In den heimischen Rathäusern wird gutes Krisenmanagement betrieben. Doch die Bürokratie von oben behindert die Akteure vor Ort.

Leonberg - Ministerien, Ämter, Behörden allgemein, haben in diesen chaotischen Coronatagen nicht den besten Ruf. Doch während das konfuse Agieren in Berlin mehr als kritikwürdig ist, leisten viele kommunale Dienststellen gute Arbeit. Angefangen beim Landkreis Böblingen mit seinen schnell realisierten Schnelltestzentren, die indes längst völlig überlastet sind, bis hin zum Krisenmanagement vor Ort. Die kleine Stadt Rutesheim hat ein bemerkenswertes Angebot an Teststationen in kurzer Zeit auf die Beine gestellt.

 

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Und Leonberg hat sofort die Hand gehoben, als es um die Standorte zeitlich begrenzter Impfzentren ging. In den Hallen der ehemaligen Frachtpost haben der organisationserprobte städtische Veranstaltungsmanager Nils Strassburg, sein Team und etliche ehrenamtliche Helfer in kurzer Zeit ein funktionables Impfzentrum errichtet, das viel zu schade ist, um nur an zwei mal drei Tagen für hochbetagte Menschen genutzt zu werden. Hier könnten dauerhaft Impfwillige aller Altersklassen versorgt werden, zumal die alte Frachtpost ebenerdig, mithin barrierefrei ist, zentral liegt und über Parkplätze verfügt.

Doch hier fangen die Probleme an. Und die liegen nicht mehr in der Hand der lokalen Entscheidungsträger. Gravierende Engpässe beim Impfstoff, ein pragmatischen Lösungen im Wege stehender Bürokratiewahnsinn und immer wieder neue Verordnungen lassen nicht nur die coronamüden Menschen verzweifeln, sondern auch die Helfer und jene, die versuchen, vor Ort etwas zu bewegen.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass praktikable Ansätze, die in den Rathäusern entwickelt wurden, nicht durch lebensfremde Verordnungen gestoppt werden. So schwebt dem Leonberger Oberbürgermeister vor, das Impfzentrum in der alten Hauptpost für praktische Ärzte zu öffnen, um großes Gedränge in den Praxen zu vermeiden. Die Idee kommt nicht von ungefähr: Martin Georg Cohn steht in engem Austausch mit Timo Hurst, dem Vorsitzenden der Leonberger Kreisärzteschaft.

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Sollten in der ehemaligen Frachthalle nach den Ferien die Impfungen forciert werden können, würde nicht nur der Gesundheit der Menschen gedient, sondern auch die Überlebenschancen der heimischen Wirtschaft vergrößert.

Die Gastronomie ist seit fünf Monaten dicht, die Hoffnungen, die Hotels und Restaurants mit dem Osterfest verbunden haben, sind zerstoben. Die Erwartung, dass die nahenden Konfirmationen und Kommunionen etwas Geld in die Kasse spülen, ist mit mehr als einem Fragezeichen versehen. Doch so lange kann sich kein noch so gesunder Betrieb über Wasser halten, von den anderen ganz zu schweigen.

Eines können unsere Kommunalpolitiker angesichts dieser Dramatik auch noch machen: den Druck auf Bund und Land erhöhen. Am besten gemeinsam, stimmgewaltig und schnell. Bevor es zu spät ist.