Igel auf Nahrungssuche legen häufig weite Wege zurück – und sind dabei menschengemachten Gefahren ausgesetzt. Eine Weiler Biologin will den Tieren helfen.

Weil der Stadt - Ein kurzes Rascheln im Laub, ein schmatzendes Geräusch am Kompost und ein Schatten, der an der Hecke entlang wackelt – ein Igel ist unterwegs! Die stacheligen Gesellen sind demnächst besonders aktiv, denn im August und September werden die Igelbabys geboren und Mutter Igel läuft auf Hochtouren, um für ihre Kleinen zu sorgen.

 

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„Das ist eine gefährliche Zeit für die Igel“, sagt die Weil der Städter Biologin Anne Mäckelburg. Eine Igelmutter ist nachts ständig auf Nahrungssuche, 42 Tage lang säugt sie ihre Jungen, im Schnitt vier Stück. „Igel legen auf der Suche nach Nahrung große Strecken zurück, dabei müssen sie oft Straßen kreuzen und bezahlen das nicht selten mit ihrem Leben“, so die Biologin. Wenn das passiert, ist in den meisten Fällen auch der Nachwuchs zum Sterben verurteilt. Es sei denn, aufmerksame Spaziergänger hören das hungrige Fiepen, oder feine Hundenasen finden das Igelnest. Doch woran erkennt man, ob die kleinen Igel gerettet werden müssen?

Mitnehmen oder liegenlassen?

„Im vergangenen Winter kamen rund 100 Anrufe von Leuten, die verletzte, junge oder geschwächte Igel gefunden hatten und nicht wussten, wie sie die Tierchen versorgen sollten“, erzählt Anne Mäckelburg. 42 Igel hat sie übernommen und aufgepäppelt oder medizinisch versorgt. Doch das kann selbst die aktive Naturschützerin nicht mehr stemmen. Ihr Plan für den nächsten Winter: „Deshalb möchte ich mit Gleichgesinnten eine Igelgruppe gründen.“

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Menschen, die mehr über Igel wissen wollen, sind in der Gruppe genauso willkommen wie diejenigen, die schon etwas über die putzigen Insektenfresser wissen. „Die Teilnehmer können mit uns lernen, zu erkennen, ob ein Igel hilfsbedürftig ist oder nicht. Mitnehmen oder liegenlassen? Und wenn er mitgenommen wird, wie und wo kann das Tierchen Hilfe bekommen?“ All das will Anne Mäckelburg der Gruppe vermitteln.

Mähroboter sind eine große Gefahr

Auch, welche Gefahren im menschlichen Siedlungsraum für den Kulturfolger Igel lauern und wie diese entschärft werden können, ist ein großes Thema. „Es ist ja keine böse Absicht, viele Menschen wissen einfach nicht, was gefährlich für die Tiere ist“, erklärt die Biologin. Zum Beispiel das Laub, das ordentlich geharkt und entsorgt wird, beraubt so den Igel seines Nistplatzes. Der Teich, an dem er seinen Durst stillen will, wird zur tödlichen Falle, weil er an zu steilen Ufern den Weg zurück nicht schaffen kann. Und nicht zuletzt der in Mode gekommene Rasenmähroboter, der die kleinen Igel erbarmungslos zerhäckselt und die großen skalpiert. Denn Igel laufen bei Gefahr nicht davon, sondern rollen sich ein und bleiben liegen.

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Anne Mäckelburg appelliert deshalb an die Gartenbesitzer, den Mähroboter nie unbeaufsichtigt und nie in der Dämmerung oder in der Nacht laufen zu lassen. Das sind die Zeiten, in denen die Igel vornehmlich unterwegs sind.

Falsches Essen schwächt das Immunsystem

„Denn unsere Igel brauchen jede Hilfe, die sie bekommen können. Platz und Futter sind knapp“, sagt die Tierschützerin. Oft fressen Igel dann das Falsche, sie schlecken Reste von Fastfood auf und mampfen sich durch andere, für sie schädliche Essensreste ohne Nährwert, weil sie zu wenig natürliche Nahrung wie Insekten oder Würmer finden. Damit werde ihr Immunsystem geschwächt, sie würden anfälliger für Parasiten wie Zecken oder Flöhe, die wiederum Krankheiten übertragen. Gut gerüstet für den Winterschlaf seien Igel allzu oft nicht.

Dabei gehören Igel erdgeschichtlich zu den ältesten noch existierenden Säugetierformen, ihre Vorfahren lebten schon vor etwa 65 Millionen Jahren. Sie haben also schon einiges überlebt, doch mit den menschengemachten Veränderungen stoßen auch diese Überlebenskünstler an ihre Grenzen.

Erstes Treffen am 14. August

„Unsere Igelgruppe soll ein lockerer Verbund von Helfern sein“, erklärt Anne Mäckelburg ihr Projekt, „wir wollen zunächst klären, wer was leisten kann und möchte. Die Gruppe soll geschult werden, bedürftige Igel zu erkennen und zu beurteilen, was und welche Hilfe nötig ist.“

Das erste Treffen, zu dem interessierte Naturfreunde eingeladen ist, findet am 14. August auf der Mehrgenerationenfarm am nördlichen Ende der Jahnstraße in Weil der Stadt statt. Beginn ist um 18 Uhr, ab 17 Uhr ist die Farm geöffnet.