Die Autos kehren in die City zurück. Doch bevor Cohns Vision der „Stadt für morgen“ greifen kann, muss die Postareal-Frage geklärt werden.

Leonberg - Ist es Ihnen auch aufgefallen? Pünktlich zur Feierabendzeit wird es wieder voll in der Leonberger Innenstadt. An der Sonnenkreuzung ist es am Spätnachmittag richtig eng und auch der Neuköllner Platz wird von Blech dominiert. Doch das dichte Zentrum – in den vergangenen Monaten eher selten zu beobachten – hat nicht nur mit den die Baustellen im Engelbergtunnel umgehenden Autofahrern zu tun. Mit dem Rückgang von Corona kehrt das Alltagsleben schrittweise zurück und damit auch der Verkehr.

 

Fast alles ist so wie vor anderthalb Jahren. Und die Innenstadt ist immer noch ein Flickenteppich aus den Hochhäusern rund ums Leo-Center, den Einkaufsmärkten in der Römerstraße und der Altstadt. Hier immerhin hat die Rückkehr des Lebens, gepaart mit einem verbesserten gastronomischen Angebot, zu weit mehr als nur einem Hauch südländischen Flairs mit angenehmer Atmosphäre geführt.

Wer den Stau umgeht, darf nicht schneller sein

Die Visionen eines zusammengewachsenen Zentrums aber, dem viel zitierten Brückenschlag zwischen Leo-Center und Marktplatz, die die Menschen seit fast zwei Jahrzehnten beschäftigen, die sind über das Visionäre nur bedingt hinausgekommen. Das liegt natürlich an der misslichen Verkehrssituation. Es gibt keine Umgehung, wie die Dinge liegen, wird sie in absehbarer Zeit auch nicht kommen.

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Doch der Zustand, dass sich die Blechlawinen über weitere Jahre, gar Jahrzehnte, durch die City quälen, ist keine Option. Deshalb ist das Konzept, mit dem der Leonberger Oberbürgermeister in den vergangenen Wochen reichlich Gesprächsstoff geliefert hat, mehr als ein interessanter Fingerzeig in die richtige Richtung. Unter dem Titel „Stadt für morgen“ will Martin Georg Cohn die Attraktivität der Innenstadt als Durchgangspassage minimieren. Wer sich mit dem Wagen von der Autobahn ins Zentrum pirscht, muss, so ist der Plan, länger brauchen, als würde auf der A 8 im Stau verharren.

Fragen bei der Pförtnerampel

Ein erster Schritt sollen die Pförtnerampeln sein, die schon in den Außenbereichen Höfingen und Gebersheim die Fahrer aufhalten, wenn das Zentrum dicht ist. Was auf den ersten Blick gut, weil einfach, scheint, birgt beim tieferen Nachdenken doch einige Stolperfallen, die es im Vorfeld zu beseitigen gilt: Was ist mit den Kernstadtbewohnern, von denen es weit mehr als 30 000 gibt? Was ist mit der Anlieferung für Geschäfte und Betriebe? Ein großer Teil der Gewerbegebiete liegt im Bereich der Kernstadt. Es ist nur schwer vorstellbar, dass all diesen Menschen der Zugang zu ihren Wohnungen und Arbeitsplätzen im Staufall verwehrt bleiben soll.

Ein zentraler Baustein aller Pläne ist die Neugestaltung des Postareals. Die Verhandlungen zwischen Stadt und Investor stocken, die Grünen werben wegen einer problematischen Supermarktzufahrt gar für einen kompletten Neustart. Das aber würde sämtliche Pläne für eine „grüne Innenstadt“ um Jahre zurückwerfen.