Die Premiere des vorläufigen Leonberger Impfzentrums in der ehemaligen Hauptpost verläuft reibungslos.

Leonberg - Manfred Bär hat es schon nach fünf Minuten geschafft. Er ist einer von 280 älteren Menschen, die am ersten Betriebstag des Leonberger Impfzentrums den begehrten Pieks erhalten haben. Und der Leonberger Senior, den seine Frau Irene Blumenstock begleitet hat, ist putzmunter: „Das ging ganz schnell, und das Personal war sehr nett.“ Sagt’s und strebt zügig zum Ausgang.

 

Zufrieden ist auch Jakob Spenker. Der Arzt vom Klinikum Stuttgart koordiniert den Impfeinsatz in Leonberg. In der Liederhalle haben die Mediziner ihre Zentrale, von dort aus gehen die mobilen Impfteams in die Städte der Region.

Wie auf einem Flugplatz

So auch nach Leonberg. „LEO impft“, steht auf einem großen Plakat, das von der Eltinger Straße den Weg zum Parkplatz hinter der alten Post weist.

„Als das Thema in der Corona-Arbeitsgemeinschaft des Landkreises aufkam, habe ich sofort unsere Bereitschaft signalisiert“, erzählt Martin Georg Cohn (SPD). Der Oberbürgermeister ist zum Eröffnungstag gleich zweimal in die umfunktionierte Frachthalle der einstigen Hauptpost gekommen, um Helfer wie Patienten aufzumuntern und zu schauen, ob alles funktioniert.

Alles barrierefrei

Und es funktioniert. Drei Wochen hatten der Veranstaltungsmanager Nils Strassburg und sein Team von der Stadthalle Zeit, aus dem einstigen Umschlagplatz für Pakete eine medizinische Einrichtung zu machen. Dass im einstigen Postgebäude auch das Schnelltestzentrum ist, hat nichts mit dem Impfen zu tun. „Hier ist alles barrierefrei, was für unser Publikum ganz wichtig ist“, sagt Strassburg, der mit der Organisation von Großereignissen bestens vertraut ist. „Diesen Vorteil hatten wir weder in der Stadthalle, noch im ehemaligen Arbeitsamt.“

So ein bisschen erinnert die Szenerie an einen Provinzflughafen in Asien oder Südamerika. Schon auf dem hinteren Parkplatz, von dem aus früher die Lastwagen ins Umland aufgebrochen sind, ist der Zugang mit Absperrbändern markiert. Am Eingangsschalter sitzen Rainer Blümle und Susanne Ulrich und kontrollieren die Ausweise. Jeder Besucher muss nachweisen, dass er mindestens 80 Jahre alt ist und sich angemeldet hat. Die dunklen Bänder weisen den weiteren Weg in vier Kabinen, in denen das medizinische Personal mit den Spritzen bereitsteht. Dahinter ist eine Art Wartebereich zum Ausruhen, dann kommt der Ausgang.

Leute sehr diszipliniert

Damit alles rechtzeitig steht, haben das Stadthallen-Team und die Leute vom Bauhof eine Wochenendschicht eingelegt. Es musste noch Platz für die Helfer des Arbeitskreises Asyl, der Johanniter Unfallhilfe und des Roten Kreuzes geschaffen werden. Letztere haben einen Rettungswagen mitgebracht, falls etwas passieren sollte. Doch zur Premiere läuft alles glatt. „Die Leute sind sehr diszipliniert“, lobt der Mediziner Jakob Spenker.

Geimpft wird bis einschließlich Donnerstag. „Bis dahin müssten wir alle Berechtigten durch haben“, ist Spenker optimistisch. „Wir haben auch noch einige Termine frei“. Die gibt es ausschließlich über die Hotline 0 71 52 / 9 90 59 90.

Impfzentrum auch längerfristig?

Die zweite Impfdurchgang ist vom 19. bis zum 22. April angesetzt. Der Oberbürgermeister will die Aufbauten in der alten Frachthalle aber auf jeden Fall bis auf Weiteres stehen lassen. „Ist der Impfstoff erst einmal in ausreichendem Maß vorhanden, wollen wir auf jeden Fall vorbereitet sein, um den Menschen in unserer Stadt und im Altkreis ein wohnortnahes Angebot zu machen“, sagt Cohn.

Die Kosten von rund 5000 Euro für das, wie es neudeutsch heißt, „Pop-Up-Zentrum“ trägt die Stadt. „Das sind uns unsere Bürger wert“, meint der OB, der sich am Montagmorgen übrigens in den Kreis der aktiven Helfer eingereiht hatte.

OB holt vergessenen Scanner

Denn kurz vor der Eröffnung hatte das Impfteam bemerkt, dass in Stuttgart ein Scanner stehengelassen wurde. Kurzerhand schwang sich Cohn in seinen Dienst-Audi und eilte zur Liederhalle. Das Impfzentrum konnte also doch pünktlich um 9.30 Uhr die Tore öffnen.