Vier Marken im Stadtgebiet informieren über Starkregenvorfälle von einst, aktuelle Pegelstände und Präventionsvorhaben.

Leonberg - Die Szenerie hat Symbolcharakter: Just als Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) und Baubürgermeister Klaus Brenner am Eingang zum Höfinger Täle unterhalb der Altstadt die neuen Starkregenmarken präsentieren wollen, schüttet es in Strömen. Mehr als ein Zeichen, dass auch in Leonberg das Thema Hochwasser akut ist.

 

Insgesamt vier Starkregenmarken werden in ganz Leonberg hängen: an der Clausenmühle an der Einmündung der Mühlstraße in die Rutesheimer Straße, an der Lahrensmühle beim Bauhof, beim Bahntunnel im Glemstal und südlich von Warmbronn in der Waldfläche „Brenntenhau“.

Pegelstände per QR-Code

Die Starkregenmarken repräsentieren Orte in Leonberg, an denen das Hochwasser besonders stark wütete. Interessierte können einen QR-Code mit ihrem Smartphone einscannen und gelangen auf eine Internetseite, die ihnen Informationen zum damaligen Geschehen liefern. Zudem gibt es Auskunft über Projekte zum Hochwasserschutz.

Über das Flut-Informations- und Warnsystem (Fliwas) etwa können örtliche Hilfsorganisationen die aktuellen Pegelstände an besonders neuralgischen Punkten überwachen. Leonberg ist im modernen, webbasierten Hochwasser-Krisenmanagementsystem vertreten. Alle verfügbaren Hochwasserinformationen des Landes und der Kommunen werden hier auf einer Plattform gebündelt.

Digitale Hochwasserkarten

Auf diese Weise kann Leonberg Frühwarnungen bei lokalen Hochwassern in ihre Pläne einbeziehen und individuelle Hochwasser-Alarmpläne erstellen, die auf die örtlichen Verhältnisse ausgerichtet sind. Im Hochwasserfall visualisieren digitale Lagekarten das Ausmaß des Hochwassers.

Einer, der die Vorhaben in Leonberg über Jahre hinweg immer wieder vorantrieb, ist Manfred Schmickl. Der ehemalige Verwaltungsmitarbeiter ging vor wenigen Monaten in Rente. „Leonberg vor Starkregen zu schützen, war seit dem Hochwasser 2010 eine meiner Hauptaufgaben“, erinnert sich Schmickl, während er an der Glemsbrücke in der Nähe des Baubetriebshofs auf das Wasser hinunterblickt. Auch hier wird eine Marke angebracht. Sollte es zum Starkregen kommen, können Experten anhand eines angebrachten Pegels den Stand dauerhaft überprüfen.

Bach wird renaturiert

20 Meter weiter befindet sich ein eher unscheinbares, aber extrem wichtiges Vorhaben. Mitarbeiter von Tiefbauamt und Bauhof hatten vor einigen Jahren mit schwerem Gerät am Ufer der Glems eine Anhöhung geschaufelt. „Der Schutz an dieser neuralgischen Stelle war dringend erforderlich. Jetzt haben es die Wassermassen schwer, das Ufer zu überspülen“, sagt Schmickl.

Seit Anfang des Jahres beerbt Michael Reiter das Urgestein im Leonberger Tiefbauamt. Er betont, dass man sich in Leonberg nicht erst jetzt mit dem Thema ernsthaft beschäftigt. „Der Starkregen vom 4. Juli 2010 hat die Leonberger wachgerüttelt. Der aktuell laufende Ausbau und die Renaturierung des oberen Fockenbachs zeigen, dass man konkrete bauliche und naturverträgliche Umsetzungen zur Prävention anstrebt“, sagt Reiter. „Es ist auch meinem Vorgänger zu verdanken, der sich dafür eingesetzt hat, dass für Leonberg Starkregengefahrenkarten erarbeitet wurden, die auch in der Bauverwaltung zum Einsatz kommen.“