Die Stadt sucht Investoren und Architekten, die in der Planung von Wohnvierteln reiche Erfahrung haben. Pläne können bis Ende August eingereicht werden.

Leonberg - Investoren, Bauträger und Architekten aus ganz Europa sind angesprochen, wenn es darum geht, Pläne für das TSG-Gelände am Rande des Haldengebiets zu entwickeln. Hier soll ein neues Stadtviertel entstehen, in dem wenigstens 25 Prozent der Baufläche für sogenannten bezahlbaren Wohnraum genutzt werden.

 

Die Stadt hat jetzt die offizielle Ausschreibung für das Investorenauswahlverfahren, wie es amtlich heißt, veröffentlicht. Interessenten müssen sich bis zum 12. Mai melden. Allerdings haben das Baudezernat und der Gemeinderat die Hürde für die Teilnahme recht hoch angelegt.

Planer haben bis Ende August Zeit

Sowohl die Investoren als auch die Architekten müssen jeweils drei aktuelle Referenzen über ähnliche Projekte vorlegen, die nicht älter als sieben Jahre sind.

Bis Anfang Juni will die Stadt dann entscheiden, welche der Bewerbungen überhaupt berücksichtigt werden. Bis Ende August haben die Teilnehmer Zeit, ihre Beiträge einzureichen. Im September wird ein Auswahlgremium die Arbeiten bewerten, der Gemeinderat soll, so der jetzige Zeitplan, das Projekt am 10. Oktober beschließen. Anschließend werden die Kaufvertragsverhandlungen geführt. Im kommenden Jahr soll das ganze Genehmigungsverfahren laufen. Der Besitzübergang ist Anfang 2019 geplant.

Das Vereinsgelände im Dreieck Strohgäustraße, Feuerbacher Straße, Jahnstraße umfasst eine Halle, einen Sportplatz sowie die Vereinsgaststätte mit Biergarten, und ist 13 675 Quadratmeter groß. Vorgesehen ist, dass die Stadt das Areal dem Verein abkauft. Als Summe wurden bisher rund 2,5 Millionen Euro genannt.

Ackerflächen sind in Privatbesitz

Gerne würde die Stadt auch benachbarte Ackerflächen bebauen. Doch die sind in Privatbesitz. Ob die Eigentümer verkaufen, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall, das hat der Gemeinderat beschlossen, dürfen nur 35 Prozent der Gesamtfläche bebaut werden. Denn eine Betonsiedlung soll am nordöstlichen Rand der Innenstadt vermieden werden. Der FDP-Stadtrat Jochen Flegl hatte sich zwar dafür ausgesprochen, 40 Prozent zu bebauen, um möglichst viel Wohnraum zu schaffen, fand für diesen Vorschlag aber keine Mehrheit.

Geht es nach Wolfgang Schaal von den Freien Wählern, soll es im neuen Stadtquartier weiterhin eine Gaststätte mit Biergarten und den dort wachsenden Bäumen geben. Auch kleinerer Handel, etwa eine Bäckerei, sei dort sinnvoll. In diese Richtung hatte sich auch schon der Baubürgermeister Klaus Brenner geäußert.

Nicht durchsetzen konnte sich Schaal allerdings mit seiner Forderung, das TSG-Projekt mit den Planungen eines möglichen Altstadttunnels zu verknüpfen, der das Gelände unmittelbar tangieren würde. „Die dort geplante Wohnbebauung ist keine Gefahr für eine Tunneloption“, hatte Oberbürgermeister Bernhard Schuler versichert.

Folge der Fusion

Dass es überhaupt zu einem neuen Wohnviertel an der Jahnstraße kommen kann, ist eine unmittelbare Folge der im vergangenen November beschlossenen Fusion zwischen der TSG Leonberg und dem TSV Eltingen.

Der neue Großverein, der vom kommenden Jahr an unter dem Namen SV Leonberg/Eltingen firmieren wird, soll sein neues Hauptquartier auf dem jetzigen TSV-Gelände in der Bruckenbachstraße bekommen. Dort ist ein mit rund zehn Millionen Euro veranschlagtes modernes Sportzentrum geplant. Ob es aber bei diesem Volumen bleibt und wie die Finanzierung konkret aussehen könnte, ist bisher noch nicht abschließend geklärt.

Mit ihrem „Ja“ zur Fusion haben die Mitglieder der TSG zudem beschlossen, dass eine Aufgabe der eigenen Sportstätten erst dann erfolgen darf, wenn gleichwertiger Ersatz auf dem TSV-Gelände geschaffen ist. Bisher läuft der Sportbetrieb an der Jahnstraße in vollem Umfang weiter.

Politisch gesehen kommt der Stadtspitze und dem Gemeinderat die Möglichkeit für ein neues Viertel in zentrumsnaher Lage sehr gelegen. Die Wohnungsnot ist eines der drückendsten Probleme in Leonberg. Möglichkeiten für neue Baugebiete in der Kernstadt sind begrenzt. Und die Pläne für Quartiere am Randes des Stadtparks und am Reiterstadion sind umstritten.