Die Kommunen bereiten sich vorwiegend in Eigenregie auf die erwarteten Flüchtlinge aus der Ukraine vor. Die Hilfe seitens der Bevölkerung ist groß.

Deutschland bereitet sich angesichts des Krieges in der Ukraine auf die Flüchtlinge vor. Der Städte- und Gemeindebund hat bereits Bund und Länder aufgefordert, sich rechtzeitig abzustimmen. Denn: Die Kapazitäten seien in den Kommunen nicht unbegrenzt. Derweil setzen die Gemeinden – nicht nur – im Altkreis Leonberg längst alle Hebel in Bewegung, um die Hilfe anzubieten, die nötig und möglich ist.

 

Noch ist Wohnraum vorhanden

Leonberg Mitte März hat die Stadt Leonberg eine „Task Force Ukraine“ mit Mitarbeitern aus verschiedenen Ämtern und Abteilungen gegründet. „Die Stadtverwaltung steht zudem im engen Kontakt mit den Kirchen, den großen ehrenamtlichen Vereinen sowie den Flüchtlingsinitiativen, um die immense Hilfsbereitschaft der Bürgerschaft zu bündeln“, sagt Leila Fendrich, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt.

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Die Hoffnungsträgerstiftung hat einen Dolmetscherpool aufgebaut und will diesen noch verstärken. Der Kauf – beziehungsweise die langfristige Anmietung von Wohnraum – steht weiterhin im Fokus. Derzeit werden etwa 40 Wohnraumangebote geprüft. Weiterhin werden Grundstücke für die Aufstellung von Wohncontainern geprüft. „Eine Belegung von städtischen Hallen und Sporthallen ist aktuell nicht vorgesehen“, sagt Leila Fendrich.

Hohe Hilfsbereitschaft der Bevölkerung

Rutesheim Die Stadt Rutesheim hat einen internen Krisenstab eingerichtet, an dem die Bürgermeisterin Susanne Widmaier, der Erste Beigeordnete Martin Killinger, die Integrationsmanagerin Natascha Bauer, das Ordnungsamt und das Bauamt beteiligt sind. „Auch mit unserem Gemeinderat sind wir in engem Austausch“, sagt Susanne Widmaier, die sich über die sehr hohe Hilfsbereitschaft der Rutesheimer Bürger freut.

„Noch haben wir genügend Wohnraum, der uns von der Bevölkerung zur Unterbringung von Flüchtenden aus der Ukraine kurzfristig angeboten wurde. Wir befassen uns selbstverständlich auch mit der mittel- und längerfristigen Unterbringung und einer möglichen Ankunft einer größeren Zahl an Flüchtenden.“

150 Menschen finden Platz

Weil der Stadt In Weil der Stadt wurde der kommunale Krisenstab wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine bislang noch nicht einberufen. „Dennoch sind die Verwaltungsspitze, die Fachämter und der örtliche Arbeitskreis Asyl in ständiger enger Abstimmung, um die auftretenden Fragen und Probleme zu klären“, sagt Bürgermeister Christian Walter. „Von Hallenbelegungen sind wir in Weil der Stadt noch weit entfernt. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, können wir das aber nicht gänzlich ausschließen.“ Mit dem Arbeitskreis Asyl sucht die Stadtverwaltung nach Privatwohnungen.

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„Leerstehende Häuser oder Wohnungen zu beschlagnahmen, kommt jedoch nicht in Frage“, sagt Walter. Mit dem Bürgerheim, das ab Mitte April leer stehen wird, stellt die Stadt bereits ein großes Gebäude für die Unterbringung von rund 150 Menschen aus der Ukraine zur Verfügung. Hintergrund ist, dass die bisherigen Bewohner Anfang April in das neu gebaute Seniorenwohnheim ziehen werden.

Dolmetscher sind gesucht

Korntal-Münchingen Bereits die Coronapandemie verlange den städtischen Mitarbeitern von Korntal-Münchingen vieles ab. „Mit den Flüchtlingen aus der Ukraine folgt die nächste Herausforderung“, sagt Catharina Vögele, die Leiterin des Fachbereiches Familie, Bildung und Soziales. Der bisherige Corona-Krisenstab wurde fachübergreifend um das Thema Ukraine erweitert.

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Momentan haben sich 95 Menschen, die aus dem Krisengebiet geflüchtet sind, beim Einwohneramt gemeldet. „Die meisten sind privat untergekommen, die Hilfsbereitschaft ist sehr groß“, sagt Vögele. Viele Bürger hätten weiteren Wohnraum angeboten, der nun geprüft werden müsse. Im Gewerbegebiet Münchingen steht ein Wohncontainer bereit. Mitarbeiter des städtischen Integrationsmanagements betreuen die Flüchtlinge.

„Wir suchen Leute, die ukrainisch oder russisch sprechen und die als Dolmetscher helfen“, sagt Vögele. Die Fachbereichsleiterin ist auch schon mit den Schulleitungen und den Kitas im Gespräch. Die Devise von Catharina Vögele lautet: handeln. Konkrete Informationen des Landratsamts oder anderen übergeordneten Behörden gäbe es nicht. „Vieles ist noch nicht geregelt, man weiß nie, was am nächsten Tag kommt.“

Die ersten ukrainischen Kinder besuchen die Schule

Gerlingen „Die Strukturen unserer Stadtverwaltung ermöglichen es uns, mit dieser neuen Herausforderung zielgerichtet und organisiert umzugehen, ein Krisenstab ist derzeit nicht notwendig“, sagt Sofie Neumann, Pressesprecherin der Stadt Gerlingen.

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In enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Gebäudemanagement sind die Flüchtlinge derzeit in Wohnungen, in Wohngemeinschaften oder in zuvor leer stehenden Häusern untergebracht. Unterstützende Angebote, auch über die Unterbringungen hinaus, werden auch in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Asyl sowie der in Gerlingen bestehenden ukrainischen Community organisiert. Die ersten ukrainischen Kinder wurden zwischenzeitlich in Gerlingens Schulen aufgenommen. Sprachkurse, Besuche im Jugendhaus und Kontaktaufnahmen mit den Vereinen laufen bereits.