Einen Tag nach der Bürgermeisterwahl reflektieren Bewerber und Gemeinderat das Ergebnis.

Heimsheim - Den Wahlsonntag werden Jürgen Troll und Nastassia Di Mauro – und vermutlich auch viele andere Heimsheimer – so schnell nicht vergessen. Bis zuletzt blieb es spannend, nach den ersten Auszählungen trennten die beiden Kandidaten nur wenige Prozentpunkte. Letztlich konnte sich der Amtsinhaber Jürgen Troll aber mit 54 Prozent der Wählerstimmen gegen seine Herausforderin durchsetzen (45 Prozent).

 

„Für mich war das eine ganz spannende Zeit, die ich nicht missen möchte“, erzählt Nastassia Di Mauro am Tag nach der Wahl im Gespräch mit unserer Zeitung. Trotz der Niederlage nimmt sie viel Positives aus dem Wahlkampf mit. „Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, ich habe hier so viele wunderbare Menschen kennengelernt.“ Was sie in ihrer Zeit in Heimsheim erlebt habe, habe sie in ihrem Ziel, Bürgermeisterin zu werden, nur bestärkt.

Troll: Dankbar für das Vertrauen

Für den jetzigen und zukünftigen Bürgermeister von Heimsheim, Jürgen Troll, kann nach dem aufreibenden Abend nun langsam der Alltag wieder einkehren. „Die Heimsheimerinnen und Heimsheimer haben mich gleich im ersten Anlauf im Amt bestätigt. Für das ausgesprochene Vertrauen bin ich sehr dankbar“, kommentiert er den Ausgang der Wahl am Montag. Er gehe gestärkt in eine zweite Amtszeit. „Wir können die gute Entwicklung Heimsheims fortsetzen.“

Spannend wird sich im Folgenden sicherlich die Zusammenarbeit im Gemeinderat gestalten. Dass hier im Vorfeld einiger Unmut entstanden war, ist spätestens seit der Dankesrede des Bürgermeisters am Sonntag kein Geheimnis mehr. Troll hatte Teilen des Gemeinderats unfairen Wahlkampf zugunsten seiner Mitbewerberin Di Mauro vorgeworfen. Für die Zukunft, das betonte er am Wahlabend, „trage ich aber niemandem etwas nach“. Sicher gebe es einige Dinge, die man im Gemeinderat gemeinsam besprechen müsse. „Aber am Ende sollte es immer um die Stadt gehen und darum, was das Beste ist.“

SPD: Befindlichkeiten beenden

Das wünscht sich auch Rolf Vetter, Sprecher der SPD-Fraktion. „Ich würde mir wünschen, dass gewisse Befindlichkeiten im Gemeinderat beendet werden“, damit es wieder um die Sache gehe. Er wie auch seine Ratskollegin Carolin Schneider (Frauen für Heimsheim) freuen sich weiter auf die gute Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister Jürgen Troll, „damit wir die Projekte, die wir gemeinsam begonnen haben, fortführen können“, so Schneider.

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Gleiches ist von den Bürgern für Heimsheim zu hören. „Wir wünschen uns, dass die kompetenten Verwaltungsqualitäten gemeinsam mit unserem ehrenamtlichen Rat das maximale Ergebnis für Heimsheim in Zukunft erzielen kann“, erklärt Gaby Wulff als Fraktionsvorsitzende Bürger für Heimsheim. „Dazu gehört auch unsere Wertschätzung von Fachkompetenz in der Verwaltung sowie die Umsetzung von kommunalen Gesetzen, die nicht immer jedem einzelnen Bürger gleichermaßen gefällt. Dazu sind wir verpflichtet.“ Öffentlicher Dienst sei nun mal nicht dasselbe wie die freie Wirtschaft. „Das sollte nicht ständig falsch interpretiert und dazu benutzt werden, Bürger zu verunsichern.“

Enttäuschung bei der Unabhängigen Wählervereinigung

Auch dieser Ball ist klar in Richtung der übrigen Fraktionen gespielt, die sich entweder offen für Nastassia Di Mauro ausgesprochen oder deren Kandidatur zumindest wohlwollend unterstützt und dabei große Kritik am Führungsstil von Jürgen Troll geäußert hatten. Sie alle gratulieren nicht nur Jürgen Troll, sondern ebenso seiner Mitbewerberin noch einmal zu ihrem großartigen Ergebnis.

Ulrich Meeh (Unabhängige Wählervereinigung) ist die Enttäuschung über das Wahlergebnis besonders anzumerken, auch wenn er den Sieger ebenso beglückwünscht. Die Heimsheimer Bürger hätten von der Chance, für eine Veränderung zu votieren, „leider viel zu wenig Gebrauch gemacht, was ich sehr bedauere“. Er sei nun gespannt, „wie die künftige Kommunikation im Gremium sein wird“, und freue sich darauf, „wie Herr Troll seine Versprechen wie Transparenz und Bürgernähe einlösen wird“.

CDU: Wahlbeteiligung enttäuschend

Die Freie Wählervereinigung hatte sich im Vorfeld zurückhaltender geäußert, sich gegenüber der Kandidatin Di Mauro jedoch auch sehr aufgeschlossen gezeigt. „Der Wahlausgang bestätigt uns, dass der Wunsch nach einem Wechsel bei einem großen Teil der Bürgerschaft vorhanden ist“, sagt Fraktionssprecher Andreas Wein. Die FWV wünsche sich, „dass Herr Troll dies als Zeichen und Chance erkennt, sich mit geäußerter Kritik reflektiert auseinanderzusetzen und vor allem die schlechte finanzielle Situation der Stadt Heimsheim realistisch zu betrachten“.

Was die CDU, die die Suche nach einem alternativen Kandidaten zu Jürgen Troll erst in Gang gebracht hatte, besonders enttäuscht, ist die Wahlbeteiligung von knapp 54 Prozent. „Das heißt, fast die Hälfte der Heimsheimer Bürgerinnen und Bürger haben nicht an der für acht Jahre richtungsweisenden Entscheidung teilgenommen.“ Gemessen an dem vehementen Ruf nach Bürgerbeteiligung sei dies ein enttäuschendes Ergebnis.