Nachdem die Entenmutter an der B 295 bei Renningen verunglückt ist, findet eine Passantin den flauschigen Nachwuchs.

Renningen - Ganz schön perplex sei sie gewesen, erinnert sich Silke Skibowski, als sie vor wenigen Tagen für eine scheinbar totgefahrene Entendame an der Bundesstraße 295 bei Renningen anhielt – und rund 30 Meter weiter einen kleinen Schwarm flauschiger, aufgeregter Entenbabys fand. Als sie die Entendame im Vorbeifahren entdeckt hatte, war sie zunächst weitergefahren. „Ich hatte aber doch so ein Bauchgefühl“, erinnert sich Skibowski. Zum Glück. Denn ihr Bauchgefühl rettete die kleinen Entchen.

 

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Skibowskis Vermutung: Die Entendame hatte im Waldstück beim nahen Renninger Naturtheater gebrütet und wollte mit ihrem Nachwuchs zu dem See auf der anderen Seite der Bundesstraße. „Es muss sie dann aber direkt am Straßenrand erwischt haben“, sagt Silke Skibowski. Denn die Entenbabys, die ihrer Mutter in der Regel dicht folgen, waren unversehrt.

Gerade im Frühjahr, sagt sie, sei es wichtig, für angefahrene Vögel anzuhalten – auch, wenn man vermutet, dass das Tier schon tot ist. Denn der Vogel könnte bewusstlos und noch am Leben sein, also wichtige medizinische Hilfe benötigen. Und es könnten sich, wie in diesem Fall, noch Jungvögel in der Nähe aufhalten.

Erstes Gebot: Ruhe bewahren

Dass Anhalten und Nachschauen wichtig ist, bestätigt auch Astrid Grauel vom Vogelpflegenetzwerk in Sindelfingen. Grauel ist Ornithologin und engagiert sich außerdem beim Nabu in Leonberg. Wer einen Vogel entdeckt, der Hilfe benötigen könnte, sollte besonders ines: Ruhe bewahren. „Die Situation abschätzen und nicht übereilt handeln“, ist ihr Ratschlag. Eindeutig verletzte oder nackte Vögel solle man gleich aufsammeln. „Man darf auch keine Angst haben, die Tiere anzufassen“, sagt Grauel. „Sonst könnte wichtige Hilfe verwehrt werden.“

Wer nicht sicher ist, ob ein Tier Hilfe braucht oder nicht, sollte den Vogel aus sicherer Entfernung beobachten. Außerdem könne man das Vogelpflegenetzwerk oder andere Wildtierhilfen kontaktieren. „Uns helfen Bilder oder Videos, um die Situation einzuschätzen“, bestätigt Grauel. Den genauen Standort sollte man sich ebenfalls merken und die entsprechende Stelle absichern. Bei einem Wildunfall mit Reh, Wildschwein und Co. sollte sofort die Polizei verständigt werden.

Entenbabys werden aufgepäppelt und dann ausgesetzt

Für die Entenbabys von der B 295 ging zum Glück alles gut aus: Silke Skibowski legte eine Jacke über die Tierchen, um sie zu beruhigen, und transportierte sie dann in ihrem Pulli zurück zum Auto. „Die Küken haben sich schon recht kalt angefühlt“, erinnert sie sich.

Zwei Damen, denen Skibowski auf dem Weg begegnete, hatten einen faltbaren Einkaufskorb im Kofferraum, der prompt zur improvisierten Transportbox für die Entenbabys umfunktioniert wurde. Auch die tote Entenmutter sammelte Skibowski ein. Über Astrid Grauel vom Vogelpflegenetzwerk konnten die Küken dann schnell vermittelt werden – bei der Wildtierhilfe in Calw werden sie jetzt für einige Wochen aufgezogen und dann wieder in die freie Wildbahn zurückgebracht. „Ich hoffe, ich kann dann dabei sein“, sagt Silke Skibowski. Sie zieht aus der Rettungsaktion besonders einen Schluss: „Man sollte immer auf sein Bauchgefühl hören und lieber einmal zuviel als zuwenig anhalten und nachschauen.“