Die Umsetzung des Renninger Hochwasserschutzkonzepts lässt weiter auf sich warten. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Arbeiten 2022 beginnen können.

Renningen - Beim Hochwasserschutz wäre Renningen gerne schon ein ganzes Stück weiter. Doch die Grundstücksverhandlungen zogen sich „wie Kaugummi“, formulierte es der Stadtbaumeister Hartmut Marx im Gemeinderat am Montagabend. Sprich: Seit den bereits vor einigen Jahren fertiggestellten Schutzmaßnahmen im Westen des Ortsteils Renningen hat sich baulich noch nichts getan.

 

Die gute Nachricht ist: Die Grundstücksverhandlungen sind beinahe abgeschlossen, berichtete Marx, nur noch eine letzte Unterschrift fehlt, und die Gespräche mit dem betreffenden Eigentümer seien gut verlaufen. Sobald die Unterschrift da ist, können der Förderantrag und die Ausschreibung für das Projekt rausgehen.

Auch die nötigen Büsche und Bäume können noch dieses Jahr gerodet werden. Die eigentlichen Bauarbeiten würden aber erst kommendes Jahr starten, dann aber im Laufe des Jahres aber auch weitgehend abgeschlossen sein, erklärte Marx.

Der Rankbach fließt durch Renningen

Anlass für den Zwischenstandsbericht war eine Rückfrage von Andreas Kindler (CDU), wie es um den Hochwasserschutz bestellt ist, in Anbetracht der aktuellen Hochwasserkatastrophen. Denn wenn hier erst einmal 100 Liter pro Quadratmeter herunterkämen, wären die Folgen fatal, „bei den versiegelten Flächen, die wir hier haben“. Schließlich fließe der Rankbach einmal quer durch Renningen, im Osten kommt noch der Maisgraben hinzu, der in den Rankbach mündet.

Vor knapp vier Jahren wurde das erste Teilprojekt des großen Hochwasserschutzkonzepts im Ortsteil Renningen fertiggestellt. Seit damals schützt eine etwa 1,20 Meter hohe und mehr als 400 Meter lange Blocksatzmauer den Sportpark und das Vereinsdorf. Die Mauer führt von der S-Bahn-Brücke am Rankbach entlang, vorbei am Dirtpark bis zum Stadion und noch ein kleines Stück weiter.

Das zweite Teilprojekt betrifft den Osten der Stadt: Das Gebiet vom Lückenschluss B295/B464 nach Norden bis zur Bahnhofstraße, den Bereich Schlossgasse/Mühlgasse sowie die Strecke von der Rankbachbrücke Leonberger Straße bis zur Brücke Bahnhofstraße. „Das ist die westliche Grenze, bis zu der wir den Schutz brauchen“, erklärte Hartmut Marx. Der Bereich dahinter sei einigermaßen unkritisch. „Die Brücke an der Leonberger Straße ist aber ein Nadelöhr, da passen neun Kubikmeter pro Sekunde durch. Bei Hochwasser können das aber auch mal 17 Kubikmeter pro Sekunde sein, die fließen.“ Das dann überlaufende Wasser gilt es abzufangen. Weitere Schutzmaßnahmen sind für das Gebiet Brühl, also die Aussiedlerhöfe zwischen Rankbach und Maisgraben, vorgesehen sowie für das Wohngebiet Burg.

Grundstücksverhandlungen ziehen sich

Erreicht wird der Schutz durch den Bau von weiteren Blocksatzmauern und die Vergrößerung bereits vorhandener Ufermauern sowie durch mehrere kleine Dämme. Ergänzend wird der Maisgraben am östlichen Ortsausgang renaturiert, bekommt also wieder mehr natürliche Kurven. Er kann dann wieder mehr Wasser aufnehmen.

Eigentlich wollte die Stadt das Projekt bereits vergangenes Jahr abgeschlossen haben. „Aber wir haben die Grundstücksverhandlungen etwas unterschätzt“, gestand Hartmut Marx zu. Denn für den Hochwasserschutz ist es unerlässlich, dass jeder einzelne Eigentümer mit im Boot ist. Es gibt keine Alternativen, falls ein einzelner nicht verkaufen möchte. Zuletzt fehlte nur noch ein einziges Schlüsselgrundstück.

Mindestens 50 Prozent Förderung

„Der Haken ist, dass wir uns nur das komplette Projekt als Ganzes fördern lassen können“, erklärte Marx. Dabei geht es um 50 bis 60 Prozent der Gesamtkosten, bei der Renaturierung sind es sogar noch mehr. Deshalb konnte bisher nicht einmal mit einzelnen Abschnitten begonnen werden. Erst muss alles unter Dach und Fach sein, bis die Förderung beantragt werden kann.

Einschränkend musste der Bürgermeister Wolfgang Faißt ergänzen: „Einen hundertprozentigen Hochwasserschutz gibt es nicht.“ Die Kanäle seien alle in einem guten Zustand, „aber ein Regenereignis, wie es sich in Rheinland-Pfalz ereignet hat, das kann kein Kanal der Welt halten“, sagte Faißt.

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Außerdem: In den derzeit betroffenen Hochwassergebieten kamen zum Teil Regenmengen von mehr als 150 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden herunter. „Da hat man plötzlich Hochwasser, wo das vorher nie ein Problem war, das hat dann primär gar nichts mit den Bächen zu tun“, erklärte Marx. Allerdings sei die Ausgangslage in Renningen eine andere als in den Katastrophengebieten, die von vielen engen Tälern geprägt seien. „Deshalb hoffen wir, dass eine solche Situation bei uns gar nicht erst auftreten kann.“