Dann soll die regionale Mobilitätsplattform an den Start gehen und die Verkehrsströme in und um Leonberg lenken.

Leonberg - Welcher Leonberger kennt es nicht: Ein Unfall am Autobahndreieck oder im Engelbergtunnel, und der Verkehr in der Großen Kreisstadt, den Teilorten Höfingen und Gebersheim, aber auch in Gerlingen und Ditzingen kommt zum Erliegen. Auf den Hauptdurchgangsstraßen geht nichts voran, Kreuzungen sind durch Fahrzeuge zugestellt, und der Schleichverkehr zwängt sich durch die kleinsten Nebenstraßen oder rast gar über Feld- und Landwirtschaftswege.

 

Baustelle im Engelbergtunnel ab April

Was in einem normalen Jahr vielleicht ein oder zwei Dutzend Mal vorkommt, könnte – so wird in den Rathäusern befürchtet – während der auf vier Jahre angesetzten Bauarbeiten im Engelbergtunnel ab April viel häufiger der Fall sein. Verengte Spuren, Fahrbahnwechsel und dazu noch Auf- und Abfahrten sowie die Überleitungen im Bereich des Autobahndreiecks können das Unfallrisiko erhöhen. Das zeigte sich nicht zuletzt im Sommer 2016, als rings ums Leonberger Dreieck der Flüsterasphalt erneuert wurde. Die Polizei verzeichnete in diesem Zeitraum eine Rekordzahl an Unfällen und Stauminuten.

Das Regierungspräsidium Stuttgart, das bis zum Start der Autobahn GmbH zum Jahreswechsel zuständige Planungsbehörde war, hatte zwar ein Verkehrskonzept in Auftrag gegeben. Dies sieht beispielsweise LED-Anzeigen vor, die zwischen Heimsheim und dem Kreuz Stuttgart auf der A 8 sowie der Abfahrt Zuffenhausen auf der A 81 die Fahrzeiten in Echtzeit anzeigen. Das Ziel dabei: Wenn die Fahrer sehen, dass es trotz Stau über die Autobahn noch schneller geht, weil auf den Ausweichrouten ebenfalls Stau ist, dann bleiben sie auf der Autobahn. Diese Anzeigen sind bereits seit vergangenem Jahr installiert und im Einsatz.

Pförtnerampeln sollen Verkehr aus der Stadt raushalten

Der Stadt Leonberg schien das Verkehrskonzept aber schon 2019 nicht ausreichend. Aus den Reihen der SPD kam damals der Vorschlag zu Pförtnerampeln, die bei hohem Verkehrsaufkommen den Großteil der Fahrzeuge vor den Eingängen zur Stadt halten. Es sollten nur so viele Autos durchgelassen werden, dass der Verkehr gut durch die Kernstadt beziehungsweise die Teilorte Gebersheim und Höfingen fließen kann. Das alles sollte computergesteuert über die regionale Mobilitätsplattform des Verbands der Region Stuttgart ablaufen.

Doch trotz Aufschub des Baustarts im Tunnel um ein Jahr fehlen die entsprechenden Pförtnerampeln noch. Deshalb haben sowohl die SPD als auch die FDP bei den laufenden Haushaltsberatungen entsprechende Anträge eingebracht, um diese schnellstmöglich einzurichten.

Probebetrieb für September 2021 geplant

Die Antwort der Stadt Leonberg ist aber wenig ermutigend: Ein Probebetrieb könnte im September 2021 starten. Die Stadtverwaltung führt die Verzögerung vor allem auf zwei Dinge zurück. Zum einen herrsche Personalmangel in den entsprechenden Bereichen der Verwaltung. Zum anderen fehlt noch das Gehirn des Ganzen. „Zum vierten Quartal soll die regionale Mobilitätsplattform in Betrieb gehen“, informierte Jens Schneider am Donnerstag im Planungsausschuss des Gemeinderates. Der Warmbronner Ortsvorsteher ist derzeit mit einer halben Stelle allein auf weiter Flur in der aktuell führungslosen Stabsstelle Mobilität.

Deshalb werde die Planung der Pförtnerampeln demnächst an ein externes Büro vergeben. Bis dahin würden auch die Steuerungsstrategien seitens des Verbands der Region Stuttgart stehen. Einbezogen sind aber auch Tiefbau- und Ordnungsamt sowie die Busunternehmer. Durch die neue Mobilitätsplattform soll es etwa Linienbussen, aber auch Rettungsfahrzeugen möglich sein, die Ampeln zu ihren Gunsten umschalten zu lassen.

Projekt des Regionalverbandes kostet 9,5 Millionen Euro

Als Pförtnerampel kann Leonberg auf die bereits bestehenden Signalanlagen an der Feuerbacher Straße (alte B 295 aus Richtung Ditzingen) sowie an der Südrandstraße zur Brenner-, Berliner und Neuen Ramtelstraße zurückgreifen. Neu eingerichtet werden müssten Ampeln vor Höfingen (aus Ditzingen kommend), vor Gebersheim (aus Richtung Rutesheim) sowie am oberen Ende der Neuen Ramtelstraße. Alles zusammen ist mit 755 000 Euro veranschlagt, von denen etwa 444 000 Euro über Zuschüsse gedeckt sind. 312 000 Euro muss Leonberg selbst tragen.

Die regionale Mobilitätsplattform selbst wird etwa 9,5 Millionen Euro kosten, von denen 4,1 Millionen Euro von der EU und 1,4 Millionen Euro vom Land kommen. Sie soll die Kommunen in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr mit der Stadt Stuttgart und deren integrierter Verkehrsleitzentrale vernetzen, aber auch mit der Straßenverkehrszentrale des Landes. Dabei geht es unter anderem darum, das Verkehrsaufkommen übergreifend zu steuern und damit eine gleichmäßigere Auslastung des Straßennetzes zu erreichen. Doch es geht dabei nicht nur um den Verkehr auf der Straße, sondern auch um die Vernetzung verschiedener Fortbewegungsmittel.