Lebensmittel, Waren – und jetzt neu Bekleidung: die Renninger Herzwerker haben das dritte Projekt auf die Beine gestellt. Am Samstag wurde die künstlerisch gestaltete Station eröffnet.

Samstagvormittag, 10.00 Uhr: Auf dem linken hinteren Teil des Edeka-Parkplatzes in der Renninger Benzstraße steht die zweifache Mutter Sara vor einem Ständer mit gebrauchter Kinderkleidung und prüft konzentriert das Angebot. Mitgebracht hat sie eine Tasche voller Kinderkleidung, die ihren Jungs zu klein geworden ist. Die hat sie schon bei den Helfern im grünen T-Shirt abgegeben.

 

Der Eröffnungstag für das Bekleidungsherz, das jüngste Projekt der privaten Initiative Herzwerk Renningen, hat begonnen. Das Herzwerk hat schon das Lebensmittelherz im Einkaufspark Süd und das Verschenkhäusle auf dem Malmsheimer Wertstoffhof auf die Beine gestellt und will damit bewirken, dass in und Renningen Nachhaltigkeit aktiv und unkompliziert gelebt werden kann.

Judith Schmiedeberg leitet zusammen mit Julia Maier das Bekleidungherz und erklärt kurz, wie es funktioniert: „Es ist ganz einfach. Jeder kann hier kostenlos Kleidung mitnehmen und gebrauchte Kleidung, Schuhe und Accessoires abgeben.“ Selbstverständlich sauber, in gutem Zustand und möglichst saisonal.

Auch der Erste Beigeordnete der Rankbachstadt Peter Müller hat es sich nicht nehmen lassen, ungezwungen mit den engagierten Herzwerkern auf das neueste Projekt anzustoßen – natürlich mit gerettetem Sekt aus dem Lebensmittelherz, alkoholfrei. Ihn freut das neue Nachhaltigkeitsprojekt besonders: „Wir als Stadt sind auf einem guten Weg, aber wir sind auch auf das bürgerschaftliche Engagement angewiesen, um nachhaltiger zu werden“, sagt er.

Das Lob haben sich die rund 20 aktiven Helfer nach langer Vorbereitung und unzähligen Arbeitsstunden redlich verdient. Auch die Ausstattung des Standorts hat viel Einsatz gefordert. Judith Schmiedeberg deutet auf den alten Baucontainer, ein Geschenk des Abfallwirtschaftsamtes, der jetzt sein zweites Leben als Lager und Umkleidekabine beginnt. „Die Renovierung war ein hartes Stück Arbeit. Noch dazu hatten wir echte Schwierigkeiten, genügend Spenden dafür zusammenzubekommen“, erzählt sie. Denn ohne Geld ist auch das rein ehrenamtlich betriebene Herzwerk nur bedingt handlungsfähig. Gut, dass der Künstler Max Verst die dringend nötige Außengestaltung unentgeltlich übernommen hat, wie schon beim Verschenkhäusle.

Dass die drei Herzwerk-Projekte so gut angenommen werden, liegt nicht nur daran, dass das Geld in vielen Haushalten knapper geworden ist. Auch die Klimaveränderungen machen deutlich, dass sich etwas ändern muss. Es ist ein stiller Kreuzzug gegen Verschwendung und für mehr Nachhaltigkeit, für Ressourcenschonung und für den Klimaschutz. „Darum geht es hier“, sagt Judith Schmiedeberg, „um Nachhaltigkeit, nicht darum, wer sich was leisten kann. Jeder, der unsere Herzwerke nutzt, tut etwas Gutes.“

Für Unterstützung ist das Herzwerk dankbar: „Wir stehen alle voll im Berufsleben und halten die Projekte in unserer Freizeit am Laufen“, betont Stefan Reise, dessen vor wenigen Monaten verstorbene Frau Alexandra das Herzwerk begründet hat. Aus ihren Ideen und ihrem Engagement sind die Projekte größtenteils entstanden. „Aber wir brauchen neben Sach- auch Geldspenden, um weitermachen zu können“, führt er aus, „aktuell brauchen wir zum Beispiel einen zweiten Kühlschrank im Lebensmittelherz.“ Auch aktive Helfer sind immer willkommen.

Trotz des großen Aufwandes denkt keiner der Herzwerker ans Aufhören. Selbst der jüngste unter ihnen, Vincent, weiß mit seinen fünf Jahren, dass „immer wegwerfen einfach doof“ ist.

Öffnungszeiten Das Bekleidungsherz ist jeden Samstag von 9.30 bis 12 Uhr geöffnet. Mehr unter www.herzwerkrenningen.de