Der Trend zum Homeoffice führt weiterhin zu mehr Hausmüll. Die Abfallmengen pro Kopf im Kreis Böblingen sind weitgehend konstant.

Die Menschen im Kreis Böblingen kaufen – auch beflügelt durch die Coronapandemie – mehr im Internet ein. Das macht sich nicht nur bei den großen Paketdienstleistern bemerkbar, sondern auch in der Abfallstatistik 2021 des Landkreises Böblingen. In dieser schlüsselt der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) nicht nur die Gesamtmengen an Abfällen und Wertstoffen auf, die in einem Jahr im Kreis anfallen – sondern bricht das Ganze auf Pro-Kopf-Werte herunter.

 

So kamen im vergangenen Jahr etwa 68 Kilogramm Altpapier je Einwohner zusammen, das sind drei Kilo weniger als noch 2020. Bei den Kartonagen jedoch, die auf den 31 Wertstoffhöfen im Kreis getrennt vom Papier erfasst werden, steige „das Verpackungsaufkommen durch den Boom beim Online-und Versandhandel jährlich“. Beides hängt zusammen: „Der Trend zu einer fortschreitenden Digitalisierung scheint anzuhalten.“ Es wird mehr im Internet bestellt, dafür weniger ausgedruckt oder in Papierform erhalten.

Mehr Homeoffice bedeutet mehr Müll

Erstmals seit vielen Jahren ist 2021 die Einwohnerzahl im Kreis Böblingen nicht gestiegen: Sie sank um 92 auf 393 080 Menschen. Die Müllmengen pro Kopf sind seit 2019 konstant, konstatiert der AWB. Im Jahr 2021 kamen je Einwohner 492 Kilo Abfälle zusammen, zwei Kilo weniger als noch im Jahr davor und ein Kilo mehr als noch 2019. Von 2018 auf 2019 hatte es jedoch einen Sprung um 21 Kilo Müll pro Kopf gegeben, der damals aber hauptsächlich auf mehr Grünschnitt zurückzuführen war.

Von 2019 zu 2020 habe es leichte Verschiebungen beim Rest- und Sperrmüll gegeben – mehr Homeoffice bedeutet eben mehr Hausmüll. 118 Kilo waren es im vergangenen Jahr. Und die Zeit zu Hause hatten viele genutzt, um mal den Keller oder Speicher zu entrümpeln oder das Heim neu einzurichten. Das habe auch 2021 noch angehalten. So kamen pro Kopf 31 Kilo zusammen.

Was passiert mit dem Müll?

Rest- und Sperrmüll werden im Kreis Böblingen im Restmüllheizkraft Böblingen verbrannt, wodurch Strom und Wärme gewonnen werden. Über 66 000 Megawattstunden Strom wurden dabei 2021 produziert, fast 20 000 mehr als im Jahr zuvor. Damit konnte der jährliche Strombedarf von 58 000 Menschen gedeckt werden. Ebenso werden Kleinhäckselabfälle, die von den Häckselplätzen angeliefert werden, in einem gesonderten Biomasseheizkraftwerk zur Wärmegewinnung genutzt. Hier kamen 2021 etwas mehr als 238 000 Megawattstunden zusammen, wodurch über 47 000 Menschen ein Jahr mit Fernwärme versorgt werden konnten. In den Genuss davon kommen allerdings nur Bewohner der Städte Sindelfingen und Böblingen.

Neben dem Versandhandel wächst auch die Vegetation in den Gärten im Kreis Böblingen kräftig. Das Aufkommen stieg hier um fünf Kilo je Einwohner auf 98 Kilo Grünschnitt. Der AWB macht hier neben einer immer länger werdenden Vegetationsperiode aber eine weitere Ursache aus: „Nach wie vor kommt es zu beträchtlichen Anliefermengen durch Anlieferer aus den benachbarten Landkreisen Tübingen und Calw auf den Häckselplätzen an den Landkreisgrenzen.“ Insgesamt gibt es 25 solcher Häckselplätze im Kreis, an denen Grünschnitt und im Herbst auch Laub abgegeben werden kann.

Bringsystem verärgert viele

Ein Ärgernis für viele Menschen im Kreis Böblingen ist das Bringsystem der Wertstoffhöfe. An diesem hält der Landkreis aber weiterhin fest. Begründung: Es garantiere weitgehende Sortenreinheit und damit einen höheren Anteil an Verwertung und Wiederverwertung. Mit den Dualen Systemen wurde zum 1. Januar 2021 eine Vereinbarung getroffen, mit der das Böblinger System beibehalten wird. „Ziel des Abfallwirtschaftsbetriebs ist es, im laufenden Jahr den Prozess zur Fortentwicklung des Böblinger Abfallwirtschaftskonzepts bis 2024 unter Beteiligung sämtlicher Akteure einzuleiten und dabei insbesondere die Optimierung der Wertstofferfassung in den Fokus zu nehmen“, heißt es im AWB-Jahresbericht 2021.