Der Neubau der Anlage mit doppelter Kapazität soll rund 35 Millionen Euro kosten. Finanziert wird das auch mit Versicherungsgeld.

Leonberg - Ein Feuer für die Geschichtsbücher: In der Nacht auf den 11. September 2019 war in der großen Halle der Leonberger Vergärungsanlage, wo bis dato Bioabfälle zu Wärme, Kompost und Strom weiterverarbeitet wurden, ein Brand ausgebrochen. Die Rauchsäule stieg kilometerhoch in den Himmel, 200 Mann waren im Einsatz. Es dauerte vier Tage, bis alle Glutnester gelöscht waren.

 

Jetzt, rund zwei Jahre später, hat der Betreiber der Vergärungsanlage, die Bioabfallverwertung Leonberg (BVL), endlich einen Vergleich mit dem zuständigen Versicherer geschlossen. Zuvor hatte der Sachverständige in seinem Abschlussgutachten die Brandursache nicht konkret feststellen können.

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21 Millionen Euro werden erstattet

Der Vergleich mit der Versicherung sieht eine Erstattung für den entstandenen Schaden vor: Rund 21 Millionen Euro soll die BVL bekommen. Diese fließen in den Wiederaufbau der zerstörten Anlage. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Landrat Roland Bernhard, sieht darin „ein sehr gutes Ergebnis zugunsten des Betreibers und der Landkreise“.

Gemeinsam mit dem Landkreis Esslingen als interkommunaler Kooperationspartner wolle man nun die Ausschreibung für die Vergabe der Bauleistungen rasch vorbereiten. „Mit der Immissionsschutzrechtlichen Genehmigung rechnen wir nach der Sommerpause, sodass wir dann die Ausschreibungen für die Hauptgewerke starten“, berichtet der BVL-Geschäftsführer Wolfgang Bagin. Eine entsprechende Genehmigung hatte die BVL im vergangenen Dezember beim zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart beantragt.

Knappe 10 Millionen Euro aus eigener Tasche

Außerdem, so teilt der Landrat mit, kann die BVL mit weiteren fünf Millionen Euro Fördermitteln des Bundes kalkulieren. Insgesamt rechnet man beim Bau der neuen Anlage mit voraussichtlichen Gesamtkosten in Höhe von 35,5 Millionen Euro. Der Finanzierungsanteil der BVL beläuft sich somit auf etwa 9,5 Millionen Euro – vorausgesetzt, es kommt zu keiner nennenswerten Baukostensteigerung.

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Dass die Vergärungsanlage trotz der weitreichenden Schäden wieder aufgebaut werden sollte, stand im Nachgang des Brandes schnell fest. Der Grund hierfür lag quasi im Ergebnis des Feuers: wichtige Bauteile waren nämlich verschont geblieben – der große Fermenter-Turm sowie drei Blockheizkraftwerke mit Trafostation.

Rohbau des Verwaltungsgebäudes steht

Das zukünftige Bauvorhaben an der Vergärungsanlage soll aber nicht nur die Wiedererrichtung des alten Zustands beinhalten. Im Zuge der Baumaßnahmen soll die ganze Anlage erweitert werden, sodass dort in Zukunft noch mehr Bioabfälle weiterverarbeitet werden können.

Wenige Monate vor dem Brand hatten die Landkreise Böblingen und Esslingen die Bioabfallverwertung GmbH Leonberg gegründet, bereits damals hatte es Pläne für eine Erweiterung gegeben. Die Vergärungsanlage in Leonberg sollte mit den Abfällen aus dem Kreis Esslingen besser ausgelastet werden.

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Auch die nach dem Brand neu geplante Anlage soll die Bioabfälle aus beiden Landkreisen vergären und aus dem Gas, das entsteht, Energie erzeugen. Dabei sollen jährlich 72 000 Tonnen organischen Materials verwertet werden. Der Neubau des Verwaltungsgebäudes am Standort auf der ehemaligen Bauschuttdeponie neben der A8/81 hat derweil schon begonnen: Die Rohbauarbeiten stehen vor dem Abschluss, im Oktober ist das Richtfest geplant.