Noch ist die Lage auf den Feldern in der Region entspannt. Die Aussaat läuft derzeit auf vollen Touren. Nicht nur Trockenheit, auch der Krieg in der Ukraine bereitet den Bauern Sorgen.

Die Landwirte im Altkreis stecken mitten in der Frühjahrsvorbereitung. Momentan sind sie bei schönstem Wetter auf ihren Feldern unterwegs, um die Saat in die Erde zu bringen.

 

Was den Sonnenanbeter freut, ist kein gutes Zeichen für den Gebersheimer Landwirt Hans-Georg Schwarz, der mit seinem Falkenhof in Gebersheim vorwiegend auf Milchkühe, Milch- und Fleischproduktion ausgerichtet ist, macht aus seinem Getreide zu 80 Prozent Futter für die Tiere. Dass das Jahr bisher so trocken war und auch im März so wenig Niederschläge angekündigt sind, ist für Sonnenanbeter perfekt – für den Landwirt allerdings kein gutes Zeichen. „Die Natur kann viel ausgleichen, aber momentan ist es deutlich zu trocken, und es sollte in den nächsten zehn Tagen unbedingt regnen, sonst bekommen wir ein Problem.“

Auch der Winter ist viel zu trocken gewesen

Aktuell sei die Lage nicht kritisch, „weil es noch kein Wachstum gibt, doch das ändert sich schnell.“ Zumal auch der Winter viel zu trocken gewesen sei. Nur eine Restfeuchtigkeit sei vorhanden, „die reicht bislang aus, weil wir noch keinen Wuchs haben.“

An die guten Erträge des vergangenen Jahres könnte er dann anknüpfen, wenn das Wetter mitspielt. Ungern erinnert er sich hingegen an die Jahre 2003 oder 2018. „Die waren richtig schlimm“, sagt Schwarz, der kürzlich im neu strukturierten Landesbauernverband Nordschwarzwald-Gäu-Enz in den Vorstand gewählt wurde.

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Noch mehr sorgt ihn allerdings der Russland-Ukraine-Krieg. „Dort sind die großen Nährstoff- und Futtermärkte, und wenn die Produkte knapp werden, hat das globale Auswirkungen, indem die Preise steigen.“ An ein weiteres Szenario, sollte es keinen Diesel-Kraftstoff mehr geben, mag er gar nicht denken. „Dann hätten wir Erntezeit und könnten unsere Maschinen nicht nutzen.“

Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Ditzinger Bauern Scheun’ und Fass Sommergerste und Sommerweizen hat Frank Hagenlocher gerade erst auf seinen Feldern rund um Ditzingen und Hirschlanden gesät. Auch Wintergetreide wie Weizen und Dinkel, Zuckerrüben oder Soja für die Tofu-Verarbeitung baut der Landwirt an. „Wir haben im Strohgäu glücklicherweise gute Lösslehmböden, die das Wasser perfekt aufnehmen, speichern und wieder abgeben können“, sagt der 46-Jährige, der auch Legehennen und Mastrinder in seinem Betrieb hat. „Momentan brennt nichts an, weil das Hauptwachstum noch nicht eingesetzt hat, trotzdem fehlt der Niederschlag.“

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Der sollte spätestens im April oder Mai kommen, sagt der Landwirt und erinnert sich an eine alte Bauernregel, die da lautet: Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass. „Einen gewissen Wahrheitsgehalt haben diese Regeln ja“, sagt Hagenlocher. Allerdings dürfe das Klima auch nicht allzu nass sein. „Wenn es zu feucht ist, kommen die Pilzkrankheiten.“

Dem Höfinger Gärtner fehlt der winterliche Niederschlag Eine eigene Quelle für seine Gärtnerei in Höfingen im Hafenscherben besitzt Klaus Stammel. Und normalerweise ist um diese Jahreszeit der Wasserspeicher, der etwa 400 000 Liter fasst, voll. „Nicht so in diesem Jahr. Durch den mangelnden Regen ist der Grundwasserspiegel gesunken, und auch unser Speicher, in dem wir das Regenwassersammeln, ist nicht voll.“ Unüblich für diese Jahreszeit: „Wir müssen jetzt schon Karotten und Salat, die im Freien wachsen, bewässern. Sollten unsere Wassermengen nicht reichen, müssen wir es von der Stadt zukaufen.“

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Die Erdbeerernte beginnt gewöhnlich Mitte bis Ende Mai. „Durch die viele Sonne könnte sie auch schon früher starten, je nachdem, wie sich das Wetter noch entwickelt“, sagt Stammel. Er rechnet damit, dass die Preise bald steigen werden. Aber nicht nur wegen der möglichen Zusatzkosten bei der Bewässerung, sondern auch der Russland-Ukraine-Krieg spiele da eine Rolle. „Die Düngemittel werden teurer, die Energiekosten auch, hinzu kommt ein Mindestlohn von zwölf Euro. Das wird meines Erachtens kein einfaches Jahr“, sagt Klaus Stammel.

Auch die Landwirte spüren die Folgen des Russland-Ukraine-Krieges Die niederschlagsarmen Wochen seit Anfang Februar führen auf dem Ihinger Hof bei Renningen zu guten, trockenen Aussaatbedingungen. „Das Wetter hat es uns ermöglicht, unsere Arbeiten auf dem Feld unter guten Bodenbedingungen auszuführen“, sagt der Betriebsleiter Markus Pflugfelder.

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Auf der Anlage der Versuchsstation Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim folgte nach der Bodenbearbeitung die Aussaat von Sommergerste, Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen mit anschließender Düngung. „In den unteren Bodenschichten ist noch genug Wasser vorhanden“, sagt Pflugfelder. „Um die erfolgte Saat auch gut keimen zu lassen wünschen wir uns allerdings in den nächsten zehn Tagen doch mal einen ausgiebigen Niederschlag.“

Sonst werde die Situation im Ackerbau sicherlich angespannter. „Bei derzeitig hohen Betriebsmittelpreisen von Dünger, Pflanzenschutz, Saatgut und Diesel sollte sich das ertraglich in der Ernte auch bemerkbar machen, sonst könnte für viele landwirtschaftliche Betriebe ausgangs des Jahres in eine angespannte Liquiditätssituation kommen.“

Hintergrund

Bauernverband Nordschwarzwald/Gäu/Enz
Im vergangenen Jahr haben sich die Bauernverbände Böblingen, Calw, Freudenstadt und Enzkreis zusammengeschlossen. Im Vorstand des neuen Bauernverbands Nordschwarzwald/Gäu/Enz sitzen je zwei Vertreter der bisherigen Gruppen – für den Kreis Böblingen Daniel Dengler (Jettingen) und Hans-Georg Schwarz (Leonberg).

Ihinger Hof
 Der Ihinger Hof bei Renningen ist Teil der Versuchsstation Agrarwissenschaften der Uni Hohenheim. Auf dessen Flächen werden Feldversuche angelegt und auf fundiertem wissenschaftlichen Niveau betreut. Die Schwerpunkte liegen auf Projekten im pflanzenwissenschaftlichen und agrartechnischen Bereich.