Eine Woche lang hat das Leonberger Ordnungsamt Falschparker im Visier. Drei Teams waren tagsüber und nachts unterwegs.

Leonberg - Die Bucht an der Eltinger Straße vor der Römergalerie ist so richtig einladend, um das Auto mal abzustellen. Doch in der verkehrsreichen Stadtmitte einen so großzügigen „leeren“ Parkplatz zu finden, an dem auch kein Automat einen Obolus einfordert, muss einen Autofahrer eigentlich stutzig machen und ihn veranlassen, das unverhoffte „Geschenk“ gründlicher in Augenschein zu nehmen.

 

Das hat der Fahrer eines Geländewagens der Wolfsburger Autobauer an diesem Nachmittag nicht getan. Er ist zwar Ausländer und hat wahrscheinlich das Zusatzschild „Für Einsatzfahrzeuge“ nicht verstanden, aber die darüber thronenden Zeichen für ein Halteverbot und das dritte Schild am Mast mit der bildlich dargestellten Präzisierung, dass hier von 8 bis 18 Uhr kein Auto abgestellt werden darf, sind nicht zu übersehen.

In einer Viertelstunde ist das Auto weg

Und so naht Ungemach vom Leonberger Rathaus her. Da haben sich die beiden Teams der städtischen Polizeibehörde unter Ralf Kotte, dem Abteilungsleiter Verkehr im Ordnungsamt, auf den Weg gemacht, um solche Situationen aus dem Weg zu räumen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn im Schlepptau haben sie das Spezialfahrzeug einer Leonberger Abschleppfirma.

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Während das Fahrzeug der Polizeibehörde den Ort des Geschehens absichert, legt der Abschlepper die Gurte an das Auto. Vorsichtig schwenkt er mit dem Kranarm und dem Spezialgestell über den Wagen, hakt die Gurte ein, und nach knapp einer Viertelstunde ist das Werk vollbracht. „Jetzt wird die Polizei telefonisch unterrichtet, denn die erste Reaktion ist meist – mein Auto wurde gestohlen“, sagt Ralf Kotte. Das Auto wird nun auf einen städtischen Verwahrplatz gebracht. Weil sich die Stadt nun das Eigentum eines anderen „aneignet“, muss sie das schützen und darf es nicht beschädigen. „Deshalb wird der gesamte Vorgang gründlich dokumentiert“, erläutert Kotte.

Die Polizei wird auch informiert

Doch wie bekommt der Verkehrssünder seinen fahrbaren Untersatz wieder zurück. Ruft sie oder er bei der Polizei an, bekommen sie die Nummer des Ordnungsamtes. Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter machen den Abholungstermin am Verwahrplatz aus. Halterin oder Haltern müssen nachgewiesen werden. Wenn der Person, die nun zur Kasse gebeten wird, eine Anschrift zugeordnet werden kann, wird ihr alles zugeschickt. „Der jetzt abgeschleppte Autofahrer muss, weil er aus dem Ausland ist, eine Sicherheitsleistung bezahlen und zwar in bar“, erläutert der Abteilungsleiter Verkehr im Ordnungsamt.

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Der Einsatz an der Römergalerie ist Teil einer Schwerpunktaktion in der Kernstadt gewesen, die über die gesamte Woche verlaufen ist – tagsüber und auch nachts. „Die Streifen vor der Römergalerie, Schwerbehindertenstellplätze, absolute Haltverbote sowie Rad-, Geh- und Schulwege sind Orte gewesen, an denen der Gemeindevollzugsdienst unterwegs war“, sagt Kotte. Außerdem hatten die drei Teams Feuergassen in der Altstadt sowie Brandschutzzonen im Visier. „Es ging nicht darum, einfach stur abzuschleppen, sondern es herrscht jedes Mal auch das Prinzip der Verhältnismäßigkeit“, sagt Kotte. „Wir versuchen immer, die Halter auszumachen oder das Fahrzeug, wenn möglich, auf einen Parkplatz in Sichtweite umzusetzen, denn es geht darum, schnell die Gefahr zu beseitigen.“

Mit rund 250 Euro muss gerechnet werden

Allerdings bewahre das den Verkehrssünder nicht, tief in die Tasche greifen zu müssen. Ist der Abschleppdienst angefordert, muss der bezahlt werden. Wessen Auto noch nicht aufgeladen ist, etwas weniger und es bleibt ihm das Abholen erspart. „Mit rund 250 Euro muss schon gerechnet werden, aber die Stadt macht keinen Gewinn, denn wir holen uns Angebote von den Firmen ein und dazu kommen die Bearbeitungsgebühren.“

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Die Aktion stand unter dem Motto „Gefahrenabwehr“ und dem Schutz der Schwächsten im Verkehr. „Nicht zuletzt auch um für die Novelle der Straßenverkehrsordnung zu sensibilisieren, die nun härter bestraft, wenn schwächere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.“ Kommentare der Passanten: „Gut, dass ihr konsequent abschleppt!“ oder „Es sollte viel öfters abgeschleppt werden!“

Kaum ist der Geländewagen weg, steuert ein Auto mit CW-Kennzeichen die Bucht an, doch Zaungäste der Aktion machen die Fahrerin schnell auf die „Gefahr“ aufmerksam. Glück gehabt – andere 16 Autofahrer nicht. Weil sie in Bereichen für Einsatzfahrzeuge, auf dem Fußgängerweg, in Kreuzungen standen oder die Linienbusse behinderten, wurden sie an den Haken genommen. Sechs weitere Fahrer kamen noch rechtzeitig dazu.