Jens Kircher hat das Fachwerkhaus am Marktplatz gekauft, in dem einst die Knöpfles auf drei Etagen gehobene Küche zelebrierten.

Leonberg - In der Küche stehen noch eine halb volle Flasche Batida und ein paar verstaubte Weingläser. Und auch der große Tisch aus Bali ist noch da. Sein Holz war einst die Planke eines Schiffs im Indischen Ozean. So manches außergewöhnliches Essen wurde dort zelebriert, eine Topaussicht auf den Marktplatz inklusive.

 

Geht es nach Jens Kircher, ist der Freundschaftstisch, wie er früher von Peter Knöpfle genannt wurde, bald wieder Treffpunkt für Anhänger guter Küche. Der Leonberger hat das Fachwerkhaus „Zur Krone“ gekauft. „Mein Plan ist aber nicht, den Kochlöffel selbst zu schwingen“, sagt der Physikprofessor. „Aber ich möchte dazu beitragen, dass es am Marktplatz wieder etwas Gescheites zu Essen gibt.“

Ganz so, wie es bis vor fünf Jahren noch der Fall gewesen war. Ende 2014 hatten sich Bettina und Peter Knöpfle aus ihrem dreigeschossigen Gastronomiebetrieb zurückgezogen: Nach 40 Jahren in Küche und Keller spielte bei „Piet“, wie ihn seine Stammgäste liebevoll nannten, die Gesundheit nicht mehr mit. Die Knöpfles gingen in den Schwarzwald, wo sie nun ein kleines Hotel betreiben. Hier kocht er zwar noch immer, aber im deutlich kleineren Rahmen.

„Grüner Michel“ hatte Probleme

Was folgte, war der „Grüne Michel“. Das vegetarische Restaurant ließ sich anfangs gut an, war dann aber nur noch unregelmäßig geöffnet, bis schließlich die Gäste komplett vor verschlossener Tür gestanden hatten. Eine Mischung aus wirtschaftlichen und privaten Problemen, so hieß es damals, war die Ursache für das Aus. Lange sah es so aus, als würde im alten Gasthaus „Krone“, wo schon vor zwei Jahrhunderten Gäste bewirtet wurden, die damals noch über eine Holzstiege ins Obergeschoss mussten, nichts mehr geschehen. Bis Jens Kircher vorbeikam.

„Immer wenn ich ein Haus sehe, um das sich keiner kümmert, denke ich darüber nach“, erzählt der Wissenschaftler, der eigentlich im Management einer privaten Hochschule in Darmstadt arbeitet. „Ich habe halt ein Herz für alte Kisten.“

Und er hat ein Herz für den Marktplatz. Deshalb hat er nicht nur die „Krone“ gekauft, sondern auch das Lochmüller-Haus und eine weitere Immobilie.

Blick nach oben lohnt sich

„Zu oft wird nur auf das     Erdgeschoss geschaut“, meint Kircher. „Aber 80 Prozent spielen sich oberhalb ab.“ Der Wissenschaftler sieht eine große Chance für die Altstadt in attraktiven Wohnungen, die zahlungskräftige Mieter anlocken: Neue Bewohner, die gerne gut essen und dann idealerweise in jenem Fachwerkhaus einkehren, über dessen Eingang eine große Krone hängt.

Foto: factum
Doch Jens Kircher musste feststellen, dass es nicht einfach ist, einen geeigneten Gastronomen für solch ein großes Objekt zu finden. Besteht doch das ehemalige Restaurant Knöpfle aus drei Etagen: Im Erdgeschoss ist ein Bistro, in dem es früher gutes Essen zu moderaten Preisen gab. Eins höher ist das Restaurant, in dem hochwertige Speisen angeboten wurden. Ganz oben ist eine moderne Küche für Kochkurse. Die Ergebnisse wurden am Freundschaftstisch aus Bali verzehrt.

Ein Profi muss ran

Genau dieses Konzept soll der künftige Pächter wieder umsetzen. „Der Weggang der Familie Knöpfle hat eine Lücke gerissen, die bis heute nicht gestopft ist“, sagt Kircher. „Deshalb benötige ich einen Profi, der seinen Beruf aus Passion ausübt. Jemand, der das Wirt-Dasein mal ausprobieren möchte, ist nicht geeignet. “ Die Schwierigkeit, das räumt der immobilienaffine Physiker ein, ist das Bespielen von drei Etagen. „Dafür braucht es viel gutes Personal. Andererseits erschließt die Schauküche mit Kochseminaren ganz neue Zielgruppen.“

Lange Vorlaufzeit ist in seinen Augen nicht nötig: „Von einer anderthalb Jahre alten Küche bis zum Geschirr und Besteck ist alles vorhanden.“ Sonnenschirme und Mobiliar für die Außengastronomie ebenso. Wobei es der Hausbesitzer nicht nur bei Tischen und Stühlen auf dem Marktplatz belassen will. „Der Parkplatz hinter dem Haus eignet sich hervorragend als Biergarten mit Blick in Richtung Rathaus, wo es rustikale Speisen für den kleinen Geldbeutel geben könnte.“

Viele Ideen also für ein alteingesessenes Haus. Für den Marktplatz wäre ein wiederbelebtes Knöpfle zweifelsfrei ein großer Schritt nach vorne.