Dass die Spitzenleute die Fluktuation im Rathaus thematisieren, deutet auf härtere Auseinandersetzungen hin.

Leonberg - Nein, die politische Großwetterlage ist alles andere als ein Stimmungsaufheller für Christdemokraten. Und doch ist Oliver Zander am Wochenanfang nicht ganz unzufrieden. Bei nur einer Enthaltung wurde er am Wochenende als Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Leonberg bestätigt. Seine Stellvertreter sind Elke Melller, Rebecca Ott und Andreas Wierse.

 

Was Zander insgeheim noch mehr gefallen dürfte: Die Ratsfraktion ist im Gegensatz zur maroden Bundespartei im Angriffsmodus. Es ist eine forsche Nachfrage an den Oberbürgermeister, die die CDU ins Scheinwerferlicht der lokalen Bühne rückt: Zander thematisierte bei der Hauptversammlung im Amber-Hotel die auffällig vielen Abgänge im Rathaus, darunter mehrere Führungskräfte.

Kündigung nur wegen Wohnortnähe?

Bereits im August hatte Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, im Sommergespräch mit unserer Zeitung angezweifelt, dass ein Großteil der Kündigungen mit dem Thema Wohnortnähe erklärbar sei. Auch CDU-Kollegin Elke Staubach bezweifelt, dass es vor allem kürzere Anfahrtswege zum Büro sind, die bei einer Mehrheit der bisherigen Mitarbeiter für ihre Demission ausschlaggebend waren. Beim Parteitreffen kündigte sie gemeinsam mit Zander an, sich per Ratsantrag nach den Hintergründen der auffälligen Personalfluktuation zu erkundigen. Das bedeutet, dass das Thema in einer der kommenden Sitzungen erörtert wird.

Spannend ist zudem die Frage, ob die Finanzbürgermeisterin Josefa Schmid (FDP) den Haushalt 2022 am 19. Oktober selbst präsentieren wird. Beim vergangenen Mal hatten dies die Kämmerin Elke Gräter und OB Martin Georg Cohn (SPD) übernommen – dies aber vor allem in Ermangelung eines Finanzdezernenten. Denn Ulrich Vonderheid (CDU) war zuvor nicht wiedergewählt worden. Früher hatte er die Zahlen stets persönlich vorgestellt.

Redeverbot für die Erste Bürgermeisterin

Am Wochenende hatte Elke Staubach verlangt, dass die neue Ressortchefin den Etat 2022 selbst erläutern müsse. Dass sie diese gängige Praxis überhaupt einfordert, begründete Staubach mit dem Umstand, dass Schmid seit ihrem Antrittsantritt im Juni kaum öffentlich wahrnehmbar gewesen sei. Die Fraktionschefin hält es für möglich, dass die OB-Stellvertreterin von ihrem Chef ein Redeverbot auferlegt bekommen hat.

Bisher waren es vor allem Cohn und Zander, die ab und zu aneinandergeraten waren. Dass jetzt die sachliche Fraktionschefin die Personalsituation und das Klima an der Stadtspitze öffentlich thematisiert, lässt erwarten, dass die drittstärkste Fraktion ihre Zukunft in der Opposition zum OB sieht.