Mit „EnWdS“ ist die Keplerstadt unter die Energieverkäufer gegangen. Das soll nicht nur ein wichtiger Schritt in Sachen Energiewende sein – sondern sich auch ökonomisch lohnen.

Weil der Stadt - Lange ist es Thema in Weil der Stadt gewesen, nun ist es endlich soweit: Die Keplerstadt ist ganz offiziell unter die Strom- und Gasverkäufer gegangen. Nach der Gründung der „EnWdS Energie Weil der Stadt GmbH“ – kurz EnWdS – in Kooperation mit der Energie Calw (EnCW) im März haben die Weiler Stadtwerke zum 1. Juni auch ihre operative Tätigkeit aufgenommen. Im kleinen Büro unweit des Rathauses berät nun das Team der EnWdS zu Ökostrom- und Erdgastarifen. Kunde der ersten Stunde: Der Erste Beigeordnete und EnWdS-Geschäftsführer Jürgen Katz. Zum Pressetermin vor dem Rathaus kommt er deshalb prompt einige Minuten zu spät – mit der guten Ausrede, der Vertrag musste schließlich erst abgeschlossen werden.

 

„Ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht“, betont Bürgermeister Christian Walter zum Start der EnWdS. In der Gründung des Unternehmens sieht er einen wichtigen Schritt, die Energiewende lokal mitzugestalten. Der Weg bis zur Betriebsaufnahme der Energie-Gesellschaft war allerdings ein langer. Bereits 2012 hatte der ehemalige Bürgermeister Thilo Schreiber in seinem Wahlkampf über eine mögliche Gründung eigener Stadtwerke gesprochen. 2017 schlug er dem Gemeinderat ein entsprechendes Projekt vor, 2018 machte sich die Weiler Stadtverwaltung auf die Suche nach einem geeigneten Partner.

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Gefunden hat sie diesen in der EnCW, man setzt auf die Expertise der Calwer Kollegen: Das Unternehmen, an dem die Stadtwerke Calw und die EnBW beteiligt sind, zählt inzwischen 140 Mitarbeiter und 90 000 Kunden. Von einem „Partner auf Augenhöhe“ spricht Jürgen Katz. „Calw und Weil der Stadt sind etwa gleich groß. Und ich glaube, die EnCW kennt und versteht die Region.“ Mit knapper Mehrheit, 51 Prozent, gehört die neugegründete GmbH der Stadt, 49 Prozent hält die EnCW. Hausherr ist damit die Keplerstadt. „Damit das nicht nur auf dem Papier so ist, war es uns wichtig, auch mit dem Büro hier präsent zu sein“, erklärt Christian Walter und verweist auf die Räumlichkeiten in der Keplergasse 1.

Mit dem offiziellen Startschuss vor wenigen Tagen fängt die neue EnWdS klein an: „Es ist noch nicht alles fertig und es muss noch viel improvisiert werden“, sagt etwa der Calwer EnWdS-Geschäftsführer Horst Graef. „Die Lernkurve ist groß. Weil der Stadt ist eben doch nicht Calw.“ Wer jetzt zu den Weil der Städter Stadtwerken wechselt, bekommt deshalb noch keinen Strom aus Weil der Stadt. Der kommt zunächst vom Calwer Partner und wird durch Wasserkraft gewonnen. Einen Teil davon kauft auch die EnCW ein, dieser kommt dann etwa vom Rhein.

Ein wichtiger Schritt in Sachen Energiewende

Das soll sich in Zukunft aber ändern. „Selbstverständlich wollen wir neue Anlagen bauen, wenn wir die Flächen bekommen“, betont Jürgen Katz. Eine Möglichkeit wäre etwa die Installation von Fotovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden. Perspektivisch soll so viel Strom wie möglich dezentral erzeugt werden – „Hier herstellen, hier verkaufen“ ist laut Christian Walter das Ziel. Bis dahin wird der Ökostrom aus anderen Quellen bezogen.

Dass die Keplerstadt nun auf kommunale Energieversorgung setzt, soll auch ein Schritt in Sachen Energiewende sein – hat Weil der Stadt sich schließlich wie viele andere Kommunen im Rahmen des Klimapakts Baden-Württemberg dazu verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu werden. „Die Zeit der großen Kraftwerke ist vorbei“, betont Jürgen Katz. „In der dezentralen Energiegewinnung haben wir größere Chancen, Energie neutraler zu erzeugen.“

Futter für die gähnend leeren Stadtkassen

Wichtig sei es, die Bürger mit ins Boot zu holen. Man spreche seit Jahren von der Energiewende, sagt auch Horst Graef. „Klar werden wir das mit Sonne und Wind nicht alleine schaffen, die Sonne scheint halt auch nicht immer.“ Diese Fragen nun mit den Menschen vor Ort anzugehen, sei besonders spannend.

Nicht nur ökologische Vorteile verspricht sich die Stadtverwaltung von den eigenen Stadtwerken – auch ökonomisch könnte sich das Unternehmen rechnen und die gähnend leeren Kassen der Keplerstadt füllen. Die Zahlen des Calwer Partners klingen da erst einmal verlockend: Von 2,2 Millionen Euro Gewinn berichtet Geschäftsführer Graef.

Gutes und günstiges Angebot für alle

Und nun? Fehlen noch die Kunden. 350 davon hat die EnWdS schon automatisch – die Kunden der EnCW, die im Weiler Stadtgebiet wohnen, werden automatisch übertragen. Auch die Stadt selbst wird Kunde bei der EnWdS.

Das Ziel, wie viele Weil der Städter die Energie-Gesellschaft als Kunden gewinnen soll, formuliert Jürgen Katz klar: „Der Anspruch sind alle.“ Den potenziellen Kunden möchte man deshalb ein gutes und günstiges Angebot unterbreiten. „Die Spielregeln sind die gleichen wie überall“, sagt Graef. „Der Preis muss passen.“