Für den Wiederaufbaubau der abgebrannten Vergärungsanlage dient ein Augsburger Modell als Vorbild.

Ein 50 Meter hoher Feuerpilz und ein ohrenbetäubender Knall erschüttern die Anwohner gleich mehrerer Leonberger Stadtteile in der Nacht zum 11. September 2019: Die Vergärungsanlage am Frauenkreuz steht in Flammen.

 

200 Feuerwehrleute aus der gesamten Region versuchen, das Schlimmste in der Anlage, in der Bioabfälle zu Energie verarbeitet werden, zu verhindern. Der Einsatz dauert Tage.

Brandursache letztlich unklar

Am Ende spricht der Leonberger Feuerwehr-Chef Wolfgang Zimmermann von einem „Riesenglück“. Die Auswirkungen des Feuers hätten verheerend sein können.

Die Brandursache kann nicht abschließend geklärt werden. Im August des vergangenen Jahres einigen sich der Betreiber, die kreiseigene Bioabfallverwertung Leonberg (BVL), und der Versicherer auf eine Summe von 21 Millionen Euro. Der Wiederaufbau selbst kostet rund 35 Millionen Euro.

Neubau kostet 35 Millionen Euro

Um den Neubau nach den modernsten technischen Aspekten zu realisieren, hat jetzt der Aufsichtsrat der BVL eine der innovativsten Abfallverwertungsanlagen in Süddeutschland besucht, die AVA Abfallverwertung in Augsburg. Die Aufsichtsräte konnten sich angesichts der anstehenden Entscheidungen, mit welchen Technologien die künftige Vergärungsanlage ausgerüstet werden soll, über den Stand der Technik und die dortigen Erfahrungen informieren.

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Wie es auch am Standort in Leonberg vorgesehen ist, so wird in Augsburg durch die Vergärung von organischem Abfall Biorohgas erzeugt, dass in einem zweiten Schritt in einer Methanisierungsanlage in Biomethan veredelt wird.

Biomethan für warme Wohnungen

Biomethan kann auf vielfältige Weise als Energieträger verwendet werden. Wurde es früher überwiegend in Blockheizkraftwerken zur Stromproduktion eingesetzt, so kann heute das aus Bioabfällen gewonnene Gas der Wärmeversorgung von Wohn- und Gewerbegebäuden dienen.

Interessante Informationen erhielten die Teilnehmer in Augsburg auch über eine mögliche Nutzung des bei der Methanaufbereitung entstehenden Kohlendioxids. Dieses kann in verflüssigter Form als Kühlmittel, Düngerbestandteil oder Lösungsmittel verwendet werden, zudem auch in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Entscheidung fällt im Mai

Eine Entscheidung darüber, welche Technologien und welche Methangasverwertung in der Vergärungsanlage Leonberg zum Einsatz kommen werden, ist für Mitte Mai in der nächsten Aufsichtsratssitzung vorgesehen.

Angesichts der weltweiten Auswirkungen der Ukrainekrise erlangt die Biogasverwertung in Leonberg zusätzliche Bedeutung: Der Landkreis kann einen Beitrag dazu leisten, sich noch etwas unabhängiger vom Weltmarkt für Erdgas zu machen.