Die Narrenzunft AHA Weil der Stadt wird nun von Frank Gann und Simon Pfau angeführt. Sie haben sich einiges vorgenommen.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Weil der Stadt. - Seit einigen Wochen spürt Frank Gann die Last der Verantwortung besonders auf seinen Schultern. Fast 400 Jahre Geschichte, mehr als 1400 Mitglieder: Die Narrenzunft AHA Weil der Stadt, die der 37-Jährige als Vorsitzender nun anführt, ist beileibe kein Verein wie jeder andere. Daher macht die neue Aufgabe ihn zwar durchaus ehrfürchtig, aber auch sichtlich stolz.

 

Weg in die Fasnet ist vorgezeichnet

Der Weg in die Fasnet war für den 37-Jährigen vorgezeichnet. „Ich habe es im Blut. Mein Vater war früher im Wagenbau und im Siebenerrat, meine Mutter ebenfalls in der Fasnet aktiv“, sagt Frank Gann. Bereits als Teenager, im Jahr 2000, schließt sich auch der Sohn den Wagenbauern der Narrenzunft an. Ein Jahr später wird er bei den Weiler Hexen aufgenommen. 2007 nimmt er als Beisitzer ein Vorstandsamt in der Narrenzunft an. Von 2010 an bekleidet er sechs Jahre lang das Amt des Hexenmeisters.

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Auch danach verliert Frank Gann nicht die Lust – im Gegenteil. „Ich wollte gerne mehr Verantwortung im Verein übernehmen.“ So entsteht die Idee, die Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Michael Borger anzutreten. Als der Verein das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden einführt, lässt sich Frank Gann 2019 zunächst für diese Position wählen. Jetzt führt er als Vorsitzender den Verein.

Statt großer Umzüge: Besinnung aufs Wesentliche

Für die kommenden Jahre hat sich der 37-Jährige einiges vorgenommen. Mit dem geplanten Neubau der Wagenbauhalle hat der Verein ein Mammutprojekt zu stemmen. Dieses Thema beschäftigt ihn fast täglich. Außerdem möchte Gann die Digitalisierung innerhalb des Vereins vorantreiben, nachdem inzwischen schon ein virtueller Rundgang durch das Narrenmuseum möglich ist.

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Im Großen und Ganzen ist Frank Gann jedoch vor allem daran gelegen, dass sich der Verein wieder stärker auf seine Ursprünge und das Wesentliche fokussiert: den Erhalt des Brauchtums und das Weitergeben der Fasnetstraditionen an die nächste Generation. Statt großer Umzüge könne künftig wieder mehr in den Wirtschaften von Weil der Stadt gefeiert werden. Fasnet an unterschiedlichen Örtlichkeiten, das wäre auch angesichts der Pandemie eine Alternative.

Seit Jahren ein eingespieltes Team

Das Virus hat auch in Weil der Stadt die Pläne über den Haufen geworfen. Nach einem zuversichtlichen Start in die Session am 11. November musste die Narrenzunft AHA alle Veranstaltungen absagen. „Aber es braucht keine 40 000 Menschen in den Straßen“, meint Gann, der gebürtig aus Weil der Stadt stammt. Auch in Hinsicht auf die Pandemie könne es ein guter Weg sein, sich wieder mehr auf die Historie des Vereins zu besinnen und in kleineren Gruppen Fasnet zu feiern.

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An seiner Seite steht Simon Pfau, der neue stellvertretende Vorsitzende der Narrenzunft. Der 33-Jährige kann ähnliche Erfahrungen in der Fasnet vorweisen. Mit Frank Gann verbinden ihn mehrere Stationen, der Umgang miteinander ist vertraut. Auch Pfau beginnt seinen Werdegang in der Narrenzunft beim Wagenbau, allerdings erst 2004. Seitdem kennen sich die beiden. Wie Gann tritt er nach einem Jahr bei den Weiler Hexen ein. Von 2010 bis 2018 ist der 33-Jährige zudem im Hexenrat aktiv. Jetzt stehen die beiden Männer im engen Austausch, um sich an vorderster Front zu engagieren.

Verein funktioniert wie ein riesiges Getriebe

Für die Narren ist die Zeit zwischen November und Februar besonders intensiv. Eine Menge Arbeit gibt es für die beiden, denn vieles läuft im Hintergrund ab. „Jeden Tag geht eine Stunde für das Ehrenamt drauf“, sagt Frank Gann. Doch allein fühlen sich die beiden nicht. „Der Verein ist wie ein Riesengetriebe: Ein Rad treibt ein anderes an“, erklärt er. Das mache tierisch viel Spaß.

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Auch Simon Pfau betont den Rückhalt der übrigen Mitglieder und das gute Zusammenspiel. „Diverse Zünfte arbeiten Hand in Hand“, sagt er. Nicht zuletzt finden die beiden auch bei Michael Borger, dem Ehrenvorsitzenden, immer Unterstützung und ein offenes Ohr. Auch deshalb ist der Start für Frank Gann und Simon Pfau keineswegs holprig – trotz Corona.