Das Duo „Deep strings“ gibt ein faszinierendes Sonderkonzert in der Cello-Akademie.

Rutesheim - In einen Konzertsaal verwandelt präsentiert sich die Bühlhalle derzeit in einem ungewohnten Ambiente. Den Organisatoren der Cello-Akademie gelingt es, bei den Konzerten etwas ganz Eigenes zu schaffen: die Bühne, die Zuschauerränge, die Kulisse, die Licht- und Tontechnik unterstützen die Vorträge der Musiker – und machen sie zu einem besonderen Erlebnis.

 

So fanden auch Anne-Christin Schwarz und Stephan Braun in der Bühlhalle eine gute Location für ihr Sonderkonzert vor. Schwarz und Braun verkörpern das Duo „Deep strings“. Seit dem Jahr 2000 entwickeln die beiden Wahlberliner ihren ganz eigenen Sound immer weiter. Dabei bedienen sie sich nur zweier Celli und einer Stimme.

Musik ohne Grenzen bieten die beiden Musiker ihrem Publikum, denn die Genre verschwimmen in ihren Vorträgen. Sie lassen sich inspirieren von Jazz-Standards, präsentieren Chansons und Pop. Dabei steht die wundervolle Stimme von Anne-Christin Schwarz stets im Mittelpunkt. Melancholisch, sinnlich und auf eine ganz besondere gefühlvolle Weise feiert sie jeden einzelnen Song, gibt ihm Tiefgang und Bedeutung.

Berührende Klänge

Das Violoncello ist die Basis. Kennt man die berührenden Klänge des Cello, die das Gemüt streicheln, nutzen die beiden Musiker ihr Instrument für weitere Klänge und Töne. Geklopft, geklatscht, gezupft und gestrichen wird es, das Violoncello. Akzentuierte Rhythmik verzaubert und überrascht die Zuhörer. Welch Vielfalt ein solches Instrument mit all seinen Zwischentönen doch bietet! Ein Ausdrucksspektrum, in jeden erdenklichen Stil hineinwirkend. Abenteuerlich und unternehmungslustig bestechen die Musiker durch ihr Timing, verblüffen mit ihrer Virtuosität.

Genährt von Klassik, geschult in Jazz und gereift im ganz individuellen Songwriting bewegen sich die beiden Musiker also mit ihren Instrumenten auf einer spannenden Reise. Frech, modern und jung offenbart ihre Musik einen einzigartigen Umgang mit der Melodie, der Sprache und dem Rhythmus. Es ist eine Mixtour zwischen virtuosen Jazzimpros, Latin Music und Chansons, angereichert mit lyrischen Elementen. Sie beinhaltet spirituelle Wohlfühlelemente.

So sind beispielsweise der Jazzstandard „Corcovado“ durch „Deep strings“ in einer ganz eigenen Form zu erleben wie auch „The sun died“ von Ray Charles. Selbst einen Tango haben die beiden im Repertoire – eine Eigenkomposition. Der Tango geht tief, umarmt Herz und Seele.

Anne-Christin Schwarz und Stephan Braun arbeiten stetig mit Standards wie auch an ihren Eigenkompositionen, angefüllt mit rhythmischer Cleverness und melodischer Strahlkraft. Dabei bringen sie ein bisschen das Flair und die Schwermut einer Großstadt mit nach Rutesheim.

Unbeschreibliche Sinnlichkeit

Anne-Christin Schwarz zelebriert zudem ihre Affinität zur französischen Sprache. Selbst im Rap, so findet Schwarz, habe die französische Sprache noch eine unbeschreibliche Sinnlichkeit. Und auch Manfred Krugs „Wenn du schläfst“ schwirrt der Sängerin auf französisch durch die Gedanken und findet sich nun unter dem Titel „Quand tu dors“.

„Deep strings“ sind erste Preisträger beim Jazz und Blues Award Berlin und gastieren auf bekannten Festivals. Beide Musiker sind zudem in weiteren Musikprojekten zu finden. So tourte Stephan Braun, der an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover lehrt, unter anderen mit Melody Gardot und dem Star Trompeter Till Brönner.

Anne-Christin Schwarz ist seit April 2013 Dozentin für Streichkammermusik an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Sie war Gast der australischen Band Naked Raven und gab Konzerte mit Salut Salon sowie der dänischen Sängerin Agnes Obel.

Das war ein erstklassiges Wohlfühl-Konzert mit bekannten und durchaus auch überraschenden Klängen, welches da in der Rutesheimer Bühlhalle stattfand – ein Abend voller Genuss.