Landrat Bernhard und der Klinikverbund Südwest sollen offensiver für den Erhalt des Standorts eintreten, fordert die SPD-Fraktion.

Leonberg - Einen verstärkten Einsatz des Landratsamtes für den Hubschrauberstandort in Leonberg fordert die SPD-Fraktion im Böblinger Kreistag. Gegen die Verlegung würden lokale und regionale Aspekte sprechen, meinen Tobias Brenner, Jan Hambach und Günther Wöhler, die Unterzeichner eines Schreibens an den Landrat Roland Bernhard.

 

Im August 2020 hatte ein Gutachter die Reaktionszeiten der Rettungshubschrauber für Einsätze in Baden-Württemberg erfasst. Da eine kleine Region im Bereich der südlichen Alb derzeit mit dem Hubschrauber nicht innerhalb der im Gutachten als Höchstdauer veranschlagten 20 Minuten erreicht werden könne, hatte er die Verlegung des Leonberger Hubschraubers nach Süden empfohlen.

Hubschrauber ist Anreiz für die Ärzte

Gegen die Verlegung spricht laut den SPD-Kreisräten, dass die DRF Luftrettung derzeit Mieterin des Landeplatzes beim Krankenhaus Leonberg ist. Beim Wegzug bliebe eine nicht nutzbare oder vermietbare Industriebrache zurück, verbunden mit Kosten.

Aber vor allem sei für die als Notärzte mitfliegenden Anästhesisten der Klinik Leonberg und des Klinikverbunds der Hubschrauber ein wesentlicher Anreiz für die Arbeit in Leonberg. Deshalb ist das Leonberger Krankenhaus derzeit mit sechs Fachärzten und die Böblinger Klinik mit einer Fachärztin hochkarätig besetzt, die über die DRF Luftrettung mit exklusiven Fortbildungen weitergebildet werden. Diese Fachkompetenz komme dem Landkreis zu Gute. „Ein Abzug des Hubschraubers kann die Bevölkerung als Indiz für einen Tod auf Raten des Leonberger Krankenhauses verstehen, vor allem, wenn Klinikverbund und Kreis nicht offensiv für den Erhalt eintreten“, geben die drei Kreisräte zu bedenken.

Modellversuch in der Karlsruher Rettungsleitstelle

Eine schnelle Rettung sei für jede Region erstrebenswert. Dafür reiche die Betrachtung der reinen Flugzeiten aber nicht aus. In der angesprochenen Region gehe es um wenige Einsätze im Jahr, während die Standorte Ludwigsburg und Leonberg jeweils fast 2000 Einsätze im Jahr fliegen. Sollte Leonberg wegfallen, müsste Ludwigsburg alle Einsätze im Norden (über 600 jährlich) bis weit über Heilbronn hinaus zusätzlich fliegen. Die in der Strukturanalyse der Luftrettung vorgegebene Zwanzig-Minuten-Frist sei eine vom Autor festgesetzte Maximalzeit ohne gesetzliche Grundlage. Wenn der Notarzt innerhalb von zehn, höchstens 15 Minuten vor Ort ist, gibt es kein Zeitlimit, wann der Hubschrauber Patienten übernimmt.

Derzeit läuft in der Rettungsleitstelle Karlsruhe ein Modellversuch, bei dem die Reaktionszeiten bis zum Eintreffen des Hubschraubers vor Ort verkürzt werden. Dort angewandt, könnte auch für die kritische Region die Zeit eingehalten werden.