Rettungs- und Hilfsorganisationen aus Leonberg sammeln Unterschriften gegen das Vorhaben des Innenministeriums, den Rettungshubschrauber aus Leonberg abzuziehen.

Es ist nur auf den ersten Blick eine Leonberger Angelegenheit, doch das Gedankenspiel von der Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41 betrifft einen Ballungsraum mit mehreren Millionen Menschen. Inzwischen läuft auch eine Online-Petition, die sich an das Innenministerium Baden-Württemberg richtet. Damit sollen Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt werden.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Bleibt Christoph 41 in Leonberg?

Initiatoren der Petition sind aus Leonberg: Matthias Schultheiß (Ortsbeauftragter THW-Ortsverband), Ulrich Vonderheid (Vorsitzender DRK-Ortsverein), Michael Gerhold (Bereitschaftsleiter DRK-Ortsverein), Rainer Müller (Leiter der DRK-Rettungswache), Wolfgang Zimmermann (Stadtbrandmeister), Martin Schipplick (Ärztlicher Leiter DRK-Rettungswache) sowie Michael Steindorfner (Präsident des DRK-Kreisverbandes Böblingen) und Gerhard Fuchs (Geschäftsführer Rettungsdienst Böblingen).

Lesen Sie aus unserem Angebot: Landrat ist für den Standort Leonberg

Die Initiatoren, von Amts wegen alle Kenner der Rettungsgeschehens, argumentieren gegen das Rechenmodell eines Münchner Gutachters, der empfiehlt, den Leonberger Hubschrauber auf eine Achse zwischen Tübingen und Reutlingen zu verschieben. Ihre Forderung: „Christoph 41 muss in Leonberg bleiben, um die Patientenversorgung im Großraum Stuttgart auf dem höchsten Niveau zu halten!“ In der von der Landesregierung in Auftrag gegebenen „Struktur- und Bedarfsanalyse der Luftrettung in Baden-Württemberg“ sei vieles aus der gelebten Wirklichkeit in der Rettungsdienststruktur nicht beachtet worden, so die Initiatoren.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Im Notfall kommt schnelle Hilfe aus der Luft

Von Sonnenaufgang an (frühestens 7 Uhr) fliegt die Maschine nämlich Einsätze in den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg, Stuttgart, Rems-Murr, Schwäbisch-Hall, Heilbronn, Pforzheim, Calw, Reutlingen und Esslingen sowie bei Bedarf Intensivtransporte im gesamten Land. Und jedes Jahr steigt die Crew weit mehr als 1100 Mal in die Luft.

Um die Versorgung in Gebieten mit wenigen Notarzteinsätzen zu sichern, werde in Kauf genommen, dass die Versorgung der Landkreise mit viel Bevölkerung, viel Verkehr und hoher Notarzteinsatzzahl deutlich verschlechtert wird. Dabei sei aufgrund der Verkehrssituation in der Region, in die der Hubschrauber verschoben werden soll, die bodengebundene rettungsdienstliche und notärztliche Versorgung gewährleistet.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Der Hubschrauber muss in Leonberg bleiben

Unrealistisch finden die Petenten den Gutachtervorschlag, den als Intensivtransporthubschrauber vorgesehenen Christoph 51 mit Standort in Pattonville bei Ludwigsburg die Notarzteinsätze von Christoph 41 auffangen zu lassen. Dieser sei durch Intensivverlegungsflüge blockiert und wäre rein zeitlich nicht in der Lage, die Einsätze zu fliegen.

Als Kenner der Materie sind die Initiatoren nicht nur Nein-Sager zu einer Verlegung von Christoph 41, sondern sie haben auch eine Lösung – obwohl die im Gutachten beklagte Versorgungslücke in der südlichen Schwäbischen Alb, in den Kreisen Sigmaringen und Zollernalbkreis ihrer Meinung nach lediglich durch unrealistische Annahmen der Fluggeschwindigkeit und ohne „Voralarm“ eines Rettungshubschraubers entstehe.

Was ist der Voralarm?

Der „Voralarm“ ist eine neue Form der Alarmierung der Rettungshubschrauber, die seit 2019 mit Christoph 43 am Standort Rheinmünster getestet wird. Dies führt zu einer deutlich schnelleren Ausrückzeit und damit zu mehr Reichweite innerhalb des Zeitintervalls zwischen der Alarmmeldung bei der Leitstelle und dem Eintreffen bei den Patienten.

Tatsächlich werde diese Region von den Rettungshubschraubern aus Ulm und Villingen-Schwenningen in 20 Minuten größtenteils bereits erreicht. Unter Einbeziehung des Voralarms könnten das auch die Rettungshubschrauber aus Leonberg und Friedrichshafen leisten. Den Modellversuch des Voralarms auf ganz Baden-Württemberg auszudehnen und die Situation nach mehreren Jahren mit den Ergebnissen neu zu bewerten, sei ein konsequenter Schritt.

21 000 Unterschriften werden gebraucht

Die Online-Petition läuft noch etwa vier Monate. Gegenwärtig sind etwa 4600 Unterschriften gesammelt. Für ein Quorum, damit Open-Petition von den zuständigen Entscheidungstragenden eine Stellungnahme einfordert, sind 21 000 Unterschriften nötig.

Leonberg -

Hier geht es zur Petition

Online-Petition
www.openpetition.de/petition/online/rettungshubschrauber-christoph-41-muss-in-leonberg-bleiben