Die überarbeiteten Pläne fürs Postareal sind ein Fortschritt.

Leonberg - Stadtentwicklung ist ein sensibles Feld. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen, was ein Zentrum ausmacht, zu konträr die Ansichten, welche Art von Infrastruktur dem Handel wirklich hilft. Das war schon in den Siebzigern so, als die Fußgängerzonen aufkamen, und hat sich bis heute nicht wirklich verändert.

 

Zwar ist mittlerweile unstrittig, dass autofreie Plätze und Straßen mehr Wohlfühlcharakter haben und die Menschen zum Bummeln und Verweilen animieren. Doch die Diskussionen werden mit nicht minderer Intensität geführt wie vor einem halben Jahrhundert.

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Der Streit, man muss ihn so nennen, um das Postareal ist ein klassisches Beispiel dafür. Vor 15 Jahren, als klar war, dass die das Stadtbild dominierende festungsartige Zentrale der Leonberger Bausparkasse verschwinden wird, gab es erste verheißungsvolle Pläne einer Stadtachse mit Brückenschlag zum Marktplatz. Viele davon sind aus unterschiedlichen Gründen längst geplatzt.

Jetzt aber gibt es endlich die Chance, dass in drei bis vier Jahren die innerstädtische Brache rund um die alte Post durch ein ansprechendes Stadtquartier ersetzt wird. So würde tatsächlich ein Brückenschlag zum Marktplatz gelingen und die in politischen Sonntagsreden immer wieder gepredigte Belebung der Altstadt einen wesentlichen Impuls bekommen. Parallel könnten die ersten Weichen gestellt werden, um die nicht weniger beschworene Verkehrsentlastung des Zentrums endlich konkret anzugehen.

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Doch stattdessen werden bis zum Schluss erbitterte Debatten geführt und plötzlich auftauchende Immobilien-Deals, die nicht eben unter dem Verdacht der Gemeinnützigkeit stehen, zum Anlass genommen, die Pläne erneut in die Länge zu ziehen, wenn nicht gar ganz abzuwürgen. Selbst die Grünen nehmen dafür in Kauf, dass die bereits beschlossene verkehrsberuhigende Überplanung eines Teilstücks der Eltinger Straße wieder auf Eis gelegt wird.

Über Architektur und Ästhetik lässt sich immer trefflich streiten. Doch eine bürgerorientierte Realpolitik wird dadurch geprägt, dass das Machbare auch gemacht wird. Um die eigenen städtebaulichen Ziele durchzusetzen, war es richtig, dass der Gemeinderat dem Investor noch ein Bündel an Hausaufgaben mitgegeben hatte. Die hat Strabag Real Estate nach menschlichem Ermessen abgearbeitet.

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Das Postareal, wie es jetzt geplant ist, entspricht keinem Traumschloss. Aber es wäre in der seit Jahrzehnten vernachlässigten Innenstadt ein entscheidender Schritt nach vorne und gleichsam die Basis für eine vorwärtsgerichtete Entwicklung, die der Oberbürgermeister mit der Formel „Stadt für morgen“ umschreibt.

„Es wird immer nur über das Negative gesprochen, aber nicht über die vielen Vorteile, die das Postareal mit sich bringt“, hatte Christa Weiß unlängst die Diskussion kommentiert. Die erfahrene SPD-Stadträtin spricht das aus, was die allermeisten Menschen so empfinden dürften. Sie wollen, dass sich endlich etwas bewegt.