Wer zwischen Höfingen und Leonberg in die Pedale tritt, muss sich durchs Glemstal auf den Weg machen. Entlang der sanierten Straße gibt es keine Möglichkeit.

Leonberg - Der befürchtete Schildbürgerstreich ist eingetreten. Frei nach Friedrich Schiller wird es künftig heißen „Radler, kommst du von Höfingen nach Leonberg, verkündige dorten, du habest deinen Drahtesel die Treppen hochtragen müssen.“ Die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Teilort und der Kernstadt ist zwar erneuert, einen Radweg gibt es hier aber nicht – dafür nur einen für die Fußgänger.

 

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Was der Ortschaftsrat Höfingen im Frühjahr befürchtet hat, ist nun für Jahrzehnte in Beton und Asphalt festgegossen. Die Ortspolitiker hatten moniert, dass ein vernünftiger kurzer Radweg zwischen Höfingen und der Leonberger Innenstadt, bei dem man nicht durchs gesamte Höfinger Täle an der Glems entlang bis zur Mühlstraße radeln muss, nicht eingeplant sei – das ist nun auch zur Realität geworden.

„Wir haben die Baustelle der Verbindungsstraße von Höfingen nach Leonberg besichtigt. Als wir das Ende des Radfahrweges gesehen haben, fühlten wir uns an Schilda erinnert“, schreiben unsere Leser Britta und Nils Nagel. Was sie für einen Radweg hielten und später noch viele andere tun werden, ist lediglich ein Weg für Fußgänger.

Wurde der Rad vergessen?

Ein Radweg war nicht Teil der Planungen. „Der bereits vor der Sanierung bestehende Fußgängerweg wird wieder hergestellt, mit einer Treppenanlage in der Nähe des Hundesportvereins. Ein straßenbegleitender Radweg ist für diesen Bereich nicht vorgesehen. Im Vorfeld der Baumaßnahme wurde mit der Stadt Leonberg abgestimmt, dass eine Radwegführung abseits der Landesstraße 1136 zu bevorzugen ist“, heißt es aus dem Regierungspräsidium Stuttgart.

Das heißt: Die Radler sollen durch das Höfinger Täle strampeln. Das hat seinerzeit bereits den Ortschaftsrat auf die Palme gebracht. „Was lange währt, wird noch lange nicht gut – ganz gut passt bei dieser Baustellenplanung wohl besser“, hatte der SPD-Ortschaftsrat Christian Buch die Kritik des Gremiums zusammengefasst. „Diese Planung ist nicht zeitgemäß und entspricht nicht dem Ziel, den Fuß- und Radverkehr zu fördern.“

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Bei der Straßensanierung ist das Stuttgarter Regierungspräsidium federführend. Dessen Pläne waren dem Höfinger Ortschaftsrat kurz vor Baustellenbeginn vorgelegt worden. Die Stadtverwaltung Leonberg war hingegen im Planungsprozess eingebunden gewesen. Die hatte sich bereits 2020 dagegen ausgesprochen, weil sie befürchtete, dass ein begleitender Radweg zu Verzögerungen geführt hätte.

Dafür wären wohl weitere Bohrungen am Hang notwendig gewesen, außerdem weitere Grundstückskäufe, weil noch weiter in den Berg hinein hätte gebaut werden müssen. „Es gab dazu in der Vergangenheit eine Forderung seitens der Stadt, aber im Radwegenetz ist an der Stelle kein Radweg vorgesehen“, hatte seinerseits der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) argumentiert.

Eine Verzögerung wollte keiner

Den Ausbau wollten auch die Stadtteil-Politiker nicht verzögern. Deshalb hatten sie gefordert, einen Radweg baubegleitend zu realisieren oder zumindest keine vollendeten Tatsachen zu schaffen, die später einen Radweg verhindern. Einen solchen hätten sie sich im Inneren der großen Kurve vorstellen können. Dazu hätte die Treppenanlage um die Breite des erforderlichen Radwegs in den Hang gerückt werden müssen. Doch der Vorschlag fand kein Gehör und an den Plänen wurde nichts geändert.