Die Sicherstellung der Kindergarten- und Krippenbetreuung stellt die Stadt Renningen vor große Herausforderungen.

Wir möchten eine vollwertige Kinderbetreuung in beiden Stadtteilen, die fußläufig erreichbar ist.“ So formuliert Daniel Dreßen, Leiter der Abteilung Kinder und Familie im Renninger Rathaus, das Ziel der Stadt. Denn Betreuungsplätze stehen in der Stadt ausreichend zur Verfügung, allerdings besteht weiterhin ein Gefälle zwischen den Teilorten Renningen und Malmsheim. In Malmsheim ist die Anfrage größer als das Angebot. In der aktuellen Kindergarten- und Krippenbedarfsplanung stellte Dreßen im Gemeinderat diese und andere Herausforderungen in der Renninger Kinderbetreuung vor.

 

Zusätzliche Gruppen und Einrichtungen sollen das Problem der Unterdeckung in Malmsheim lösen. Das geht aber nur, wenn ausreichend Fachkräfte da sind, wie der Bürgermeister Wolfgang Faißt betonte. Fachkräftemangel sei bei Erziehern landauf, landab ein großes Problem. „Unsere Aufgabe wird daher nicht nur sein, die Räume zu schaffen, sondern die Leute zu finden, damit wir die Einrichtungen auch betreiben können.“ Ein Baustein ist die hohe Zahl an Auszubildenden in den Renninger Einrichtungen. „In den letzten Jahren haben wir keine Auszubildende verloren, die wir behalten wollten“, bemerkte Daniel Dreßen.

Verschiebung des Stichtags zur Einschulung

Was die Stadt, wie auch viele andere, vor besondere Herausforderungen stellt, ist die Verschiebung des Einschulungsstichtags. Diese führt dazu, dass von diesem Jahr an weniger Kindergartenkinder in die Schule wechseln als sonst. „Das heißt, dass die Kommunen zukünftig 25 Prozent mehr Kindergartenplätze benötigen werden als bisher, das verschärft die Situation extrem“, erklärte Daniel Dreßen.

Aktuell gibt es im Teilort Renningen insgesamt 20 Kindergartengruppen mit 495 Plätzen, in Malmsheim 320 Plätze in 13 Gruppen. Insgesamt also 815 Plätze. Für Krippenkinder stehen 130 Plätze bereit, 70 in Renningen, 60 in Malmsheim. Hinzu kommen weitere Angebote wie Tagespflegestellen. Da der Bedarf in Malmsheim schon jetzt nicht gedeckt werden kann – zwischen 50 und 100 Kinder jedes Jahr seit 2019 fanden keinen Platz im eigenen Stadtteil – und mit dem Neubaugebiet Schnallenäcker III noch weiter steigen wird, sind in naher Zukunft zwei größere Projekte angesetzt.

Kita Merklinger Straße II nimmt 2023 den Betrieb auf

Der Kindergarten Merklinger Straße II in Malmsheim, ein Erweiterungsbau, wird voraussichtlich Mitte 2023 den Betrieb aufnehmen. Er bietet Platz für 75 Kinder in drei Gruppen, wie viele davon ab 2023 betreut werden können, hängt aber von der Personalsituation ab. Vermutlich 25 bis 50 Kinder. Das Defizit in Malmsheim soll damit auf 40 Plätze reduziert werden. Der Kita-Neubau in Schnallenäcker III soll am Ende sogar drei Kindergartengruppen und drei Krippengruppen bieten. Die Fertigstellung ist aber erst für 2024 geplant.

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In der Prognose sieht die Entwicklung in Renningen sehr positiv aus, demnach könnte es in Zukunft einen deutlichen Überschuss an Plätzen geben. „Diese Prognosen sollte man allerdings mit Vorsicht genießen“, so Dreßen. Denn schon für 2019 war einst ein Plus von 45 Plätzen prognostiziert worden, „und am Ende waren wir voll belegt“. Seine Empfehlung lautete daher, auch im Hinblick auf die neue Kita für das neue Baugebiet Schnallenäcker III und die Erweiterung in der Merklinger Straße, keine Kapazitäten zu reduzieren. „Wir müssen schon jetzt eine starke Position erreichen, damit wir die neuen Gruppen und Kitas eröffnen können, da müssen wir Gas geben.“

Ganztagsplätze sind so gefragt wie nie

Die nächste große Herausforderung: Ganztagesplätze. Auf solche gibt es zwar keinen gesetzlichen Anspruch. „Aber der Bedarf der Eltern ist fast immer begründet“, so Dreßen. „Das sind zum Beispiel junge Familien, die sich gerade ein Haus gekauft haben und bei denen deshalb beide Elternteile voll arbeiten müssen.“

Der Bedarf an Ganztagesplätzen sei jetzt schon so hoch wie nie und werde auch weiter steigen. Gleichzeitig wird das Arbeiten in Ganztagseinrichtungen von vielen Erzieherinnen und Erziehern als unattraktiv betrachtet, die meisten arbeiten lieber in Regelgruppen oder welchen mit verlängerten Öffnungszeiten. „Daher stehen aktuell vier Einrichtungen mit insgesamt 140 Ganztagsplätzen vor einer möglichen Reduzierung der Öffnungszeiten auf VÖ im September 2022“, warnte er.

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Möglichkeiten, diesem Problem kurzfristig zu begegnen, sei eine Steigerung der Attraktivität der Arbeitsplätze durch bessere Bedingungen oder das Nutzen von freien Räumen für Ganztagsbedarfe. „Für das Kindergartenjahr 2022/23 und die folgenden müssen wir überlegen, inwiefern die Fixierung auf 50 Stunden Öffnungszeit noch eine realistische Zielgröße ist.“