Auf der Delegiertenversammlung des SV Leonberg/Eltingen gibt es viel Positives zu verkünden. Doch ein Disput um den Mehrerlös aus dem Verkauf des Sportgeländes an der Jahnstraße überschattet die Veranstaltung. Was genau sorgt für Zündstoff?

Leonberg - Geschäftsführer Tobias Müller bezeichnete es als „das Haar in der Suppe der Delegiertenversammlung“. Doch die Reaktionen der Mitglieder des SV Leonberg/Eltingen am Freitagabend in der Stadthalle zeigten, dass ein Konflikt um rund 770 000 Euro mächtig Zündstoff birgt. Der dahinter stehende Sachverhalt ist nicht ganz einfach, sowohl der Verein als auch die Stadt haben inzwischen Rechtsanwälte eingeschaltet.

 

Ausgangspunkt ist eine Klausel im Kaufvertrag zwischen der Stadt und der damaligen TSG Leonberg im Zusammenhang mit dem Verkauf des TSG-Geländes an der Jahnstraße. Darin wurde nicht nur vereinbart, dass die TSG beziehungsweise der SV Leonberg/Eltingen (zu dem die TSG mit dem SV Eltingen fusioniert ist) den Kaufpreis von 2,45 Millionen Euro erhält, sondern auch einen etwaigen Mehrerlös beim Weiterverkauf durch die Stadt. Zudem sollte die Stadt nach Darstellung des Vereins die Notarkosten und die Grunderwerbssteuer tragen.

Eine trügerische Abschlagszahlung

Ende 2019 bestätigte die Stadt dem Verein gegenüber schriftlich einen Mehrerlös von 3,49 Millionen Euro, mit dem der SV den Bau des neuen Sportvereinszentrums (SVZ) und die Kreditaufnahme plante. Bis Mitte 2020 erhielt der Verein zwei Abschlagszahlungen von insgesamt 3,15 Millionen Euro. Dann wurde dieser jedoch überrascht, als die Stadt ankündigte, dem SV Leonberg/Eltingen stünden nur noch rund 40 000 Euro zu und nicht mehr weitere rund 350 000 Euro.

Als Begründung führte die Stadt an, bei der Berechnung des Mehrerlöses sei ein Flurstück, das der Stadt gehörte, vergessen worden. Zudem stellte die Stadt die Grunderwerbssteuer sowie Notarkosten in Rechnung, so dass nach einer erneuten Kalkulation einige Zeit später überhaupt keine Nachzahlung an den SV Leonberg/Eltingen mehr herauskam, sondern eine Rückforderung von rund 435 000 Euro. Diesen wollte die Stadt zunächst mit einem noch offenen Zuschuss von etwa 490 000 Euro verrechnen, nahm jedoch davon Abstand, um den Verein nicht in akute Finanznöte zu bringen.

Empfindliche Finanzierungslücke

Nach Ansicht des Ersten Vorsitzenden Michael Hager hat der Verein nun eine Finanzierungslücke von mehr als 770 000 Euro, die sich aus der Rückforderung der 435 000 Euro, den noch nicht bezahlten 40 000 Euro und den gegenüber der ursprünglichen Kalkulation fehlenden 300 000 Euro zusammensetzen. Er bat daher die Delegierten, den Vorstand zu ermächtigen, zusätzliche Kredite bis zu rund 770 000 Euro aufzunehmen und eine gerichtliche Klärung anzustreben, sofern die Verhandlungen mit der Stadt nicht zu einer einvernehmlichen Lösung führen. Dem stimmten die Delegierten mit großer Mehrheit zu. „Die Fehler bei der Berechnung des Mehrerlöses liegen ausschließlich in der Verantwortung der Stadt“, meinte Michael Hager, der bekannte, dass der Streit ihm einige schlaflose Nächte beschert habe.

Leonbergs Baubürgermeister Klaus Brenner versuchte, ein wenig Druck aus dem Kessel zu nehmen und betonte, dass die Stadt das Bauprojekt „enorm befürwortet“ habe und einen weit höheren Mehrerlös erwirtschaftet habe als erwartet. Der Anwalt der Stadt habe die Berechnungen für korrekt erachtet, bei der Frage der Grunderwerbssteuer habe man beim Finanzamt eine entsprechende Auskunft erhalten. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine konstruktive Lösung finden, betonte er.

Schnell und reibungslos gingen die anstehenden Wahlen über die Bühne: Michael Hager wurde als Erster Vorsitzender ebenso bestätigt wie Michaela Feller als Referentin für Finanzbuchhaltung und Personalwesen und Matthias Groß als Referent für Liegenschaft und Technik. Wiedergewählt wurden zudem Nicole Beier als Referentin für Schriftführung, Thomas Booz als stellvertretender Referent für Liegenschaft und Technik und Margarete Häfele als Referentin „Frauen im Sport“. Als Kassenprüfer wurden erneut Thomas Gitschier und Daniel Bär gewählt.

Sportvereinszentrum im Kostenrahmen

Im Übrigen stand die Präsentation des brandneuen, knapp 13 Millionen Euro teuren Sportvereinszentrums im Mittelpunkt, das seit dem 1. Juli genutzt werden kann. Matthias Groß erhielt großen Beifall bei der Bilanz, dass die Baukosten nur um 265 000 Euro und damit um 2,1 Prozent überschritten worden seien.

Zudem habe der Verein dank eines Corona-Zuschusses von rund 65 000 Euro das Dach der alten Turnhalle reparieren und neu dämmen können sowie den Kunstrasen und der Hybridrasen sanieren können. Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen beim SV gehabt: Gegenüber 2020 sank die Zahl von 4270 in diesem Jahr auf 4126.