Weil der Jazzclub in seinen eigenen Räumlichkeiten nicht auftreten darf, hat der Leonberger OB ohne Zögern das Rathaus-Foyer zur Verfügung gestellt. Am Samstag um 20 Uhr geht’s los.

Der Samstag hat für Martin Georg Cohn und Nadja Reichert verhältnismäßig früh begonnen. Schon um 9 Uhr haben sich der Leonberger Oberbürgermeister und die Citymanagerin im Rathaus getroffen, um Stühle zu rücken. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Denn an diesem Samstag, 30. April, wird um 20 Uhr der Jazzsänger Knebo Guttenberger mit seiner Band im Foyer des Verwaltungsgebäudes auftreten, um das Publikum auf eine musikalische Reise zwischen Swing und Mainstream mitzunehmen.

Unfreiwillige Premiere

Dass der großzügige Empfangsbereich des Leonberger Rathauses als Kulturstätte genutzt wird, ist nicht ganz neu. Die Kulturmanagerin Katja Rohloff hat hier schon mehrere Events organisiert. Dass aber der Jazzclub das Foyer als Bühne hat, das ist eine Premiere.

Allerdings eine unfreiwillige. Denn eigentlich wäre das Konzert im Jazzkeller im Leo 2000 über die Bühne gegangen – wie viele andere zuvor auch. Doch ein einziger von den 68 Eigentümern des Hochhauses will den Jazzclub partout weg haben und hat geklagt.

Ein einziger von 68 Eigentümern will den Jazzclub nicht

Begründung: In der 45 Jahre alten Teilungserklärung, einer Art Zweckbestimmung für Räumlichkeiten, war der Keller, in dem heute der Jazzclub ist, als Laden und Lager bezeichnet worden. Vor dem Jazzclub war dort übrigens viele Jahre eine Tanzschule.

In zweiter Instanz hat der Kläger vor dem Landgericht Stuttgart recht bekommen und hatte noch in dieser Woche dem Jazzclub mit „Zwangsvollstreckungsmaßnahmen“ gedroht, sollte das für diesen Samstag geplante Konzert im Leo 2000 stattfinden.

OB und Citymanagerin bauen Stühle auf

Am Freitag erfuhr der OB von den Drohungen und den Nöten des Jazzclubs und reagierte sofort: „Der Jazzclub kann am Samstag unser Foyer für das Konzert haben“, erklärte Martin Georg Cohn unserer Zeitung. Gemeinsam mit der Citymanagerin Nadja Reichert setzte der Oberbürgermeister alle Hebel in Bewegung, um das Rathaus-Foyer binnen nur weniger Stunden in einen Konzertsaal zu verwandeln, Stühle aufbauen inklusive.

Schlagzeug über die Straße

Frithjof Gänger ist über die spontane Hilfe der Stadt überglücklich. „Eine tolle Aktion von Herrn Cohn und Frau Reichert“, freut sich der Vorsitzende des Jazzclubs. Gemeinsam mit seiner Frau Irene und dem Jazz-affinen Stadtrat Harald Hackert brachten sie am Samstagvormittag Instrumente, darunter ein Schlagzeug, und technische Ausrüstung quer über die Eltinger Straße, die den Jazzclub und das Rathaus trennt.

Spontane Hilfe für die Beleuchtung

Ebenfalls kurzfristig mobilisiert wurde Karl-Jagusch. Der Chef der Leonberger Firma für Veranstaltungstechnik Sound & Light hat zwar gerade einen Großauftrag in Barcelona, wollte aber auch unbedingt mithelfen, um die für ein Konzert nötige Beleuchtung sicherzustellen.

Bis in den Abend sind die fleißigen Helfer aktiv, damit um 20 Uhr die Musiker um Knebo Guttenberger auf die Rathaus-Bühne kommen können. Wer ohnehin auf die Lange Kunstnacht will, kann den kulturellen Bummel durch die Altstadt mit einem Besuch beim Jazzclub im Rathaus krönen. Es gibt noch Karten.