Bis 2023 soll die abgebrannte Vergärungsanlage Leonberg wieder aufgebaut werden. Die Planungen schreiten voran.

Leonberg - Es ist ein straffer Zeitplan und ein komplexes Verfahren: Bis 2023 soll die Vergärungsanlage Leonberg wieder aufgebaut werden. Im September 2019 war die Anlage spektakulär abgebrannt. Doch die Landkreise Böblingen und Esslingen, die Gesellschafter der Bioabfallverwertung GmbH Leonberg (BVL) sind, gaben noch am gleichen Tag bekannt, alles wieder an gleicher Stelle aufzubauen. Erste Pläne dafür wurden im vergangenen Jahr vorgestellt. Nun kommt das ganze Verfahren langsam in Gang.

 

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So hat die BVL im Dezember eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung beim zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart beantragt, die auch eine Baugenehmigung beinhaltet. „Erst wenn die Genehmigung vorliegt, können wir auch ausschreiben“, erklärte der Leiter der BVL, Wolfgang Bagin, der am Donnerstagnachmittag im Planungsausschuss des Leonberger Gemeinderates über den aktuellen Stand informierte. Da der Standort auf Leonberger Gemarkung liegt, das Grundstück selbst von der Stadt an den Betreiber verpachtet ist, kann Leonberg eine Stellungnahme dazu abgeben, die vom Gemeinderat genehmigt werden muss.

Kein natürlicher Ausgleich für 2,3 Hektar Wald?

Bernd Murschel (Grüne) bemängelte ebenso wie das Stadtplanungsamt, dass für den Wiederaufbau 2,3 Hektar Wald abgeholzt werden, die aber nicht durch naturnahe Methoden wie Aufforstung oder Totholzkonzepte, sondern rein monetär ausgeglichen werden sollen. Ähnlich beim Ökokonto. „Ich hätte da gern eine Ausgleichsmaßnahme auf unserer Gemarkung“, meinte Murschel. Willi Wendel, beim Großbrand selbst mit der Feuerwehr im Einsatz, schlug vor, das Regenwasser, das bisher versickert, aufzufangen und in einem vergrößerten oder weiteren Löschwasserteich aufzufangen.

Neue Abwasserleitung gefordert

Am meisten debattiert wurde aber über die Frage, was mit den Abwässern der Anlage entsteht. Dabei geht es sowohl um Gebrauchswasser des Verwaltungsgebäudes und der Kfz-Werkstatt als auch um das Prozesswasser des Vergärungsprozesses. Bis zum Brand wurde dies runter ins Mahdental abgeleitet. Das hatte immer wieder für Probleme gesorgt, da auch der ADAC sein Gebrauchswasser darüber ableitete, das Gebiet aber tiefer liegt als die Kanalisation der Kernstadt.

Über die Problematik hatte der Ausschuss bereits Anfang Dezember debattiert, als es um die Modernisierung des ADAC-Verkehrsübungsplatzes ging. Die Stadtverwaltung hatte damals versichert, die BVL müsse auf eigene Kosten eine neue Leitung bauen, die vermutlich in der Nähe des Kinos ans Kanalnetz anschließt. „Können Sie uns das zusagen?“, wollte Christa Weiß (SPD) wissen. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, da bin ich auf das Planungsamt der Stadt angewiesen“, wich Bagin aus. Es gebe bereits Gespräche zu dem Thema. „Es muss aber auch eine technisch verträgliche Lösung sein“, meinte er.

Gasproduktion und weniger Strom und Wärme

In der wiederaufgebauten Anlage sollen künftig bis zu 60 000 Tonnen Bioabfälle aus den Kreisen Böblingen und Esslingen vergoren werden. Die dazugehörige Technik ist auch Teil der europaweiten Ausschreibung. Hier hofft man, dass sich Firmen mit technisch innovativen Lösungen melden. „Besonders interessant wird aber, wie mit dem Thema Gas umgegangen wird“, sagte Wolfgang Bagin.

Das Gas, das im Gärungsprozess entsteht, wurde bislang zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. Künftig soll dies nur noch für die Eigenversorgung der Betriebsgebäude sowie der Trocknungsprozesse der Fall sein. Sechs der etwa 8,6 Millionen Kubikmeter Rohbiogas, die jährlich bei der Vergärung freigesetzt werden, sollen in Methan umgewandelt und anschließend ins Gasnetz eingespeist werden.