Der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner will mehr Lücken schließen und dafür die Natur schonen.

Leonberg - Gut 100 neue Mietwohnungen in zentraler Lage, davon 25 in der Kategorie „bezahlbar“, also 33 Prozent unter der ortsüblichen Miete – das ist schon was. Nicht nur deshalb ist Klaus Brenner sehr froh, dass der Leonberger Gemeinderat unmittelbar vor der Sommerpause grünes Licht für das Postareal gegeben hat. Der Baubürgermeister setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass jene Flächen, auf denen einst die Hauptverwaltung der Leonberger Bausparkasse und die frühere Hauptpost mit Frachtzentrum waren, mit neuem Leben erfüllt werden.

 

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Mit dem aktuellen Ratsbeschluss ist ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg dorthin erreicht. Brenner hat Verständnis dafür, dass es aus der Kommunalpolitik immer wieder kritische Nachfragen gegeben hat, gerade was die Zufahrtswege betrifft. Aber nicht zuletzt wegen des leer gefegten Immobilienmarkts, aber auch aus städtebaulichen Aspekten, sieht der Architekt und Stadtplaner vor allem die Vorteile des neuen Viertels mitten im Herzen Leonbergs.

Befürchtungen der Grünen

„Die Lage direkt am Rande der Altstadt auf der einen Seite und dem Rathaus auf der anderen Seite ist einzigartig“, verweist Brenner auf die Funktion des Postareals als Bindeglied zwischen dem historischen Marktplatz und der neuen Stadtmitte rund ums Leo-Center.

Die Befürchtungen der Grünen, das neue Quartier mit Gastronomie und Handel würde der Altstadt eher schaden als nützen, teilt der Baubürgermeister nicht: „Ein großer Lebensmittelmarkt oder ein neuer Drogeriemarkt, das sind Geschäfte, die in der Altstadt keinen Platz haben. Wer hier einkauft, wird auch die paar Schritte zum Marktplatz machen.“ Damit das möglichst attraktiv ist, wird eine sechs Meter breite Brücke für Fußgänger und Radler das historische und das moderne Viertel miteinander verbinden.

Alte Schuhfabrik als Ergänzung

Die im Postareal vorgesehene Tiefgarage werde den Marktplatz zusätzlich stärken. Neben den Anwohnern können hier Kunden und Besucher parken. „Das ist für Menschen, die in die Altstadt möchten, sehr interessant.“ Dazu passe gut, dass die jenseits der Eltinger Straße liegende alte Schuhfabrik „im Kern“ erhalten bleiben soll, findet Brenner. „Beide Bereiche werden sich gut ergänzen und mehr Aufenthaltsqualität bringen.“

Aufenthaltsqualität – das ist einer der Lieblingsbegriffe Klaus Brenners. Und den interpretiert er ganzheitlich: Nur in einer schönen Stadt lebt es sich gut. Wohnblöcke, in denen möglichst viele Menschen untergebracht werden sollen, sind seine Sache nicht: „Deshalb müssen wir uns die Frage stellen, wie groß wir noch werden wollen.“

Was ist der Weg in die Zukunft?

Die Antwort gibt der oberste Stadtplaner gleich mit: „Ein moderates Wachstum wird der Weg in die Zukunft sein.“ Wesentliche Weichen sind dafür gestellt, sagt er und nennt beispielhaft ein kleineres Quartier an der Berliner Straße, für das gerade ein Investorenwettbewerb läuft. Mit den Ergebnissen rechnet er zum Jahreswechsel.

Für das geplante Viertel am Unteren Schützenrain sind die Planungen „komplexer, weil wir hier etliche Arten- und Naturschutzvorgaben beachten müssen“. Konkrete Formen hingegen nimmt das Pandion-Quartier auf dem alten TSG-Gelände an. Bald losgehen wird es auf dem Gelände der Kreissparkasse-Hauptstelle an der Grabenstraße. Dort will das Kreditinstitut neben einem neuen Direktionsgebäude 70 Mietwohnungen bauen.

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Darüber hinaus hat die Nachverdichtung in der Kernstadt erheblich zugenommen. Auf Flächen, auf denen früher ein Einfamilienhaus gestanden hat, stehen jetzt mehrgeschossige Bauten. Klaus Brenner hat zwar Verständnis, dass das Zubauen von Lücken nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt. Für ihn ist es gleichwohl die bessere Alternative als das Ausweisen neuer Gebiete auf der grünen Wiese. „Man muss die Baupolitik als Ganzes sehen: Wir haben in der Natur um uns herum einfach zu viel Qualität “, sagt der Baubürgermeister.

Was nicht ausschließe, dass in den Randlagen und in den Stadtteilen noch kleinere Gebiete entstehen könnten. Entscheidend in der Zukunftsplanung sind für Brenner die kurzen Wege: „Alle Einrichtungen der Grundversorgung – Geschäfte, Schulen, Gastronomie – müssen zu Fuß in 15 Minuten erreichbar sein.“