützung der Petition zurück. Dafür ist die Mitwirkung in der Region umso größer, um eine offizielle Stellungnahme des Innenministeriums zu erzwingen.

Leonberg - Das Quorum von 21 000 Unterschriften ist erreicht. So hat es das Online-Portal Open Petition am Donnerstag ausgewiesen, wo die Initiatoren die Aktion „Christoph 41 muss in Leonberg bleiben“ im Juni gestartet hatten. Nach einem eher verhaltenen Start im Sommer hatte die Unterschriftensammlung zuletzt doch noch an Fahrt aufgenommen. Ihren Beitrag dazu hatten auch verschiedene Vereine, Organisatoren und Privatpersonen geleistet, die mit Ständen etwa auf Wochenmärkten Unterschriften gesammelt hatten. Auch der Handel hatte sich mancherorts beteiligt und verschiedene Geschäftsinhaber die Listen zum Unterschreiben ausgelegt.

 

Warum legen Ärzte keine Listen aus?

Doch viele fragen sich, wieso keine Listenstapel in den Praxen der Ärzteschaft Leonberg für die Erhaltung des örtlichen Standorts des Rettungshubschraubers Christoph 41 ausliegen. Vom Hubschrauber als solchem hätten die niedergelassenen Ärzte weder einen wirtschaftlichen Nachteil noch einen Vorteil. Dafür stärkt der Rettungshubschrauber aber den Standort des Krankenhauses. Das bringe kurze Wege mit sich und mache die Zusammenarbeit der Ärzte mit dem Krankenhaus einfacher und besser, was ein großer Vorteil bei der Versorgung der Patienten der niedergelassenen Ärzte ist.

„Der Vorstand der Ärzteschaft Leonberg hat über die Ärztekammer einen E-Mail verschicken lassen an die etwa 700 Ärztinnen und Ärzte des Altkreises, die ihre E-Mail-Adresse bei der Kammer hinterlegt haben“, sagt deren Vorsitzender Timo Hurst. „Einstimmig war der Beschluss über die Versendung der Nachricht nicht und auch die Positionen sind es nicht“, erläutert Hurst. Der größere Teil des Vorstands war dafür.

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In der E-Mail erläutert der Vorstand, dass bei einer Neustrukturierung der Luftrettungsstandorte die Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41 drohe. „Der Vorstand der Ärzteschaft Leonberg ist deutlich mehrheitlich für den Erhalt des Standortes Leonberg. Sowohl die Versorgung als auch die Qualität des Krankenhausstandortes, nicht zuletzt auch die Attraktivität für beschäftigte Ärzte, insbesondere die Weiterbildung profitiere in erheblichem Maße von der Stationierung der Deutschen Luftrettung vor Ort“, heißt es in der E-Mail. Deshalb unterstütze der Vorstand die Onlinepetition für Christoph 41.

„Wir können nur sensibilisieren“

„Als Ärzteschaftsvorsitzender muss ich mich darauf beschränken, für die Thematik zu sensibilisieren und alle Voten berücksichtigen, denn ich bin auch der Repräsentant von Kolleginnen und Kollegen, deren Meinung ich vielleicht nicht teile“, erläutert Timo Hurst seine Zurückhaltung.

Den an ihn herangetragenen Bitten, die Ärzte aufzufordern, die Listen in Arztpraxen auszulegen, dürfe er aus berufsrechtlichen Gründen nicht nachkommen, macht der Vorsitzende der Ärzteschaft deutlich. Das würde auch als Vorgehen beziehungsweise Äußerung der Ärztekammer verstanden. „Einmal ganz abgesehen davon, dass die Praxisaktivitäten Sache der Kassenärztlichen Vereinigung sind und es sich bei Arztpraxen um freiberufliche Einrichtungen handelt, in der jede Inhaberin oder Inhaber selbst darüber entscheidet, was sie oder er im erlaubten Rahmen in seiner Praxis auslegt“, erklärt Timo Hurst des Sachstand.

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„Der Rettungshubschrauber Christoph 41 gehört zu Leonberg – genau wie der Engelbergturm und der Pferdemarkt“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Deshalb ruft der OB alle Bürger dazu auf, sich weiterhin an der Unterschriftenaktion zu beteiligen, um den Abzug des Hubschraubers zu verhindern. Die Luftrettungsstation am hiesigen Kreiskrankenhaus gibt es bereits seit 36 Jahren. Damit das so bleibt, wurde von Cohn und dem Gemeinderat eine Resolution ins Leben gerufen.

Gemeinsam wird an den Landtag, die Landesregierung und insbesondere an das Innenministerium appelliert, den Rettungshubschrauber weiterhin in Leonberg zu stationieren. Zudem wird um Unterstützung dafür gebeten beim Kreis Böblingen und dem Kreistag, bei den Bundes- und Landtagsabgeordneten aus der Region sowie bei den Nachbarkommunen aus den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg und dem Enzkreis.

Unterstützung kommt auch aus Renningen

Tatkräftige Unterstützung für die Petition „Christoph 41 muss in Leonberg bleiben!“ kommt vom Einkaufszentrum Süd aus Renningen. Der Geschäftsführer Ralph Geyer hat einen Aufruf an die Kundschaft der Läden und Gaststätten in der Weil der Städter Straße gestartet „dieses wichtige Anliegen digital oder auf unseren ausliegenden Unterschriftslisten im Einkaufszentrum“ zu unterstützen. Die Aktion ist gut angekommen. Die Partner im Einkaufszentrum haben bisher mehr als als 800 Unterschriften gesammelt und machen fleißig weiter. „In den nächsten Tagen werden wir sie einem der Initiatoren der Petition übergeben“, sagt Ralph Geyer.

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Der Enzkreis-Vertreter im Landtag, Erik Schweickert (FDP), ruft trotz 21 000 Unterschriften dazu auf, die Petition weiter zu unterstützen, um eine Stellungnahme des Ministeriums zu erzwingen. „Diese ist bereits jetzt ein großer Erfolg,“ sagt Schweickert. Doch es gelte zu zeigen, welche Bedeutung Christoph 41 für die Luftrettung der Region habe. „Je mehr Unterzeichner desto besser“, appelliert Schweickert. Nachdem das zuständige Innenministerium bisher keine Anzeichen gezeigt habe, von seinen Plänen zur Verlegung des Rettungshubschraubers in den Raum Tübingen abzuweichen, sei es besonders wichtig, dass die Region ein Zeichen setze.

Besonders freue er sich über die große Unterstützung aus den Gemeinden. So haben Friolzheim, Heimsheim und Tiefenbronn bereits Resolutionen zum Erhalt des Standorts Leonberg auf den Weg gebracht. Es gelte, gemeinsam weiterzukämpfen, damit Christoph 41 am angestammten Platz bleibe und sich die Notversorgung aus der Luft auch im Enzkreis nicht verschlechtere.

Förderverein: Wir brauchen den Rettungshubschrauber

Der Verein unter dem Vorsitz von Willi Burger hat erreicht, dass er in allen Filialen der Kreissparkasse Böblingen im Altkreis Leonberg Unterschriftenlisten für die Petition auslegen kann. „Der Rettungshubschrauber ist unverzichtbar für das Krankenhaus“, sagt Burger. Die Listen sollen rechtzeitig vor Ende der Petition Anfang Dezember an die Initiatoren überreicht werden.