Der DRF-Hubschrauber am Krankenhaus Leonberg ist auch 2020 zahlreiche Einsätze in der Region geflogen.

Leonberg - Ganze 1088 Mal ist der Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) am Leonberger Krankenhaus im vergangenen Jahr aufgestiegen. Damit ist „Christoph 41“ auch im Pandemie-Jahr im Schnitt so oft angefordert worden wie in den Jahren zuvor und hat damit gezeigt, wie wichtig er für ein gute Krankenversorgung in der Region rund um das Klinikum Leonberg ist.

 

Doch das könnte sich ändern, wenn die Vorschläge Münchner Gutachter umgesetzt werden, die eine neu strukturierte Luftrettung für Baden-Württemberg vorschlagen. Demnach soll es zwar einen Landeplatz für Rettungshubschrauber am Krankenhaus Leonberg auch in Zukunft geben. Ob aber der Notarzt-Helikopter „Christoph 41“ weiterhin von der Klinik aus starten wird, ist unsicher.

Gutachter rütteln am Standort

In Pattonville bei Kornwestheim soll rund um die Uhr geflogen werden, die Starts für Leonberg hingegen sollen künftig bei Tübingen erfolgen. Damit könnten Versorgungslücken im Kreis Sigmaringen geschlossen werden. Auch andere Bereiche im Süden des Landes müssten neu sortiert werden. So wird eine Verlegung des Helikopter-Standorts Freiburg vorgeschlagen.

Hohe Einsatzzahlen auch in der Corona-Pandemie – das ist das Fazit, das die DRF-Gruppe für 2020 zieht. Trotz erheblicher Herausforderungen durch das Virus konnten die Luftretter ihre Einsatzbereitschaft vollständig aufrecht erhalten. Die Hubschrauber und Flugzeuge wurden 2020 insgesamt 39 971 Mal alarmiert.

Christoph 41 startet fast 1200-mal von Leonberg aus

Der in Leonberg stationierte Hubschrauber der DRF-Luftrettung leistete im vergangenen Jahr insgesamt 970 Einsätze in der Notfallrettung. Zudem wurde die Maschine in 118 Fällen angefordert, um kritisch kranke oder verletzte Patientinnen und Patienten zwischen den Kliniken zu transportieren. 2019 wurde „Christoph 41” insgesamt 1180 Mal alarmiert. Die acht in Baden-Württemberg stationierten Hubschrauber sind 2020 zusammen 8660 mal in die Luft gestiegen.

Seit dem 1. Juni 1986 starten von der Station beim Krankenhaus Leonberg die Helikopter der DRF-Luftrettung. Sie sind von Sonnenaufgang (frühestens 7 Uhr) bis Sonnenuntergang im Dienst. Stationiert sind hier neben den Piloten Notärzte aus dem Krankenhaus Leonberg und dem Katharinenhospital Stuttgart sowie Notfallsanitäter der DRF-Luftrettung.

Notfallsanitäter unterstützen Piloten

Die Qualifikation der Notärzte geht in die Fachrichtungen Anästhesie, Notfall- und Intensivmedizin, Innere Medizin und Chirurgie. Die Notfallsanitäter haben auch die Zusatzqualifikation, den Hubschrauberpiloten während des Fluges bei der Navigation und der Luftraumbeobachtung zu unterstützen. Angefordert werden die Maschinen für Notfälle von der integrierten Leitstelle in Böblingen und für Intensivtransporte von der zuständigen zentralen Koordinierungsstelle für Intensivtransporte Baden-Württemberg.

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„Angepasste Dienstpläne in den Stationen und in der Werft, Homeoffice in der Verwaltung und eine teilweise Umstellung der Lieferketten haben dabei geholfen, uns Anfang des Jahres sehr schnell auf die neuen Bedingungen einzustellen“, fasst Krystian Pracz, der Vorstandsvorsitzende der DRF-Luftrettung, die wegen Corona notwendigen Umstellungen zusammen.

Doch auch technisch haben die Luftretter aufgerüstet und elf Isoliertragen, sogenannte „EpiShuttles”, beschafft. Damit können Patientinnen und Patienten mit hochinfektiösen Krankheiten wie in einer Isolierstation transportiert werden. Dies schützen die Crew und die Kranken gleichermaßen.

Wertvolle Zeit wird eingespart

Zudem sparen die Einsatzkräfte mit diesen Tragen wertvolle Zeit und können den Hubschrauber sehr rasch wieder für Einsätze zur Verfügung stellen. Diese Tragen erübrigen die besonders aufwendige Desinfektion des Hubschraubers nach Einsätzen mit infektiösen Patienten, zu denen auch die Corona-Infizierten gehören.

Wie in den vergangenen Jahren gehörten auch 2020 Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Unfälle zu den häufigsten Alarmierungsgründen der Luftretter. Doch auch Abweichungen gab es, in erster Linie zurückzuführen auf Corona: Im April 2020, während des ersten Lockdowns, wurden die Hubschrauberbesatzungen nur etwa halb so oft zu Autounfällen gerufen wie im Durchschnitt im April 2018 und 2019. Dafür waren sie allerdings häufiger nach Radunfällen im Einsatz: Hier gab es ein Plus von 75 Prozent.