Nach vier Jahren Planung präsentiert die Keppler-Stiftung die Zukunft der Altenpflege.

Weil der Stadt - Selbst der Bürgermeister war am Ende ungeduldig – und nicht nur er. „Nicht nur einmal wurde ich gefragt, wann es endlich weitergeht“, berichtet Thilo Schreiber am Dienstag dem Gemeinderat.

 

Jetzt geht es weiter. Die Keppler-Stiftung hat ihre Pläne für den Neubau des Seniorenheims präsentiert. Und nicht nur das: Mit im Gepäck dabei hatten sie auch einen Investor, der den Neubau finanzieren und errichten wird: die „Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau“ (GSW) aus Sigmaringen, ein Tochterunternehmen des Sozialverbands VdK.

Sie wird auf der Brühlwiese – zwischen E-Center, Stadtmauer und Würm – das neue Seniorenzentrum bauen. Zwei Gebäude werden dort entstehen. 60 Plätze für die stationäre Pflege kommen in das eine Gebäude, dazu etwa 15 Plätze für die Tagespflege. In dem anderen Gebäude werden 41 Wohnungen untergebracht. Die Verkehrsanbindung an den neuen Komplex erfolgt über die Südumfahrung.

Komplette Pflege-Gesetzgebung hat sich geändert

„Ja, es hat vier Jahre vom ersten Entwurf bis heute gedauert“, sagt Christof Heusel, der das Projekt bei der Keppler-Stiftung koordiniert. Aber das sei gut, denn in der Zwischenzeit hätte sich zum Beispiel die komplette Gesetzgebung, die die Pflege betrifft, geändert. „Wenn wir vor vier Jahren gebaut hätten, hätten wir jetzt ein veraltetes Haus“, ist er überzeugt.

Die Zukunft der Pflege liege nämlich nicht in den klassischen Pflegeplätzen, wie sie das Bürgerheim derzeit noch vorhält. Eigenständiges Wohnen wird immer wichtiger – deshalb haben die Architekten die Zahl der Pflegezimmer deutlich reduziert, es sind sogar fünf weniger als in dem alten Bürgerheim. Auch die Gestaltung dieser Pflegezimmer wandelt sich. „Gemeinsam alt werden wird heute bevorzugt“, erklärt Architekt Roland Haehnel. „Deshalb haben wir sie zu Gruppen mit je 15 Zimmern zusammengeschlossen, so entsteht eine Art WG-Charakter.“

Der Neubau des Seniorenzentrums in Weil der Stadt Foto: Steinhoff/Haehnel Architekten, Bearbeitung: Drautz
Die Mehrheit der Menschen wird zukünftig aber in den Appartements leben, deren Zahl sind in dem neuen Plan daher aufgestockt. Sie unterteilen sich in „Betreutes Wohnen“, wo die Senioren noch selbstständig leben, und etwa 30 Service-Wohnungen. „Service-Wohnungen sind für Menschen, die nicht mehr in den eigenen vier Wänden wohnen können, die nach dem neuen Pflegegesetz aber auch keinen Anspruch auf einen Pflegeplatz haben“, erklärt Christof Heusel von der Keppler-Stiftung.

Weil der Stadt hat in den vergangenen Jahren sämtliche Grundstücke der Brühlwiesen angekauft und tauscht diese nun mit der Keppler-Stiftung gegen das Bürgerheim ein. Der Investor GSW wird das Gebäude dann errichten und nach Fertigstellung für 25 Jahre an die Stiftung verpachten. „Wir wissen, wie man ein Seniorenzentrum betreibt, wir haben aber keine baulichen Kompetenzen“, erklärt Heusel.

Naturschutzgebiet, Hochwasser, Denkmal

Daher habe man sich die GSW an die Seite geholt – ein Grund, warum die Keppler-Stiftung die Pläne erst jetzt, vier Jahre nach den ersten Überlegungen, präsentieren kann. Denn Heusel gibt zu, dass es nicht einfach war, für dieses komplizierte Projekt einen Partner zu finden.

Die Brühlwiesen sind nicht nur als Naturschutzgebiet ausgewiesen, sie liegen auch im möglichen Hochwasserbereich der Würm – und wegen der Nähe zur Stadtmauer redet auch das Denkmalamt mit. Jetzt muss sich die Stadtverwaltung daher mit dem Denkmal-, dem Wasserwirtschafts- und dem Naturschutzamt ins Benehmen setzen, denn all diese müssen dem Projekt ihre Genehmigung erteilen – das gilt noch keineswegs als sicher. „Wir hätten Ihnen die Pläne heute aber nicht präsentiert, wenn wir nicht einigermaßen sicher wären, dass das genehmigungsfähig ist“, sagt Bürgermeister Schreiber.

Die Weiler Gemeinderäte begrüßen allesamt das Projekt. „Das Konzept orientiert sich am Bedarf“, sagt FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König. Eine „gelungene Planung“ nennt es der Freie Wähler Michael Borger. „Ich bin froh, dass es in die richtige Richtung geht“, stimmt ihm CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Buhl zu.

Nur der Grüne Wolfgang Fischer erinnert sich noch an die früheren Querelen. „Vor vier Jahren wurde uns die Jahnstraße als alternativloser Standort präsentiert“, sagt er. „Ich bin glücklich, dass wir dennoch so nicht entschieden haben.“

Im Februar 2012 präsentierte der damalige Bürgermeister Hans-Josef Straub die Pläne eines Neubaus auf dem Gelände der Villa Haag in der Jahnstraße. Eine Bürgerinitiative protestierte daraufhin und sammelte 750 Unterschriften. Unter dem neuen Bürgermeister Thilo Schreiber beschloss der Gemeinderat im Januar 2013, die Jahnstraße aufzugeben und das Pflegeheim auf den Brühlwiesen anzusiedeln.