Vor allem ältere Menschen stehen im Fokus von Telefonbetrügern. In Malmsheim gibt es gerade eine Serie von Anrufen.

Renningen - Rate mal, wer hier spricht?“ Wer so am Telefon begrüßt wird, sollte eines nicht tun: raten und Namen nennen, etwa den von Verwandten oder Freunden. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass am anderen Ende der Leitung Betrüger sitzen, die es auf das Geld der Angerufenen abgesehen haben, ist groß. Der „Enkeltrick“, wie die Polizei diese Betrugsmasche nennt, ist nur eine von vielen Vorgehensweisen, um vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen.

 

Eine andere sind die falschen Polizeibeamten, die aktuell in Malmsheim verstärkt anrufen. „Wir bekommen zurzeit eine ganze Serie von Meldungen aus diesem Bereich dazu“, sagte Moritz Schuster vom Bereich Böblingen des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Ludwigsburg. Mit seiner Kollegin Julia Schmalz kam er auf Einladung der Stadt Renningen in die Rankbachhalle. Dort informierten sie ein Dutzend überwiegend ältere Zuhörerinnen und Zuhörer darüber, wie gewieft Betrüger vorgehen.

1094 Fälle für 2020 erfasst

Die „falschen Polizeibeamten“ seien derzeit der größte Schadensbringer im Seniorenbereich, erklärte Moritz Schuster. Allein im Bereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg mit den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg gab es im vergangenen Jahr 1094 erfasste Fälle. Dabei entstand bei 14 vollendeten Taten ein Schaden von 346 000 Euro, 10,66 Millionen Euro waren es im Bundesland. So etwas hinterlasse bei den Betroffenen Spuren, auch seelischer Art, wissen die Beamten aus ihrer Berufserfahrung.

Wie läuft die Betrugsmasche ab? Wenn das Telefon nach 21 Uhr klingelt, gehen viele ältere Menschen schon mit einem komischen Bauchgefühl ran, so Schuster. Auf dem Display erscheint dann oft die 110, was jeder mit der Polizei verbindet. Es meldet sich ein „Polizist“, der sagt, das Eigentum des Angerufenen sei bedroht, ein Einbruch stünde unmittelbar bevor. „Diese Leute sind geschult und führen ganz großes Theater vor. Das ist eine richtige Betrugsmafia“, so der Polizeihauptmeister.

Auf Angerufene wird Druck ausgeübt

Haben die Angerufenen kein Geld zuhause, werden sie oft stundenlang am Telefon festgehalten, bis sie am nächsten Tag Bares von der Bank holen können. Nur in dem Moment, wo ein Betrüger das Geld übernimmt, kann die Polizei ihn dingfest machen. Ansonsten ist es verloren. „Es gibt Leute, die händigen wirklich alles aus, was sie ihr Leben lang angespart haben“, wissen die Beamten. Deswegen sensibilisiere man auch Beschäftigte von Banken und Sparkassen.

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Doch mit Nachdenken und Hinterfragen könne man dieses Betrugssystem erkennen. Bei der Polizei sei immer der Schutz des Menschen das Wichtigste und nicht Geld oder Schmuck. Wenn auf dem Telefondisplay die 110 erscheint, könne man von Betrug ausgehen, denn diese Nummer kann nicht aktiv anrufen. Angerufene sollten auf jeden Fall Anzeige erstatten, denn schon der Versuch sei eine Straftat. So könne man den Umfang der Betrügereien erkennen.

Ein Zuhörer in der Rankbachhalle fragte nach Anrufen von vermeintlichen Microsoft-Mitarbeitern, die in schlechtem Englisch per Fernsteuerung Zugriff auf den Computer wollen. „Auch das sind Betrüger“, warnte Schuster. „Legen Sie einfach den Hörer auf.“

Der Enkeltrick ist weiter aktuell

Immer noch aktuell sei auch der „Enkeltrick“, bei dem vermeintliche Verwandte telefonisch um Geld bitten, weil sie angeblich in einer Notlage sind. Ähnlich funktionieren auch „Schockanrufe“, mit denen auf dramatische Weise suggeriert wird, dass Angehörige einen Unfall hatten oder sogar mit Corona im Ausland im Krankenhaus sind und Geld brauchen.

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Auch hier heißt es innehalten, nachdenken und im Verwandten- und Freundeskreis klären, ob wirklich Hilfe nötig ist. „Sprechen Sie mit anderen über diese Themen, vernetzen Sie sich untereinander, auch mit Ihren Nachbarn, und informieren Sie sich und andere“, appellierten die Polizeibeamten an die Zuhörer in der Rankbachhalle. Die jüngere Generation sollte die ältere auf die Gefahren aufmerksam machen. Schnelle Wirkung gegen betrügerische Anrufe zeige das Löschen des eigenen Eintrags im Telefonbuch.

Jetzt kommt die Zeit der Einbrüche

Eine Zuhörerin wies auf Taschendiebstähle hin. Ihr selbst sei in einem Supermarkt in Renningen der Geldbeutel gestohlen worden. Die Polizisten erklärten die Maschen der Taschen- und Trickdiebe und warnten vor Haustürkriminalität. Mit Beginn der dunklen Jahreszeit werde auch das Thema Einbruch wieder wichtiger. Auf Anforderung würde die Polizei vor Ort in Sachen Einbruchschutz beraten.

Hier gibt es Hilfe

Weitere Informationen und Präventionstipps gibt es im Internet auf www.praevention.polizei-bw.de