Das Traditionsrestaurant am Leonberger Marktplatz eröffnet Mitte Juni. Die Küchenchefs Maria und Max Müller verarbeiten nur saisonales Obst und Gemüse, das Fleisch kommt aus Renningen.

Leonberg - Dass Liebe durch den Magen geht, ist eine Binsenweisheit. Im Fall von Maria und Max Müller trifft sie aber hundertprozentig zu. „Du kochst gut“, hat er zu ihr gesagt. „Dich will ich heiraten.“ Klingt wie im Film, war aber so. Bei einem kulinarischen Event in einem Münchener Edelhotel lernten die beiden Köche nicht nur die jeweiligen professionellen Fertigkeiten zu schätzen. Sie kamen sich auch privat nahe, sehr nahe.

 

Nun sind die 29-Jährige und ihr zwei Jahre jüngerer Mann ein Paar in jeder Hinsicht. Neben der menschlichen Liebe verbindet sie auch die Liebe zum Kochen und für gutes Essen. Was kann da näher liegen, als nicht nur Tisch und Bett, sondern auch Herd und Anrichte zu teilen?

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Und es gibt wohl kaum ein besseres Anwesen als das historische Gasthaus am Leonberger Marktplatz Nummer 5, um sich den gemeinsamen Traum von einem Restaurant zu verwirklichen, in dem mit saisonalen Produkten und Fleisch vom Bauernhof eine Qualitätsküche mit bezahlbaren Preisen angeboten wird.

Hier, im Herzen der Altstadt, werden schon seit zwei Jahrhunderten Gäste bewirtet. Ein Hochphase erlebte die „Krone“, wie sie im Volksmund immer noch heißt, als Bettina und Peter Knöpfle auf drei Geschossen kulinarische Akzente gesetzt hatten. Das Bistro im Erdgeschoss wie das oben gelegene Gourmetrestaurant erfreuten sich großer Beliebtheit. Ende 2014 zogen sich die Knöpfles zurück. Nach 40 Jahren in Küche und Keller spielte die Gesundheit des Chefs nicht mehr so recht mit. In einem kleinen Hotel im Schwarzwald lassen sie es heute etwas ruhiger angehen.

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Ein veganes Restaurant an gleicher Stelle hielt sich nicht sehr lange, dann stand das Traditionsgebäude lange leer. Bis Jens Kircher kam. Der Physikprofessor, ein „Freund alter Kästen“, dem auch das Lochmüller-Haus gehört, kaufte das historische Anwesen. Nicht aber, um selber in der Küche zu stehen, wohl aber um mit dazu beizutragen, dass die kulinarischen Maßstäbe der Familie Knöpfle am Marktplatz wieder Einzug halten. Aber einen Gastronomen zu finden, der auf mehreren Etagen aktiv ist und für den die Attribute „bezahlbar“ und „Qualität“ kein Widerspruch sind, ist nicht so leicht. Doch dann kam Kircher mit seinem Nachbarn ins Gespräch. Der wiederum war Betriebsleiter im Brauhaus Sacher. Michael Wagner weiß, wie man erfolgreich Gastronomie managt und ist in der Branche gut vernetzt.

Was wiederum unser junges Paar ins Spiel brachte. Maria und Max Müller waren nicht nur von der Örtlichkeit begeistert, sondern auch von der Möglichkeiten: Ein Bistro, in dem es gutes Essen für zehn oder zwölf Euro gibt, ein großer Saal für festliche Anlässe mit gehobener Küche. Und nicht zuletzt der Marktplatz für die Freiluftgastronomie. Bis zum Brunnen wollen sie Tische und Stühle aufstellen.

Keine Importe aus Übersee

Jens Kircher, Michael Wagner und die Müllers wurden sich schnell handelseinig. Und jetzt arbeiten sie fieberhaft, dass das „M5“, wie es künftig heißt, am 15. Juni eröffnet werden kann. A und O des gastronomischen Konzeptes sind saisonale Produkte. „Bei uns gibt es es nur Obst und Gemüse, das gerade wächst“, sagt Maria Müller. Importe aus Übersee lehnen sie ab.

Das Fleisch beziehen die Müllers direkt vom Hof der Renninger Landmetzgerei Mezger. Hier hatte Max Müller während der Coronazeit gearbeitet und ist von der Qualität und dem Tierwohl überzeugt. Die beiden Küchenchefs wollen nicht nur Einzelteile beziehen, sondern ganze Tiere. „Beim Lamm zum Beispiel kann man fast alles verwerten und leckere Sachen draus machen“, sagt Maria Müller.

Fleischgerichte sind aber nur ein Bestandteil des kulinarischen Angebots. „Unsere Karte wechselt ständig, und es ist immer je ein Gericht mit Fisch oder Fleisch und ein veganes Essen dabei“, sagt die Küchenchefin. Dazu gehören regionaltypische Speisen, etwa Rostbraten, aber auch internationale Spezialitäten.

Was bedeutet M5?

Der kulinarischen Kreativität sind dabei buchstäblich keine Grenzen gesetzt. Max Müller lässt sich gerne von den Rezepten seine Oma inspirieren, die im elsässischen Thann lebt. Seine Frau und er richten genauso gerne den Blick nach Asien. Da liegt es nahe, dass im M5 ein Riesling oder ein Pinot aus dem Elsass ausgeschenkt wird. Darüber hinaus haben sie direkten Kontakt zu einem Familienweingut im pfälzischen Deidesheim. Auf jeden Fall bleiben die Müllers in Europa.

Der Start im Bistro ist Schritt eins. Im Spätherbst, so berichtet Michael Wagner, soll das gehobene Restaurant im Obergeschoss eröffnet werden. Außerdem will das Betreibertrio den lange brach liegenden Gewölbekeller wiederbeleben. Apropos Keller: Zu besonderen Anlässen, etwa beim Pferdemarkt oder beim Nikolausmarkt, wird sich das Team jeweils kulinarische Überraschungen ausdenken.

Bleibt jetzt nur noch der Name: Was bedeutet M5? Maria, Max, Müller, Michael, Marktplatz 5: alles fünf.