40 Jahre prägte Werner Schuhmacher den Merklinger Kleintierzüchterverein. Nun ruft der Ruhestand.

Weil der Stadt - Der Kleintierzüchterverein Merklingen verliert ein langjähriges Mitglied: Über 40 Jahre hat Werner Schuhmacher die Geschicke des Vereins mitbestimmt, davon acht Jahre als Vorstand, 16 Jahre als Zuchtwart für Kaninchen und dazu noch in etlichen anderen Funktionen. „Außer dem Kassierer habe ich eigentlich alles gemacht, glaube ich“, sagt er und lacht.

 

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Jetzt sitzen Werner Schuhmacher und seine Frau Silvia praktisch auf gepackten Koffern auf dem Weg zum Altersruhesitz am Bodensee. Der Abschied fällt nicht leicht, es ist auch der Abschied von ihren Kaninchen. „Wir könnten im neuen Domizil die Tiere nicht so halten, wie wir das wollen“, erklärt der 66-Jährige, der seit drei Jahren im Ruhestand ist, „und da ziehen wir lieber gleich einen ordentlichen Schlussstrich.“ Auch, wenn’s schwer fällt.

Aus Freude am Tier

Aus beruflichen Gründen hat es den gebürtigen Hohenloher ins Heckengäu verschlagen, 1981 ist er dem Merklinger Kleintierzüchterverein beigetreten. „Ich wollte eigentlich nur einige Stallhasen haben. Ein Nachbar hat mich dann zum Verein gebracht.“ Schnell hat er sich mit den Regeln der Zucht, der Genetik und der Vererbungslehre beschäftigt. „Meine Frau hat mich dabei unterstützt, die hat dafür ein Händchen und selbst große Zuchterfolge errungen“, darauf sind beide stolz.

Auch Werner Schuhmacher hat viel Zeit und Leidenschaft in seine Zucht investiert, hat ebenfalls Ausstellungserfolge zu verzeichnen und ist zufrieden: „Züchterischer Ehrgeiz spielt bei dem Hobby auch eine Rolle, man will schon auch Preise gewinnen“, das gibt er gerne zu. Und stellt im gleichen Atemzug klar: „Aber Kaninchenzucht ist kein Hobby, mit dem man Geld verdienen kann. Das tut man aus Freude am Tier.“

Züchter werden immer weniger

Der ehemalige Vereinsvorstand bedauert, dass die Kaninchenzüchter immer weniger werden. „Als ich im Verein anfing, waren wir rund 25 Liebhaber und Züchter von Kaninchen. Wenn meine Frau und ich gehen, bleiben noch drei übrig.“ Er hält kurz inne. „Ich finde das bedenklich“, sagt er dann, „denn viele unserer heimischen Kaninchenarten sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.“ Ein Hauch von Bitterkeit schleicht sich in seine Stimme. „Kaninchen haben eben keine Lobby wie zum Beispiel Hühner, die leicht zu versorgen sind und Eier legen. Und gegen ein Suppenhuhn hat auch keiner was.“

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Kaninchen zu versorgen ist schon etwas aufwendiger. „Ich füttere meine Tiere nach alter Väter Sitte, mit Gras, Heu, Stroh und Getreide“, so hat er es gelernt auf dem großelterlichen Aussiedlerhof, auf dem er aufgewachsen ist, und so hat er es bis heute gehalten. „Heutzutage füttern etliche Züchter mit Fertigfutter, weil das deutlich weniger Arbeit macht. Aber für mich ist das nichts, ich wollte immer, dass meine Tiere ihr natürliches Futter bekommen.“

Jeder Tag mit Hasen ist wie Urlaub

Wenn interessierte Besucher auf das Züchten zu sprechen kommen, hört Werner Schuhmacher immer wieder das gleiche: Es sei ja kein Urlaub mehr möglich. „Ich sage dann, wer Hasen züchtet, hat jeden Tag Urlaub! Jeder Tag mit den Tieren bringt so viel Freude, das ist wie Urlaub.“ Er schmunzelt. Dass Schuhmann das genauso meint, wie er es sagt, ist spürbar. Er ist und bleibt eben ein Tierfreund: „Ich würde mir wünschen, dass die Leute in diesen Zeiten zur Besinnung kommen und feststellen, dass ein Leben mit Tieren gar nicht schlecht ist“, sagt er, „und dass Tiere, vor allem die so genannten Nutztiere, nicht mehr als Gebrauchsgegenstand betrachtet werden.“

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Das Leben der Schuhmachers wird sich ohne ihre Kaninchen sicher verändern, doch Angst vor Langeweile hat Werner Schuhmacher nicht: „Ich habe ja schon oft Fachberichte über die Zucht veröffentlicht, das Schreiben macht mir Spaß. Jetzt habe ich die Zeit, das mehr zu tun, und will mein Leben und meine Erfahrungen in einem kleinen Büchlein zusammenfassen.“