Nachdem Nachbarn die renommierte Kultureinrichtung aus ihren Räumen rausgeklagt haben, suchen die Aktiven verzweifelt eine neue Spielstätte mit Bühne.

Anfang Mai erlebte Frithjof Gänger ein Wechselbad der Gefühle: Zunächst die niederschmetternde Erkenntnis, dass alle Bemühungen, den Jazzclub Leonberg am angestammten Ort im Leo 2000 zu belassen, vergebens waren. Ein klagendes Nachbarpaar hatte den Verbleib der überregional anerkannten Musikbühne in letzter Instanz erfolgreich juristisch verhindert.

 

Dann die spontane Geste des Oberbürgermeisters Martin Georg Cohn (SPD), das für die Mainacht angesetzte Konzert, dass im Clubkeller nun nicht mehr möglich war, dafür im Rathaus-Foyer steigen zu lassen. Der Abend an ungewohnter Spielstätte wurde ein voller Erfolg, Publikum wie Musiker waren begeistert.

Spontaner Unterstützerkreis

Und im rührigen Vorsitzenden des Jazzclubs, selbst ein aktiver Saxofonspieler, keimte die Hoffnung auf, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Zumal sich sofort ein spontaner Unterstützerkreis formiert hatte, dem unter anderem die ehemalige Erste Bürgermeisterin Inge Horn, der evangelische Pfarrer Dennis Müller sowie die Stadträte Harald Hackert (SALZ) und Georg Pfeiffer (Freie Wähler) angehören. Letzterer ist als Klavierfabrikant aktiver Förderer des Clubs.

Die Runde, komplettiert durch den städtischen Kulturamtsleiter Jonas Pirzer und einige Profimusiker aus der regionalen Jazzszene, machten sich sogleich auf die Suche nach einer neuen Bleibe für den Jazzclub. Denn eines war und ist klar: Die Ära im Leo 2000, die sich in den vergangenen drei Jahren so positiv entwickelt hatte, ist vorbei.

Unterschiedliche Urteile

Hochkarätige Juristen hatten Frithjof Gänger dringend davon abgeraten, vor den Bundesgerichtshof zu gehen. Das hatte der Chef des Jazzclubs in seiner Not erwogen, um das letztinstanzliche Urteil des Landgerichts Stuttgart anzufechten. Dieses hatte aufgrund einer 45 Jahre alten Teilungserklärung – einer Art Zweckbestimmung für das Grundbuchamt – dem klagenden Nachbarpaar recht gegeben. Die hatten darauf gepocht, dass die Räume des Jazzclubs nur als Lager oder Laden benutzt werden dürften.

Da half es Gänger letztlich auch nicht, dass das Amtsgericht Leonberg in erster Instanz die Sichtweise des Jazzclubs bestätigt hatte: Der Richter im Leonberger Schloss entnahm der Teilungserklärung lediglich, dass die Räume „nicht zu Wohnzwecken“ genutzt werden dürften. Wie geht es also jetzt weiter? Das Rathaus-Foyer kann nicht dauerhaft als Konzertsaal genutzt werden. Der technische und personelle Aufwand ist immens. Zwei Konzerte im Monat, die der Jazzclub mindestens anbieten möchte, sind hier nicht darstellbar.

Viele Standorte geprüft

Und auch andere potenzielle Standorte von der Altstadt bis Eltingen, die der Unterstützerkreis auf dem Zettel hatte, erwiesen sich unter dem Strich als nicht geeignet. Es sollte Platz für gut 100 Gäste, eine Bühne und eine Theke sein. Der Getränkeverkauf ist eine wichtige Einnahmequelle für den Club. Auch Toiletten müssen vorhanden sein.

Livemusik auf dem Marktplatz

Die Jazzfreunde sind nun ein wenig ratlos und hoffen, dass es noch musikaffine Immobilienbesitzer gibt, die eine passende Räumlichkeit anbieten können. Wer meint, dem Jazzclub helfen zu können, kann sich direkt bei Frithjof Gänger per E-Mail-Adresse an f.gaenger@jazzclub-leonberg.de, Homepage www.jazzclub-leonberg.de, melden.

Ein Hoffnungsschimmer bleibt jedoch: Trotz aller angesprochenen Querelen und Widerstände verstummt die Musik in Leonberg nicht. Beim Altstadt-Garten, den die Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“ am 24. und am 25. Juni veranstaltet, präsentiert der Jazzclub die Sängerin Fauzia Maria Beg und die Iris Oettinger Swing Band live auf dem Marktplatz.

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