Dass der Wald über der Leonberger Deponie verschwindet, trifft besonders den Bürgerverein Eltingen hart, der dort viel bewirkt hat.

Leonberg - Der Blick in Richtung Eltinger Kopf wird sich bald sehr verändern: Um zu verhindern, dass Regenwasser in den Müll der Deponie Leonberg und danach ins Grundwasser gelangt, muss die Anlage nachträglich abgedichtet werden. Dafür soll das Gelände auf zwölf Hektar komplett gerodet werden. Besonders hart trifft das die Schlammbrüder vom Bürgerverein Eltingen. Sie haben mit dem Eltinger Blick nicht nur ein Biotop für seltene Pflanzen und Tiere geschaffen, sondern auch einen beliebten Aussichtspunkt in der Region.

 

Beides wird im Zuge der Rodungen unter einer dicken Schicht aus Schotter und Erde verschwinden. Doch die Aktiven wollen sich davon nicht entmutigen lassen. Bereits vor Jahren haben sie in Zusammenarbeit mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb Kreis Böblingen ein neues Biotop angelegt. Und auf dem Eltinger Kopf soll für die Übergangszeit ein neuer Aussichtspunkt entstehen.

Viele nutzen noch einmal die Chance

Dass die Deponie nicht so bleiben wird wie zum Tag ihrer Stilllegung 1999, war von Anfang an klar. Was genau damit passiert, erfuhr der Bürgerverein vor etwa zehn Jahren. „Ich habe damals gedacht, mich trifft der Schlag, als es hieß, der Eltinger Blick wird überdeckelt“, formuliert es Michael Kast von den Schlammbrüdern. „Das war für uns natürlich ein Schlag, und auch den Bürgern geht das nahe. Wir beobachten gerade viel mehr Leute, die nach oben gehen, weil sie die Chance noch nutzen möchten, solange es geht.“

Klar war aber auch: Einfach die Segel streichen – das war keine Option für die aktiven Naturschützer. „Wie hat es mein Vorgänger Walter Hartmann damals so schön formuliert? ,Dann machen wir einfach einen neuen Eltinger Blick oben drauf, und der wird noch viel schöner.‘“

Alternativer Aussichtspunkt

Natürlich wird es bis dahin noch einige Jahre dauern. Denn die Abdichtung der Deponie wird bis mindestens 2026 dauern. Für den Aussichtspunkt haben die Beteiligten aber bereits eine Zwischenlösung ausgemacht. „Wir werden mit dem Bürgerverein den Eltinger Kopf auslichten“, kündigt Thomas Schweizer, Projektleiter für die Arbeiten an der Deponie, an. Diesen können Besucher als neuen Aussichtspunkt nutzen, solange der Eltinger Blick für den Publikumsverkehr gesperrt wird. Die Sperrung wird voraussichtlich im Laufe des Frühlings 2022 erfolgen.

Der Eltinger Kopf ist zwar einige Meter niedriger gelegen als der Eltinger Blick, der aufgrund der nachträglichen Aufschüttung 533 Meter hoch ist. Dafür dürfen sich die Besucher nach dem Wiederaufbau über noch ein paar Höhenmeter mehr freuen. Nach der Überdeckelung wird der höchste Punkt des Berges voraussichtlich auf etwa 540 Metern über dem Meeresspiegel liegen. Der große Zierstein auf dem Gipfel, der anzeigt, in welcher Richtung welche Orte zu sehen sind, wird übrigens nicht mit zugeschüttet. Er wird von seinem jetzigen Standort entfernt und soll später wieder aufgestellt werden.

Doch der Eltinger Blick ist nicht nur als Ausflugsziel von großer Bedeutung. „Was viele nicht wissen, ist, dass der Eltinger Blick eine exzellente Flora und Fauna hat“, erzählt Michael Kast. „Walter Hartmann hat damals richtig Druck aufgebaut, dass hier auch was für die Natur gemacht wird.“ Auf der ausgemagerten Fläche wachsen viele besondere Pflanzen. Seltene Schmetterlinge, Wildbienen und Eidechsen sind dort unterwegs.

„Bereits vor Jahren haben wir uns darum gekümmert, für den Artenschutz eine neue Fläche auszumagern und mit Saatgut zu behandeln, dass Tiere dort einen neuen Lebensraum finden“, berichtet Thomas Schweizer. Die Fläche befindet sich an der Südflanke der Kuppe. Auch die Schlammbrüder waren am Aufbau des neuen Biotops beteiligt – und sind mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden: „Am Südhang haben wir inzwischen sogar eine bessere Flora als oben“, freut sich Michael Kast.