Folgen des Klimawandels: Viele Städte und Gemeinden folgen der Initiative des Landes zu einem Starkregenrisikomanagement.

Kurze, aber intensive Regenschauer sind die Ursache für die Hälfte aller Hochwasserschäden in Baden-Württemberg. Das Land will daher, als Reaktion auf die klimatischen Veränderungen und das gestiegene Risiko von Starkregenereignissen, ein kommunales „Starkregenrisikomanagement“ einführen.

 

Nicht nur Heimsheim beteiligt sich daran. Dort hat der Gemeinderat am Montag einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 35 000 Euro, die Hälfte davon übernimmt das Land. Auch die anderen Kommunen im Altkreis beteiligen sich.

Wo liegen die Gefahren?

„Die Starkregenereignisse in den letzten Jahren zeigen, dass grundsätzlich keine Region in Baden-Württemberg von diesen Naturgefahren ausgenommen ist“, erklärte der Heimsheimer Bauamtsleiter Andor Varszegi. „Aufgrund klimatischer Veränderungen muss mit einer Verschlechterung der Situation gerechnet werden.“ Die plötzlichen starken Niederschläge können zum Teil verheerende Überschwemmungen verursachen. Das Risikomanagement soll Aufschluss darüber geben, wie groß das Gefahrenpotenzial in den einzelnen Kommunen ist, wie sich die Topografie und die Bebauung auswirken und ob die bisherigen Schutzmaßnahmen ausreichen.

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Entlang von Gewässern oder anderen neuralgischen Punkten sind die Gefahren von Hochwasser oft ausreichend bekannt, Behörden, Anwohner und Feuerwehr kennen die Risiken und sind auf vieles vorbereitet. „Anders verhält sich die Situation abseits von Gewässern“, so Varszegi. Bei plötzlichem Starkregen könnten auch abgelegen von Gewässern reißende Flüsse entstehen – an Stellen, an denen sonst keine Gefahr erwartet wird. „Wo diese Gefahrenstellen sind, ist weitestgehend unbekannt.“ Diese Stellen auszumachen und darauf zu reagieren, um die Gefahren zu reduzieren oder zu vermeiden, ist das Ziel des Risikomanagements.

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Von der Förderung, die das Land den Kommunen für das Einführen des Starkregenrisikomanagements in Aussicht stellt, will auch Weil der Stadt profitieren. Dort hatte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ebenfalls beschlossen, das Risiko durch Starkregen von einem Büro analysieren zu lassen. Rund 113 000 Euro kostet das die Keplerstadt, von denen aber etwa 80 000 Euro bezuschusst werden. Auch Weissach hatte mit Gemeinderatsbeschluss bereits im November 2019 eine entsprechende Risikoanalyse in Auftrag gegeben.

Wohin fließt das Wasser?

Die Stadt Rutesheim hat das Ingenieurbüro Winkler und Partner aus Stuttgart für rund 45 500 Euro beauftragt, einen Förderantrag und ein kommunales Starkregenrisikomanagement zu erstellen. Gemäß der Förderrichtlinie kann eine Studie mit 70 Prozent gefördert werden. In dieser wird berechnet, welche Gefährdung durch Starkregen besteht und es werden Gefahrenkarten erstellt. Ausgegangen wird hierbei von drei Szenarien: selten – das heißt Regen mit 40 Litern in der Stunde, außergewöhnlich – das bedeutet 50 Liter in der Stunde sowie extrem – bei mehr als 128 Liter Wasser in der Stunde. Untersucht wird auch die Fließgeschwindigkeit des Regenwassers und in welche Richtung es abfließt. Eine Risikoanalyse schließt sich an. Ein Handlungskonzept wird erstellt. In diesem sollen die Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie die Risiken durch Starkregen reduziert – und wie entsprechende Einsatzpläne abgestimmt werden können.

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Vorreiter für dieses Vorgehen waren landkreisübergreifend die Glemsanrainer gewesen. Sie hatten nach dem Starkregen vor allem im Jahr 2010 sich zusammengeschlossen und in Kooperation mit einem Fachbüro um Landesgelder bemüht. Die meisten Maßnahmen wurden nach und nach ungesetzt. Der Hochwasserschutz im Ditzinger Scheffzental aber ist nach wie vor nicht realisiert.