Von Schafhausens Hacksberg talabwärts Richtung Dätzingen haben sich Jugendliche mit ihrem Mountainbike eine Rennstrecke erschaffen. Weil diese illegal ist, wird sie zurückgebaut.

Weil der Stadt - Gefühlt scheint bei schönem Wetter gerade alle Welt in der Natur zu sein. In Wald und Flur. Viele Sportangebote sind derzeit wegen Corona nicht möglich, öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. Bewegung im Freien ist nach wie vor erlaubt. Outdoorsportarten liegen da natürlich voll im Trend. Nicht zur Freude aller, wenn die Natur dabei in Mitleidenschaft gezogen wird.

 

Beschwerden gingen zuletzt im Weil der Städter Rathaus seitens der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Böblingen ein. Die wiederum hatte den Hinweis bekommen, dass in Schafhausen vom Hacksberg talabwärts bis zum Waldweg zwischen Schafhausen und Dätzingen eine Downhill-Strecke verläuft. „Diese wird in den kommenden Wochen zurückgebaut“, sagt nun Jürgen Katz, der Erste Beigeordnete von Weil der Stadt. Grund dafür sei, dass sich die Strecke in einem Naturschutzgebiet befindet. Und das quasi illegal. Daher sind ihre Tage auch gezählt.

Naturschutz versus bewegungshungrige Jugendliche

Für einige dicht an den Bäumen verlaufende Schanzen wurden bis zu 40 Zentimeter der Oberfläche entlang der Starkwurzeln abgetragen, weitere Schanzen verlaufen über liegendes Totholz oder angehäufte Stämme. In die steileren Hangabschnitte wurden Stufen gegraben. Die Strecke sei ohne Abstimmung mit den zuständigen Stellen angelegt worden. „Da im Naturschutzgebiet Eingriffe wie dieser unzulässig sind, gibt es keine Möglichkeit, die Downhill-Strecke zu erhalten“, sagt Katz, der sich über die Osterfeiertage selbst vor Ort ein Bild über die Situation gemacht hat.

Dabei schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Eines für den Naturschutz. Das andere für die bewegungshungrigen jungen Menschen, die momentan nur in der freien Natur die Möglichkeit haben, ihren Sport zu betreiben. „Das ist keine organisierte Gruppe, sondern Jugendliche, die sich eine Strecke gebaut haben und sich regelmäßig dort treffen und Spaß haben“, sagt der Beigeordnete. Jürgen Katz ist überzeugt davon, dass sie dabei nicht im Sinn hatten, der Natur zu schaden. „Ich bin froh über jeden Jugendlichen, der im Wald Rad fährt und nicht vor dem Computer sitzt. Dass es im Naturschutzgebiet war, geht natürlich gar nicht.“

Der Bedarf für solch eine Strecke ist da

Zufällig hatte er bei seiner Besichtigungstour ein paar Jungs auf der „illegalen“ Strecke getroffen. Und die hatten dem Ersten Beigeordneten nach den Feiertagen eine Mail geschrieben und sich quasi bei ihm entschuldigt. „Wir möchten die Interessen der Jugendlichen berücksichtigen und sehen, dass es offensichtlich einen Bedarf für solch eine Strecke gibt. Daher planen wir, gemeinsam mit unserem neuen Förster nach einer verträglichen Alternative zu suchen“, sagt Katz.

Durch den Beschluss des Gemeinderates im Herbst 2020 endete die Beförsterung durch das Landratsamt zum 28. Februar 2021. Als kommunaler Förster wird ab dem 3. Mai Olaf Späth diese Aufgaben als Forstrevierleiter der Stadt Weil der Stadt übernehmen. „Die alternative Downhillstrecke wird das erste Thema sein, welches ich mit ihm besprechen werde“, verspricht Katz.

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Nicht nur in Weil der Stadt gibt es Diskrepanzen zwischen den Vertretern von Fauna und Flora auf der einen Seite sowie Menschen auf der anderen Seite, die die Natur nutzen wollen, wie es nicht allen gefällt. Die Kommunen gehen ganz unterschiedlich mit dem Thema um.

In Leonberg kämpft der RV Schwalbe seit dem Jahr 2018 für einen Cross-Country-Rundkurs um das Vereinsheim im Tiefenbach und den Kammerforst hinauf in Richtung Warmbronn. Bislang lehnte die Stadtverwaltung dieses Vorhaben ab. Eine Alternative ist noch nicht in Sicht.

In Gerlingen hingegen möchte die Stadt eine Downhill-Strecke anlegen – und ist noch auf der Suche nach einem Verein, der sie bereut. Mit diesem Weg will sie verhindern, dass illegale Strecken angelegt werden.