In der Abgabestelle des Herzwerks Renningen können Menschen Waren kostenlos mitnehmen.

Renningen - Der Name sagt es schon: Das Lebensmittelherz in Renningen auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums Süd ist ein echtes Herzensprojekt. Es handelt sich um eine Lebensmittelabgabestelle, an der jeder Mensch, ob arm oder reich, Waren abgeben oder mitnehmen kann. Das Projekt steht damit für mehr Nachhaltigkeit und gegen Lebensmittelverschwendung. Die Initiatorin ist Alexandra Reise vom Herzwerk Renningen. Am Donnerstag wurde die Abgabestelle eröffnet.

 

Ohne die viele Unterstützung wäre dieses Projekt nie möglich gewesen, betont Alexandra Reise. Nicht nur von den vielen Ehrenamtlichen. Zum Beispiel hat sich vor Kurzem der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) im Kreis Böblingen eingebracht und für das Lebensmittelhäuschen ein „Starterpaket“ mit 18 Boxen bereitgestellt, in denen Lebensmittel gelagert und transportiert werden können.

Alles ist über Spenden finanziert

„Wir halten die Aktion für eine tolle Sache“, die zudem perfekt in das neue Abfallvermeidungskonzept des AWB passt, wie Werkleiter Thomas Koch erklärt. „Jedes Jahr werden 15 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, mehr als die Hälfte davon von Privathaushalten.“ Über die Boxen freut sich Alexandra Reise ganz besonders, denn wenn man das Geld dafür auch noch selbst hätte aufbringen müssen, hätte alles viel länger gedauert. Denn alles in und um das Herzwerk-Häuschen ist allein durch Spenden finanziert.

Große Unterstützung kam auch vom Geschäftsführer des Einkaufszentrums, zugleich Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion, Ralph Geyer. „Als Frau Reise mit dem Anliegen auf mich zukam, fand ich das großartig.“ Er stellte nicht nur den Standplatz zur Verfügung, sondern übernimmt auch die Kosten für den Strom. Der Betrieb Müller Elektrotechnik kümmerte sich zudem kostenlos um die elektrischen Anschlüsse.

Geöffnet von 8 bis 20 Uhr

Und so funktioniert das System: Von 8 bis 20 Uhr ist das Lebensmittelhäuschen geöffnet. Das Öffnen und Schließen funktioniert über einen Schließmechanismus – aus dem Häuschen kommt man allerdings immer hinaus. Jeder kann sich an den Waren darin bedienen – in haushaltsüblichen Mengen – oder selbst Lebensmittel abgeben, die noch essbar sind. Ein Lüftungsabzug sorgt dafür, dass es in dem Häuschen nicht zu stickig wird. Und jeden Tag kommen Helfer des Herzwerks vorbei, um Waren auszusortieren, die doch nicht mehr essbar sind.

„Was uns immer wieder begegnet, ist die Angst rund um abgelaufene Lebensmittel“, sagt Alexandra Reise. „Hier versuchen wir aufzuklären, dass viele Dinge durchaus noch essbar sind.“ Neben dem Kühlschrank hängt daher ein extra Infozettel, auf dem erklärt ist, was es mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum auf sich hat und welche Waren nach bestimmter Zeit bedenkenlos verzehrt werden können.

Gekaufte Mengen bewusster wählen

Schon jetzt haben sich einige Unterstützer gefunden, die entweder aktiv in der Abgabestelle mithelfen oder zumindest das Angebot nutzen möchten. Nadine Götz aus Weil der Stadt zum Beispiel hat das Angebot des Lebensmittelnetzwerks in Gebersheim bereits genutzt. Die Abgabestelle in Renningen, die nun deutlich näher an ihrem Heimatort ist, will sie gerne unterstützen. „Es ist so schade, wie die Menschen mit Lebensmitteln umgehen, während andere gar nichts haben.“ Auch eine andere Besucherin aus Renningen möchte als Lebensmittelretterin gerne aktiv werden. „Wenn man die Zahlen des AWB hört, das ist schon erschreckend“, findet sie. Dabei braucht es oft gar nicht viel, um nachhaltiger zu leben. Zwei Tipps, die Nadine Götz direkt parat hat: Nicht gleich die Riesenfamilienpackung aus dem Discounter holen, sondern die gekauften Mengen bewusster wählen. „Und einen Apfel nicht gleich wegschmeißen, nur weil er eine Delle hat.“

Wer sich für die Aktion von Herzwerk interessiert oder selbst aktiv am Lebensmittelherz mithelfen möchte, kann sich unter www.herzwerkrenningen.de informieren. Telefonischer Kontakt: 01 79 / 4 93 70 84.