Einen Großteil seines Lebens hat sich Peter Pfitzenmaier für die Allgemeinheit engagiert. Jetzt will der 72-Jährige wirklich kürzer treten.

Leonberg - Das hatte Peter Pfitzenmaier noch nie erlebt: Als es im Frühjahr um Bewerber für die Kandidatenliste der SPD für den Kreistag ging, da hätte seine Frau nichts dagegen gehabt, wäre er noch einmal angetreten. „Zum ersten Mal nach mehr als 35 Jahren“, wundert sich der Politikpensionär selbst jetzt noch.

 

Doch die vermeintliche Langmut von Edith Pfitzenmaier dürfte auch ein Ausdruck der Zuneigung sein. Ist doch ihr Peter seit seiner Jugend ehrenamtlich engagiert. Und jetzt auf einmal ganz aufzuhören, das geht doch nicht.

Unterricht hinter Gittern

Doch so ganz stimmt es nicht. Nach sechs Jahrzehnten im Vereinssport und fast einem halben Jahrhundert in der Kommunalpolitik nutzt der heute 72-Jährige seine Berufserfahrung, um anderen zu helfen: Zweimal in der Woche gibt der Pädagoge Deutschkurse für die Insassen im Heimsheimer Gefängnis. Für viele Häftlinge die große Chance für einen Neuanfang draußen. Und für den Lehrer eine besondere Erfahrung: „Ich wundere mich über die Disziplin“, sagt Pfitzenmaier. „Die wollen!“ Dass der Unterricht hinter Gittern stattfindet, stört ihn nicht: „Das sieht man irgendwann nicht mehr.“

Disziplinierte Schüler hat Peter Pfitzenmaier auch in unverschlossenen Klassenräumen erlebt. Nach einer Ausbildung zum Vermessungstechniker hatte er sich zum Lehrer umschulen lassen und arbeitete 19 Jahre im Berufsschulzentrum. „Damals gab es Frontalunterricht und die Schüler sind aufgestanden, wenn der Lehrer im Anzug den Raum betreten hatte“, erinnert er sich. „Es war leichter, die Schüler auf den Weg zu bringen. Wer damals einen Beruf gewählt hatte, machte die Ausbildung fertig. Das ist heute nicht mehr üblich.“

Die VHS liegt ihm am Herzen

Aber es war nicht die Veränderung der Schullandschaft, die 1990 den damals 44-Jährigen bewog, etwas ganz anderes zu machen. „Ich kannte die Volkshochschule aus dem Gemeinderat.“ Dem Gremium gehörte der Sozialdemokrat seit 1975 an, neun Jahre davon an der Fraktionsspitze. „Ich wusste, dass die frühere Stadtspitze um OB Dieter Ortlieb der Ausbau der VHS besonders am Herzen lag.“

Als die bisherige Leiterin in den Ruhestand ging, bewarb sich Pfitzenmaier. In den 19 Jahren als Chef verdoppelte sich das Angebot der Zentrale mit den Außenstellen in Renningen, Rutesheim, Weil der Stadt und Weissach. Was sich nicht geändert hat: Weiterbildung ist Frauensache, 65 Prozent sind weiblich. Und es sind eher ältere Menschen, die die Kurse belegen.

Eine zentrale Rolle spielt der Sport im Leben des Leonbergers, der in Friolzheim aufgewachsen ist. Ob Jugendleiter, Trainer, Pressereferent, Vorstandsmitglied: Es gibt kaum ein Amt, das Pfitzenmaier beim heimischen TSV Eltingen nicht innehatte. Sport wurde ihm regelrecht in die Wiege gelegt. Der Großvater und der Vater waren insgesamt 55 Jahre TSV-Vorsitzende.

„Wenn man gewählt wird, nimmt man das Mandat an“

Als Pfitzenmaier 1989 nach dem anvisierten Wechsel an die VHS-Spitze nach 14 Jahren aus dem Gemeinderat ausscheiden musste, hatte er längst ein neues Amt. Obwohl seine Wahl 1984 in den Kreistag „ein Betriebsunfall“ war, wie er heute sagt. „Eigentlich sollte ich die Liste auffüllen. Aber wenn man gewählt wird, nimmt man das Mandat an“, sagt er mit Blick auf andere Verhaltensweisen heutiger Tage.

Obwohl sein jüngerer Bruder Ottmar ebenfalls erfolgreich in der Kommunalpolitik ist: Eine politische Familie waren die Pfitzenmaiers nicht. „Bei uns daheim wurde kaum über Politik gesprochen.“

In den Gremien umso mehr: Ob der Streit um eine IBM-Ansiedlung, die Müllverbrennungsanlage oder das Leonberger Krankenhaus – viele politische Kämpfe hat Peter Pfitzenmaier durchgestanden. „Es hat nicht nur Erfolge gegeben, aber meine Ämter haben mir immer Freude bereitet“, sagt er ohne Wehmut. „Doch es darf nicht zur Geschäftsmäßigkeit verkommen. Deshalb ist es jetzt an der Zeit.“