Eine von Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) initiierte interfraktionell besetzte Arbeitsgruppe, in der auch die Künstler vertreten sind, hat sich mit vier Möglichkeiten beschäftigt: Die Komplettsanierung wird nur von den Künstlern selbst gefordert. Einen Abriss des Vorderhauses mit dem Rahmengeschäft bei gleichzeitiger Sanierung der anderen Gebäudeteile ist auf Zustimmung der Grünen und der CDU gestoßen. Den Komplettabriss und Neubau halten Freie Wähler und FDP für richtig. Als Kompromiss hat der Gemeinderat nun das vierte Szenario auf den Weg gebracht: Vorder- und Hinterhaus müssen fallen und werden neu gebaut, das Kerngebäude saniert.
Kostenfrage ungeklärt
So weit, so gut. Doch die Frage, wer das alles bezahlen soll, steht unverändert im Raum. Geht es nach den Grünen, ist die Kommune in der Pflicht: „Eine liebenswerte Stadt braucht mehr als Wohnblock an Wohnblock“, sagt die Stadträtin Gudrun Sach. „Für manche Dinge muss die öffentliche Hand die Steuern auch nutzen, die sie einnimmt.“
Ganz anders Christa Weiß: „Hier sind einige traumtänzerisch unterwegs“, kommentiert die Sozialdemokratin die Wünsche nach einer Finanzierung durch das Rathaus. „Unsere Schulden bewegen sich in Richtung 100 Millionen Euro. Was hier diskutiert wird, übersteigt klar unsere Möglichkeiten.“
Vorrang für das Alte Rathaus?
Unabhängig von der Kostenfrage sieht Axel Röckle die Sanierung des Alten Rathauses am Marktplatz als sehr viel dringlicher an: „Hier haben wir ein wirklich altes Haus, in dessen Erhalt wir investieren müssen“, mahnt der Fraktionschef der Freien Wähler. Und seine CDU-Kollegin Elke Staubach meint, dass man „darüber streiten kann, ob die Schuhfabrik historisch wertvoll ist“.
Auch der Oberbürgermeister glaubt nicht, dass Leonberg das Projekt aus eigener Kraft stemmen kann, selbst wenn es private Spenden oder einen Förderverein gebe. Zumal niemand wisse, welche bösen Überraschungen eine nähere Untersuchung des Gebäudes noch mit sich bringen würde.
Investor mit Herz für Kunst
Martin Georg Cohn plädiert stattdessen dafür, potenzielle Investoren kreativ einzubinden: „Wir sollten sie nach ihren Ideen für eine Lösung fragen, bei der auch Künstler ihren Platz haben.“ Die Bedenken der Grünen, dass es Investoren nur ums Geld und nicht um die Kultur gehe, teilt Cohn nicht: „Wir verpflichten uns zu nichts.“ Die Mehrheit des Gemeinderates folgt dem OB hier. Jetzt sind die Ideen von Investoren gefragt.