Der Baustoffhändler Kemmler will die Fläche seines Nachschublagers in Schafhausen für Wohnbau nutzen – unter großer Zustimmung aus Verwaltung und Gemeinderat.

Im „Dornröschenschlaf“ habe das Kemmler-Areal westlich von Schafhausen lange Jahre gelegen, sagte Weil der Stadts Erster Beigeordneter Jürgen Katz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Umso begeisterter ist man im Rathaus nun ob der Pläne des Tübinger Baustoffunternehmens Kemmler, dort Wohnraum zu schaffen. Mit „offenen Armen empfangen“ habe man das Projekt, betonte Bürgermeister Christian Walter (parteilos). Auch die Gemeinderäte sind von den Plänen nahezu hingerissen – und geben der Verwaltung einstimmig grünes Licht für das Aufstellen eines Bebauungsplans.

 

Um welches Gelände geht es?

Das Areal entlang der Althengstetter Straße bei Schafhausen war früher das Zuhause eines Baumarkts, bis die Firma Kemmler das Gelände vor einigen Jahren erworben hat und hier inzwischen ein Nachschublager für ihre Baustoffe betreibt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Tübingen hat mehrere Standorte in Baden-Württemberg – etwa einen in Böblingen, den die Kunden laut dem Geschäftsführer Marc Kemmler auch deutlich häufiger anfahren als den Standort in Schafhausen.

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Das schöne Gelände im Weiler Ortsteil sei auch deshalb für ein Nachschublager viel zu schade, betonte Marc Kemmler, der seine Pläne für die Fläche gemeinsam mit dem Münchner Architekten Wolfram Wöhr in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorstellte.

Stattdessen also Wohnbau – den will die Firma langfristig in Form von Mietobjekten zur Verfügung stellen. Inspiriert wurde Marc Kemmler dabei von der Tübinger Schafbrühl-Siedlung, die seine Kinder, so berichtete der Geschäftsführer, früher besonders wegen des begrünten, gemeinschaftlichen Innenhofs geliebt hätten.

Wie könnte die Bebauung aussehen?

Klar ist: Das Kemmler-Areal hat eine unbestechliche Lage für Wohnbau. Vom „Traumblick ins Tal“ schwärmte auch der Architekt Wolfram Wöhr immer wieder. Um diesen Blick für alle künftigen Bewohner zu bewahren, wünschen sich die Firma Kemmler und das Architekturbüro eine kleinteilige Bebauung: Statt einen großen Wohnblock zu bauen, sollen mehrere kleine Wohneinheiten in zwei Reihen jeweils versetzt voneinander entstehen.

Während die hintere Reihe dreigeschossig werden soll, plant man die vorderen Gebäude eher als niedrigere Reihenhäuser – so soll der Talblick gesichert werden. Rund 60 bis 70 Wohnungen könnten auf dem Gelände insgesamt entstehen. Ein Fünftel davon sind laut der Verwaltung als Mietwohnungen mit Sozialbindung angedacht.

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Herzstück des Bauprojekts ist jedoch, angelehnt an das Tübinger Vorbild, der gemeinschaftliche Innenhof: „Mit kleinem Bächle, ohne jeglichen Verkehr und ohne Parken“, betonte Wolfram Wöhr. Um das zu gewährleisten, will der Architekt sogar eine große Tiefgarage bauen, die sich unter allen Gebäuden erstreckt und über die der Müll zentral gesammelt werden kann, sodass nicht einmal die Müllabfuhr auf das Gelände fahren müsste. „Was mir sehr am Herzen liegt, ist die Fassadengestaltung mit Ziegeln“, ergänzte Marc Kemmler. „Ein schönes, warmes Material.“

Wie geht es weiter?

Auch wenn der im Gemeinderat präsentierte Entwurf nur eine erste Idee für das Gelände ist und man mit dem Verfahren laut Jürgen Katz noch „ganz am Anfang“ sei – für die Pläne hagelte es vonseiten des Gremiums großes Lob. Überzeugend war dabei wohl auch, dass das ohnehin fast komplett versiegelte Gelände durch den Wohnbau sogar wieder etwas grüner werden könnte.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Cornelia Schmalz etwa lobte den sozialen Gedanken der Planung. Jürgen Widmann, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, kommentierte: „Alles ist besser als das, was da gerade steht.“ Die Grünen-Rätin Anke Mathias-Schwarz lobte die schönen Pläne, ergänzte aber auch, dass nun zu hoffen sei, dass es auf dem Gelände nicht nur für die Gutbetuchten schön werde.

Reichen die Kapazitäten in der Kinderbetreuung?

Im Blick behalten müsse die Verwaltung allerdings zum einen die Verkehrsplanung, zum anderen das Angebot an Kinderbetreuung, so der Wunsch aus dem Gemeinderat. Denn in der Kita in Schafhausen ist es jetzt schon eng. Anlässlich des Zeitplans ist man unterdes ziemlich optimistisch. „Wir trauen uns zu, das Bebauungsplanverfahren in einem Jahr hinter uns zu bringen“, so Jürgen Katz. Freudige Nachrichten für Marc Kemmler: „Dann stehen wir bereit.“