Der Radsportverein Schwalbe Leonberg-Eltingen möchte eine Mountainbike-Trainingsstrecke im Stadtwald einrichten. Der Gemeinderat muss nun entscheiden.

Leonberg - Eine Mountainbike-Trainingsstrecke für den Radsportverein Schwalbe im Leonberger Kammerforst oder doch keine? Diese politische Entscheidung hat in seiner nächsten Sitzung der Gemeinderat zu treffen. Im Stadtrat sind die Meinungen geteilt, Oberbürgermeister Martin Georg Cohn ist nicht abgeneigt, der Revierförster Ulrich Greß kann sich nicht dafür erwärmen. Deshalb hat der Sozial- und Kultusausschuss in seiner jüngsten Sitzung das Thema auch ohne Empfehlung an den Gemeinderat verwiesen.

 

Der Radsportverein Schwalbe Leonberg-Eltingen will sich für seine rund 60 Mitglieder zukunftsfähig machen und ist im Juni 2018 mit seinen Vorstellungen an die Stadtverwaltung herangetreten. Die Neuausrichtung soll drei Stufen umfassen. Als erstes soll eine Trainingsstrecke für den Mountainbikesport (Cross-Country, einfacher Schwierigkeitsgrad, keine aufwendigen Geländeeingriffe, keine Downhillstrecke) im Stadtwald im Bereich Kammerforst, unweit des bestehenden Vereinsheimes, errichtet werden.

Räte wollen keine Versicherungspflicht

Stufe 2 wäre die Sanierung und Erweiterung des Vereinsheims und Stufe 3 die Ausrichtung von Radsportveranstaltungen. Über Stufe 1 könne man diskutieren, doch die Stufen 2 und 3 seien aus städtebaulicher und baurechtlicher Sicht nicht umsetzbar und werden perspektivisch auch nicht befürwortet, ließ die Verwaltung den Verein wissen.

Im Sommer 2020 hatte der Sozial- und Kultusausschuss dem Gemeinderat mehrheitlich unter anderem empfohlen, das Vorhaben zu unterstützen, aber die Belastungen für den Forst zu minimieren sowie die Zuschüsse erst auf Basis einer Kostenschätzung festzulegen. Wichtig war den Stadträten, dass die Verkehrssicherungspflicht nicht an der Stadt hängen bleibt. Der Gemeinderat ist den Empfehlungen nicht gefolgt und hat das Thema vertagt.

Es gilt eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht

Verläuft ein gewöhnlicher Radweg durch den Wald, ist die Stadt verpflichtet, ihn für den Verkehr sicher zu machen wie jeden anderen Waldweg auch. „Kommen aber ein Verein und Veranstaltungen ins Spiel, greift die erhöhte Verkehrssicherungspflicht“, erläuterte der Revierförster Ulrich Greß den Stadträten. Alle fünf bis zehn Meter stehe ein Baum, der geprüft und gesichert werden müsse. Das schlage pro Baum mit etwa 100 Euro zu Buche. Pro Hektar sind das etwa 300 Bäume. Die anfängliche Strecke verlaufe in einem Areal von fünf, das dann auf 50 Hektar ausgeweitet werde, rechnete Greß vor.

Da haben viele Mitglieder des Sozial-und Kultususschusses erst mal tief Luft geholt. „Das sind ja brutale Kosten“, meinte Frank Albrecht (SALZ). Lasse sich vielleicht etwas über Erbpacht machen, schlug er vor. „Das ist ein komplizierter Prozess, und wir haben bisher klar beschlossen, dass die Verkehrssicherungspflicht nicht bei der Stadt hängen bleiben darf“, erinnerte Christiane Hug-von Lieven (SPD). „Wir sehen das extrem kritisch“, vertiefte Jutta Metz die Position der Freien Wähler.

Wald spielt große Rolle bei Erholung

„Wir haben schon heftige Kritik bekommen, dass wir den kleinen Höfinger Schützenverein mit sehr viel Geld unterstützt haben“, erinnerte Susanne Kogel (CDU). Auch sei es problematisch, noch mehr Menschen in den Wald zu holen, dem auch ein große Erholungsrolle zukommen, gab sie zu bedenken.

„Wir unterstützen das Vorhaben und sollten auf den Verein zugehen und einen für beide Seiten tragbaren Kompromiss finden“, erklärte David Korte. Auch Sebastian Werbke von den Grünen brach eine Lanze für das Vorhaben. „Das ist ortsnaher Sport für die Kinder, die sowieso zu wenig Bewegung haben.“ Deshalb forderte er eine klare Darstellung der Finanzierungsmöglichkeiten.

Mit der Vorgabe, keine erhöhte Versicherungspflicht eingehen zu müssen und dem Versprechen, das zu klären und die Kosten aufzuarbeiten, vertagte der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn das Thema. Abgeneigt ist er gegenüber dem Vorhaben nicht.