Weil der Stadt will künftig selbst Strom und Gas verkaufen. Der Gemeinderat ermächtigt die Verwaltung einstimmig, die Verträge mit Energie Calw, dem künftigen Gesellschaftspartner, weiter zu konkretisieren.

Weil der Stadt - Der Weg für die Weil der Städter Stadtwerke ist endgültig frei. In absehbarer Zeit geht die Stadt unter die Strom- und Gas-Verkäufer. Hierfür hatten die Gemeinderäte bereits in der Sitzung im Dezember der Gründung einer Energie-Gesellschaft mit der Energie Calw (EnCW) zugestimmt.

 

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Am Dienstagabend nickten sie nun auch einstimmig die Vertragsentwürfe ab. Darüber beraten hatten sie in einer nichtöffentlichen Sitzung im Januar. „Wir starten mit dem Vertrieb von Strom und Gas und schauen dann sukzessive nach neuen Feldern“, fasste Bürgermeister Christian Walter die geplante künftige Vorgehensweise zusammen. Weil der Stadt hält 51 Prozent der Gesellschaftsanteile, die Calwer Kollegen 49.

Unterstützung von der EnCW

Das erste wichtige Know-how bekommt Weil der Stadt also von der EnCW. Ende 2007 wurde das Dienstleistungsunternehmen in Calw gegründet, im Jahr 2008 erfolgte der Spatenstich für ein neues Dienstleistungszentrum im Stammheimer Feld. Dann folgte schnell ein Schritt nach dem anderen. 2009/2010 ging an einer Calwer Tankstelle die erste CNG-Zapfsäule für die Versorgung von Erdgasfahrzeugen in Betrieb. 2011 stieg das Unternehmen in das Themenfeld Elektromobilität ein, 2017 in das Car-Sharing mit E-Autos. Auf das Jahr 2013 ist die Gründung der Tochter „Schwarzwald Energy“ datiert.

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Durch die steigende Nachfrage nach kostengünstigen, nachhaltigen Mobilitätslösungen wurde 2019 das Unternehmen „deer“ als E-Mobilitäts-Tochter der Energie Calw GmbH gegründet. „In Weil der Stadt fangen wir bei Null an. Dort bringen wir mit unserer langjährigen Erfahrung und unserer Erfolgsgeschichte in Calw unsere Expertise mit ein“, sagt Andree Stimmer, der Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei der EnCW. Das Unternehmen hat derzeit 109 Mitarbeiter und betreut 24 500 Kunden. „Der Strom- und Gas-Markt ist liberal, unsere Aufgabe mit Weil der Stadt ist es nun nach dem ersten politischen Schritt, Kundenwerbung zu betreiben, in welcher Weise, darüber werden wir uns noch beraten“, sagt Stimmer. Die Arbeit fange jetzt an.

Rat ist durchweg zufrieden

Durchweg zufriedene Reaktionen zeigten die Weil der Städter Gemeinderäte. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Cornelia Schmalz meinte: „Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir mit der EnCW zusammen alles in Ruhe angehen und durchdenken.“ Auch der Jurist Hans Dieter Scheerer (FDP) war voll des Lobes: „Man hätte es nicht besser machen können, jetzt müssen wir schauen, dass unsere Energie wettbewerbsfähig bleibt.“

Steffen Rüger, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen betonte, „dass uns die Eigengestaltung der Energie vor Ort sehr wichtig ist“. Martin Buhl (CDU) fand ebenfalls positive Worte: „Wir haben uns umfangreich mit diesem Thema befasst, das Regelwerk dazu ist nicht ganz einfach. Das Ergebnis, das wir jetzt hier haben, ist vollumfänglich gut. Die Energieversorgung vor Ort ist ein großer Schritt für die Stadt.“

Bürgermeister Christian Walter verwies noch einmal auf die lange Vorgeschichte dieses Projekts, das bereits der frühere Bürgermeister Thilo Schreiber in seinem Wahlkampf 2012 erstmals als eines seiner Ziele gesetzt hatte. „Und mit Calw haben wir einen Partner auf Augenhöhe, der gut zu uns passt“, so Walter.