Die Renninger Krippe in der Malmsheimer Martinuskirche sorgt noch einmal für festlichen Glanz. Die Besucher bedauern das Ende dieser Ära.

Renningen - Die unzähligen Lichter an den Tannenbäumen und am Himmel über dem Altarraum tauchen die Kirche wie eh und je in weihnachtliche Stimmung. Doch etwas daran ist anders als sonst. Am Vorabend des vierten Advents herrscht in den Gängen entlang der Krippen-Aufbauten kein Gedränge, nur 60 Besucherinnen und Besucher sind zum Gottesdienst zugelassen – wenig Menschen für die große Kirche.

 

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Und im Unterschied zu früheren Jahren ist die Krippenszene im Altarraum auf die wesentlichen Elemente reduziert: der Stall mit Maria, Josef und der Krippe, die Hirten auf dem Feld mit dem Engel sowie die drei Weisen aus dem Morgenland samt Gefolge. Kein übergeordnetes Motto wie oft in früheren Jahren ist zu sehen. Nur eine Sache fällt einem kleinen Jungen auf: „Mama, da sind ja zwei Kirchen“, sagt er und zeigt auf die Türme der Bonifatius- und der Martinuskirche. Sie rahmen die Krippe als Bezüge in die Gegenwart und Verbindung zur katholischen Kirchengemeinde ein.

Besucher bedauern Abschied von der Renninger Krippe

Viele Besucher wissen, dass die Krippe in der jetzigen Form zum letzten Mal stattfindet – und sie bedauern das. „Das ist wie ein Abschied“, sagt Charlotte Wenzler. „Hier an der Krippe, das war jedes Mal so, wie wenn man alte Bekannte trifft“, so die 86-Jährige. Sie meint damit die vielen verschiedenen Figuren und Puppen, deren Schöpferin Hildegard Buchhalter sie noch persönlich gekannt habe. Mit ihrer Tochter ist Charlotte Wenzler aus Stuttgart in die Martinuskirche gekommen. Sie hat die Krippe über viele Jahre immer wieder besucht und alle Veranstaltungsprogramme aufgehoben. „Früher sind wir oft mit einer ganzen Clique von Stuttgart hergefahren“, erinnert sie sich. „Dann haben wir erst im Gasthaus Taube gegessen und kamen dann zum Kaffeetrinken hierher ins Gemeindehaus.“ Kein Zweifel, die Besuche an der einzigartigen Krippe werden der alten Dame fehlen.

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Auch Andrea Pickhardt bedauert das Ende dieser längst überregional bekannten Institution. „Es war immer schön, wenn wir sonntags von Leonberg zum Kaffeetrinken hierher gekommen sind und die Krippe angeschaut haben“, erzählt sie. Sie erinnert sich an die Veranstaltungen, und auch einen Auftritt des Sängers Tony Marshall hat sie in der Martinuskirche erlebt. Besonders gut hätten ihr stets die Erklärungen des Pfarrers zur jeweiligen Krippe gefallen.

„Wo ist der Ort Bethlehem in unserem Leben?“

Diese Erklärungen schickt Franz Pitzal an diesem Abend auch dem Gottesdienst voraus, denn er weiß, dass viele Besucher wegen der Krippe gekommen sind. Er weist auf die 34 Krippen hin, die der Vielreisende aus aller Welt zusammengetragen hat. Dann spricht der Geistliche nach der Lesung aus dem Lukas-Evangelium über das Thema „unterwegs sein“. Damals wie heute seien die Menschen auf vielfache Weise und aus vielen Gründen unterwegs. „Wo ist der Ort Bethlehem in unserem Leben?“, fragt er.

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„Auch in diesem Jahr feiern wir Weihnachten, an dem vieles anders ist als früher“, sagt Franz Pitzal mit Blick auf die pandemiebedingten Einschränkungen. Gerade deswegen sei es wichtig, Verbindung zu den Mitmenschen zu halten. „Sprechen Sie mit ihnen, rufen Sie sie an, schreiben Sie ihnen, und, wenn es geht, machen Sie einen Besuch, und sei es nur bis zur Haustür“, fordert er die Gottesdienstbesucher auf und bittet darum, auch notleidenden Menschen zu helfen. „Dies möchte ich Ihnen ans Herz legen“, sagt der Pfarrer.