Leonberg startet einen Ideenwettbewerb für die Traditionsveranstaltung. Das Jahr Zwangspause wolle man nutzen, um sich grundsätzliche Gedanken zu machen.

Leonberg - In einem Vor-Corona-Jahr hätten die Mitarbeiter des Leonberger Kultur- und Sportamts arbeitsreiche Wochen und nun schon drei Tage mit Arbeit rund um die Uhr hinter sich. Morgen ist der zweite Dienstag im Februar. Alle Leonberger wissen, was das bedeutet: Pferdemarkt. Doch mit Verkündung des zweiten strengen Lockdowns Ende November sah sich auch die Stadt gezwungen, die Veranstaltung abzusagen. Die 330. Auflage findet also frühestens 2022 statt.

 

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Für Jonas Pirzer wäre es der erste richtige Pferdemarkt. „Ich habe aber letztes Jahr mal kurz vorbeigeschaut“, sagt der Leiter des Kultur- und Sportamts, dem er seit April vorsteht. Die Zwangspause wolle man nutzen. „Wir sehen in der Zäsur auch eine Chance“, meint Pirzer. „Sonst gilt immer: Nach dem Pferdemarkt ist vor dem Pferdemarkt. Aus der Nachbetrachtung geht es sofort rein in die Planung der Kinder- und Jugendtage und danach wieder in die Vorbereitungen für den nächsten Pferdemarkt“, erklärt er.

Was ist geplant?

In der Pause könne man zurücktreten und in Ruhe auf alles schauen. Im laufenden Betrieb sei das schwer möglich. „Uns ist es wichtig, hierbei auch unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Prozess einzubinden. Denn der Pferdemarkt ist ein Fest unserer gesamten Stadt“, meint dazu Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Deshalb hat man sich bei der Stadt einen Ideenwettbewerb einfallen lassen. Der Startschuss dazu erfolgt morgen, am eigentlichen Pferdemarkt-Dienstag. Bis einschließlich 9. März können Ideen und Anregungen eingereicht werden.

Offene Fragestellung

Das hört sich zunächst sehr unkonkret an. „Es gibt uns die Offenheit, den Pferdemarkt weiter zu entwickeln“, sagt Jonas Pirzer. Was läuft gut? Was nicht? Was könnte man besser oder anders machen? Gibt es gar neue Ideen, die sich mit der über 350-jährigen Tradition in Einklang bringen lassen? „Es gibt da einerseits die starke Tradition und Verankerung im Bereich Pferde. Zum anderen hat die Veranstaltung auch den Charakter eines Volks- und Stadtfestes“, sagt der Kulturamtsleiter. Das mache den Pferdemarkt im Kern aus.

Wie geht es weiter?

Vier Wochen haben die Leonberger Zeit, ihre Ideen der Stadt mitzuteilen. „Wir sind da ergebnisoffen. Es ist ja durchaus möglich, dass die Leute meinen, es ist alles ok so wie es ist“, überlegt Pirzer. Dann würden erst einmal alle Anregungen gesichtet. Welche Vorschläge tauchen mehrfach auf, sind als stark gewünscht? Welche Ideen sind überhaupt realistisch und umsetzbar? Und was davon ist auch finanzierbar? Je nachdem, welcher Bereich des vielfältigen Programms betroffen sei, gehe man auf die entsprechenden Beteiligten zu. „Aber das lässt sich jetzt noch überhaupt nicht abschätzen“, meint der Kulturamtsleiter.

Das sagen Beteiligt

„Das, was die Feuerwehr Leonberg am Pferdemarkt-Dienstag macht, ist über Jahrzehnte gewachsen. Und für unsere Situation ausgereift, aber auch ausgereizt“, sagt Volker Röckle, der Abteilungskommandant der Kernstadt. Der Leonberger Feuerwehr kommt während des Pferdemarkts eine Dreifach-Rolle zu. Dominiert in der Feuerwache tagsüber der Spaß bei Speis, Trank und Musik und verwandelt sich abends bis tief in die Nacht der Fahrzeugschuppen in die längste Pferdemarktheke, so kommen die eigentlichen Feuerwehraufgaben nicht zu kurz.

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„Wir sichern etwa den Umzug ab und halten Brandwache entlang der Strecke. In der Feuerwache befindet sich die gemeinsame Einsatzleitstelle mit Polizei und DRK. Und dazu kommen dann die ganz normalen Einsätze“, erklärt Röckle. Beim Spaß-Programm sei man an der Grenze des Machbaren. „Die einzige Verbesserung, die ich mir vorstellen könnte, wäre ein späterer Termin, etwa im April. Dann könnten wir auch draußen etwas anbieten“, sagt der Abteilungskommandant. Es wäre auch kostengünstiger, weil man nicht so viel heizen müsste. Und vielleicht würden dann auch mehr Besucher kommen.

Nicht alle Altersgruppen erreicht

Das Pferdemarkt-Programm ist vielseitig. Dennoch erreicht es nicht jeden. „Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren ist der Pferdemarkt nicht so interessant“, findet Jacob Haug vom Jugendausschuss. „Vieles ist eher für jüngere Kinder interessant. Und dann geht es erst ab 18 Jahren wieder los mit Kellern und Partys.“ Das ist dann der feucht-fröhliche Teil des Pferdemarktes. „Der Rummel ist zwar schön, aber eben auch kein Europapark“, sagt Haug. Im Jugendausschuss habe man sich mit dem Ideenwettbewerb noch nicht befasst. Man wolle das Thema aber ansprechen.

Ein Rummel später im Jahr?

Der frühe Termin Anfang Februar hat es der Familie Roschmann, die den Rummel seit Jahrzehnten organisiert, stets schwer gemacht, aufregende Fahrgeschäfte nach Leonberg zu holen. Viele Betreiber seien noch in der Winterpause. Und auch ein schneereicher oder kalter Winter halte sie davon ab – besser gesagt, das Streusalz auf den Straßen. Denn dieses setze den Metallbestandteilen zu, hatte der langjährige Senior-Chef Heinz Roschmann, der mittlerweile verstorben ist, noch vor einem Jahr erläutert.

Frühlings- oder Sommerfest statt Pferdemarkt?

Sein Sohn Mark, der nun das Unternehmen leitet, hatte der Stadt als Ersatz einen corona-konformen Rummel angeboten. Das Konzept hatte man erfolgreich in Göppingen und Kirchheim/Teck im Spätsommer umgesetzt – aber unter den Corona-Bedingungen vor dem zweiten Lockdown, der noch immer gilt.

„Die Familie Roschmann hat ja gesagt, sie können das innerhalb von zwei bis drei Wochen auf die Beine stellen. Man muss einfach sehen, wie sich die Lage entwickelt“, sagt der Leonberger Kulturamtsleiter dazu. Ein Ersatz für den Pferdemarkt sieht er darin aber nicht. „Zum Pferdemarktcharakter gehören der Umzug, die Altstadtkeller und so weiter“, meint Jonas Pirzer. Deshalb habe man auch von einer wie auch immer ausgestalteten Online-Veranstaltung Abstand genommen.

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Städtischer Wettbewerb

Die Stadt Leonberg hat dafür eigens ein Online-Formular auf ihrer Internetseite geschaltet, zu finden auf www.leonberg.de/Pferdemarkt-Ideen. Mitmachen kann man auch per E-Mail an k.mikait@leonberg.de oder per Brief an die Stadtverwaltung: Katharina Mikait, Amt für Kultur und Sport, Belforter Platz 1, 71229 Leonberg. Unter allen Einsendungen wird eine Fahrt in einer Ehrenkutsche beim 330. Pferdemarkt 2022 verlost.

Schreiben Sie uns!

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Leonberger Pferdemarkt? Was war Ihr schönstes Erlebnis? Welchen Teil der Veranstaltung finden Sie besonders wichtig, der unbedingt erhalten bleiben soll? Schreiben Sie uns und lassen Sie die LKZ-Leser an Ihren Erinnerungen teilhaben. Senden Sie einen ausformulierten Text per E-Mail an die Adresse redaktion@leonberger-kreiszeitung.zgs.de. Auch ein von Ihnen geschossenes Foto können sie gern anhängen. Wir veröffentlichen zeitnah die Beiträge.