Erst eine gescheiterte Fusion bringt den Stein so richtig ins Rollen. Im zweiten Anlauf überzeugt das Konzept die Mitglieder.

Leonberg -

 

Erster Versuch 2014 arbeiteten die damaligen Vereinsvorsitzenden Hartmut Müller (TSV Eltingen) und Harald Hackert (TSG Leonberg) auf eine Fusion hin. Dieser Versuch scheitert jedoch krachend. Die Mitglieder vermissen Transparenz und Kommunikation – sowie ein stimmiges Konzept.

Die Vision 2015 übernimmt Michael Hager das Ruder beim TSV Eltingen, bei der TSG geht Harald Hackert in die zweite Runde. Im März 2016 präsentieren die Vereine ihre gemeinsame Vision: ein neues Vereinssportzentrum – für rund 13 Millionen Euro. Für manche klingt das größenwahnsinnig. Das TSG-Gelände an der Jahnstraße müsste hierfür verkauft werden.

Der damalige Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid will zwei Drittel der Gesamtkosten übernehmen, also fast zehn Millionen Euro. Mit diesem Alleingang sorgt er für kräftigen Wirbel im Rathaus und in den politischen Gremien. Das Bauprojekt wird später noch einmal überarbeitet, und die voraussichtlichen Kosten werden auf elf Millionen Euro gedrückt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Erfolgsformel lautet: TSG + TSV = SV

Die Fusion Am 10. November 2016 ist die Fusion beschlossen. Die Mitglieder der TSG Leonberg stimmen mit 88,1 Prozent dafür, die Delegierten des TSV Eltingen mit 94,7 Prozent. Für den Verkauf des Jahnstraßen-Geländes votieren 85,9 Prozent, die bei der Mitgliederversammlung der TSG Leonberg anwesend sind. Am 1. Januar 2018 wird der SV Leonberg/Eltingen mit 4400 Mitgliedern in 20 Abteilungen gegründet.

Die erste Delegiertenversammlung findet im April 2018 statt und stellt die Weichen für die Zukunft. Im Vereinsvorstand, der sich automatisch gebildet hat, sind Matthias Groß, Patrick Philippin, Michaela Feller, Manfred Buck, Harald Hackert und Michael Hager. Die Firma Sport-Concept wird mit der Planung des Sportvereinszentrums betraut.

150 Wohnungen Auf dem ehemaligen Gelände der TSG Leonberg soll auf etwa 15 000 Quadratmetern ein Wohnquartier entstehen. Den Zuschlag für dieses Projekt bekommt der Investor Pandion, der dafür – inklusive zweier Privatgrundstücke – 8,4 Millionen Euro bezahlt und zehn Wohnhäuser mit rund 150 Wohnungen erstellt.

Verhärtete Fronten Im März 2019 beschließt der Gemeinderat den Bau des neuen Vereinssportzentrums. Wenig später beginnt der Abriss an der Bruckenbachstraße – nur die kleine Halle bleibt erhalten. Ebenfalls im März 2019 wird beim SV Leonberg/Eltingen erstmals ein Vorstand komplett neu gewählt. Die Fronten sind verhärtet. 90 von 111 Delegierten sind bei der Versammlung dabei, 15 stimmen gegen Michael Hager. Harald Hackert zieht sich aufgrund von persönlichen Differenzen zurück und wird zum Ehrenmitglied ernannt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Gasflaschen explodieren: Feuer im SV-Rohbau

Brand auf der Baustelle Das Richtfest im Juli 2020 findet wegen Corona ohne Feier statt. Am 30. Oktober explodieren im Obergeschoss des Rohbaus drei Gasflaschen und lösen einen Brand aus. Der Verein kommt mit einem blauen Auge davon. Der Schaden wird auf 250 000 Euro geschätzt. Die Bauarbeiten können fortgesetzt werden.

Kein Unbekannter Der neue Studioleiter der Sportwelt Leonberg tritt am 1. Februar 2021 seine Stelle an. Patrick Entreß ist kein Unbekannter in Leonberg. Er ist dort als aktiver Sportler – früher Handball und Fußball, aktuell Tennis – verwurzelt.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Streit mit der Stadt um rund 770 000 Euro

Zündstoff Das Thema Sportvereinszentrum sorgt auch nach der Eröffnung für Zündstoff. Verein und Stadt streiten sich um rund 770 000 Euro. Beide Seiten haben Rechtsanwälte eingeschaltet. Beim Verkauf des alten TSG-Geländes wurde im Kaufvertrag vereinbart, dass der SV Leonberg/Eltingen den Kaufpreis von 2,45 Millionen Euro erhält sowie etwaige Mehrerlöse, die aus dem Weiterverkauf entstehen. Zudem sollte die Stadt nach Darstellung des Vereins die Notarkosten und die Grunderwerbssteuer tragen.

Ausstehende Zahlungen Ende 2019 bestätigte die Stadt einen Mehrerlös von 3,49 Millionen Euro. Bis Mitte 2020 erhielt der Verein zwei Abschlagszahlungen von insgesamt 3,15 Millionen Euro. Anschließend wollte die Stadt jedoch nur noch weitere 40 000 Euro bezahlen, anstatt 350 000, mit denen der SV gerechnet hatte.

Statt Nachzahlung kommt eine Rückforderung

Neue Kalkulation Als Begründung führte die Stadt an, bei der Berechnung des Mehrerlöses sei ein Flurstück, das der Stadt gehörte, vergessen worden. Zudem stellte die Stadt die Grunderwerbssteuer sowie Notarkosten in Rechnung, sodass nach einer erneuten Kalkulation einige Zeit später überhaupt keine Nachzahlung an den SV Leonberg/Eltingen mehr herauskam, sondern eine Rückforderung von rund 435 000 Euro. Diesen Betrag wollte die Stadt zunächst mit einem noch offenen Zuschuss von etwa 490 000 Euro verrechnen, nahm jedoch davon Abstand, um den Verein nicht in akute Finanznöte zu bringen.

Finanzierungslücke Nach Ansicht des Vorsitzenden Michael Hager hat der Verein eine Finanzierungslücke von mehr als 770 000 Euro, die sich aus der Rückforderung der 435 000 Euro, den noch nicht bezahlten 40 000 Euro und den gegenüber der ursprünglichen Kalkulation fehlenden 300 000 Euro zusammensetzen. „Die Fehler bei der Berechnung des Mehrerlöses liegen ausschließlich in der Verantwortung der Stadt“, meinte Michael Hager.

Einigung Der Streit ist beigelegt. Der SV erhält im Rahmen der Vereinsförderung einen abschließenden Zuschuss in Höhe von 402 950 Euro. Der Gemeinderat hat dem Antrag des SV Leonberg/Eltingen in seiner letzten Sitzung des Jahres mit einem einstimmigen Votum zugestimmt.